Textilien sind die neuen Lebensmittel

Handel

Ein Jahr „Grüner Knopf“

Alles kann immer verbessert werden. Dazu gehört auch die Wahrnehmung, was sich bereits verbessert hat. Beklagt die Bauernbranche, dass den Verbrauchern die Wertschätzung für Lebensmittel fehlt, gilt das mittlerweile mehr denn je für Textilien. Nicht nur, dass jeder immer mehr Textilien kauft und sie selten mehr als ein paar Mal trägt, Hose, Hemd und Mütze werden vermehrt zu wenigen Eurocent gekauft.

Wie schwierig die Umkehr ist, lässt sich am Lebensmittelmarkt ablesen. Das Ministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit hat mit Gerd Müller jemanden gefunden, der mit dem „Grünen Knopf“ den langen Weg für eine Reform des Textilbereichs angegangen ist. In dieser Woche feiert der „Grüne Knopf“ sein einjähriges Jubiläum.

Teilnehmer verdoppelt

Der Minister hatte zu Beginn auf 27 Vorreiter bauen können. Am Mittwoch zog er Bilanz: „Trotz einer schwierigen wirtschaftlichen Lage hat sich der Grüne Knopf am Markt etabliert. Ich freue mich, dass mittlerweile 52 Unternehmen mitmachen. Das ist eine Verdoppelung im ersten Jahr, obwohl die Textilbranche von der Coronakrise besonders betroffen ist. Mittlerweile kann man sich von ‚Kopf bis Fuß’ mit Grüner Knopf-Produkten einkleiden – von Mützen, über T-Shirts bis zu Sneakern. Auch Bettwäsche, Rucksäcke oder Zelte tragen das Siegel. Den Grünen Knopf gibt es für jeden Geschmack und auch für jeden Geldbeutel. Denn nachhaltige Mode muss nicht automatisch teuer sein.“

Eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts GfK kommt zu dem Ergebnis: „Der Grüne Knopf ist auf dem besten Wege zu einer Erfolgsgeschichte“. Rund ein Drittel der Deutschen kennen ihn – nach einem Jahr ein im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeitssiegeln sehr guter Wert. Und nahezu alle Befragten befürworten ein staatliches Siegel zur Überprüfung sozialer und ökologischer Standards. Die Menschen wissen auch, wofür der Grüne Knopf steht: wie das Verbot von Kinderarbeit und gefährlichen Chemikalien oder Zahlung von Mindestlöhnen.

Dieses Vertrauen spiegelt sich auch an der Ladentheke wieder: Allein im wirtschaftlich schweren ersten Halbjahr 2020 wurden mehr als 50 Millionen Textilien mit dem Grünen Knopf verkauft. Davon rund 35 Millionen Kleidungsstücke.  Das entspricht hochgerechnet einem Marktanteil  des Grünen Knopfs zwischen 1,5 und drei Prozent Zur Einordnung: Das deutsche Bio-Siegel lag in dem ersten Jahren nach Einführung bei zwei Prozent Marktanteil und hat nach sieben Jahren einen Marktanteil von 3,5 % erreicht.

Diakonie und Caritas

Zum Geburtstag sind die Diakonie Deutschland und der Caritasverband zum „Grünen Knopf“ gestoßen. Zusammen sind sie die größten Textilbeschaffer in Deutschland - außerhalb der öffentlichen Hand. Allein für die 2,2 Millionen Betten und Plätze in den 56.000 Einrichtungen werden riesige Mengen an Bettwäsche benötigt.

Ergänzung

Lidl gehörte zu den Startern bei Grünen Knopf und hat zum Geburtstag zertifizierte Baby-Kleidung ins Aktionssortiment gebracht. Für den Discounter ist das Label eine wichtige Ergänzung zu Fairtrade und dem Global Textile Standard.

Klaus Müller bescheinigt dem Grünen Knopf eine wichtige Orientierung für Verbraucher. Allerdings ist das Label im Massenmarkt noch nicht angekommen, sagte der Vorstand Verbraucherzentrale Bundesverband. Es ersetze kein Lieferkettengesetz. „Dieses würde alle Unternehmen der Textilbranche verpflichten, menschenrechtliche- und umweltbezogene Sorgfaltspflichten einzuhalten. Nachhaltigkeit beginnt bereits bei der Produktion auf dem Baumwollfeld in Afrika oder Asien. Der Warenkorb von Verbrauchern kann es am Ende nicht allein richten. Eine zivilrechtliche Haftung für deutsche Unternehmen innerhalb eines Lieferkettengesetzes ist unabdingbar.“

Das Lieferkettengesetz ist am MIttwoch allerdings zum zweiten Mal von der Tagesordnung des Bundeskabinetts verschoben worden.

Lesestoff:

https://www.gruener-knopf.de/

roRo

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