Tiermehlexporte ungenießbar machen

Handel

Bund drängt EU auf Änderung zu Tiermehlen

Rund 500 Tonnen Tiermehl hat im Mai ein deutscher Exporteur aus der Tierkörperbeseitigungsanlage Hardenberg in Baden-Württemberg als „mineralisches oder chemisches Düngemittel“ nach Malaysia exportiert. Das jedoch ist verboten, damit auch im Ausland keine Tiermehle verfüttert werden können, die eventuell BSE-Erreger in sich tragen und die Tierseuche ausbreiten.
Die Zulassung des Exportbetriebes ist mittlerweile erloschen, teilt die Bundesregierung auf ein Anfrage der Linksfraktion mit. Um künftigen Täuschungsfällen entgegenzuwirken hat die Bundesregierung der EU vorgeschlagen, „organische Düngemittel oder Bodenverbesserungsmittel, die aus einem eiweißhaltigen Material gewonnen wurden“, nur noch dann in Verkehr bringen zu lassen, wenn Zusätze beigemischt wurden, die eine nachfolgende Verfütterung unmöglich macht.

Hintergrund
Hintergrund des Verbotes sind die schwammartige Veränderungen des Gehirns bei Rindern, BSE, die durch infektiöse Eiweiße hervorgerufen wird. Diese Prionen können über eine Verfütterung an gesunde Rinder weitergebene werden und die Krankheit auslösen. Deshalb darf seit 2001 innerhalb der EU kein tierisches Protein mehr an Wiederkäuer und andere Nutztiere verfüttert werden. Deutschland hat die Vorschriften sogar noch verstärkt und das Verfüttern von Gewebe warmblütiger Landtiere und von Fischen an Pferden und Nutztiere, die der Lebensmittelgewinnung dienen, verboten.

Eiweißlücke
Mit dem Verbot der Verfütterung tierischer Proteine entstand allerdings ein Eiweißdefizit in der Tierernährung. Das wichtigste Proteinfuttermittel ist derzeit Sojaschrot, welches nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle ZMP „teuer bleibt“. In diesem Sommer liegen die Preise auf Grund der knappen Versorgung und limitierten Lieferungen aus Südamerika über Vorjahresniveau. In der EU werden auf rund 400.000 ha Sojabohnen angebaut, aus denen rund 300.000 Tonnen Sojaschrot erzeugt werden. Gebraucht werden aber etwa 34 Millionen Tonnen Futtermitteleiweiß, das die EU auf dem Weltmarkt einkaufen muss.
Knappes eigenes und teure Futtermittel aus Übersee: Vor der Sommerpause äußerte sich Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer dahingehend, dass nach acht Jahren Verbot der Tiermehlverfütterung, dieses gelockert werden sollte. Zumindest Schweine und Geflügel könnten wieder mit tierischem Protein versorgt werden.
In einer aktualisierten gemeinsamen Stellungnahme vom Bundesinstitut für Risikobewertung und dem Friedrich-Loeffler-Institut kann jedoch weiterhin auch nicht ausgeschlossen werden, dass infektiöse, proteinhaltige Materialien in Fetten aus Geweben von Wiederkäuern vorhanden sein können. Beide Institute lehnen damit das „Intra-Species-Recyling von Futterfetten bei Wiederkäuern“ ab.

Energetische Verwertung
Der Mensch verzehrt von einem Hähnchen nur etwa 68 Prozent. Das Schwein landet nur zu 62 Prozent auf dem Teller, beim Rind sind es nur 54, bei Schaf und Ziege nur 52 Prozent. Der „Rest vom Fest“ sind tierische Nebenprodukte, Abfälle, die nicht zum unmittelbaren Verzehr durch den Menschen bestimmt sind. Nach EU-Angaben fallen in der Gemeinschaft etwa 10 Millionen Tonnen Nebenprodukte an. Können sie nicht auf dem Fett- oder Proteinmarkt verwertet, müssen sie entsorgt werden. Ein Dilemma, welches nur dann weniger wird, wenn weniger Fleisch gegessen wird. Eine Verwertungsalternative ist die energetische Entsorgung der Nebenprodukte.

roRo

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