„tit-for-tat-game“ im Handel ohne Lösung
Handel
EU-CN: Globaler Handel braucht keine Retourkutschen
Was derzeit im Handel zwischen der EU und China eingesetzt wird kann schnell zu einer Loose-Loose-Situation werden. Nach Einführung der Strafzölle auf chinesische Solarmodule hat das Reich der Mitte ein Anti-Dumping-Verfahren gegen europäische Weine eröffnet. Das Online-Magazin german-china.org.cn führt an, dass die Zölle mit Frankreich und Italien vor allem die Länder treffen sollen, die für die Strafzölle votierten. Ein entfesseltes Spiel mit Retourkutschen hilft aber niemandem weiter.
China braucht Importe
Der aktuelle Ausblick auf die Agrarmärkte von OECD und
FAO zeigt auf, das China weiterhin auf Importe von Ölsaaten und Vieh für den
wachsenden Fleischbedarf im Land angewiesen ist. In den nächsten zehn Jahren
wird der chinesische Bedarf an Ölsaaten um 40 Prozent steigen und etwa 59
Prozent des Welthandels ausfüllen. Bis 2022 wird der Bedarf an importierter
Milch um zehn Prozent anwachsen.
Ein Rückzug auf Selbstversorgung ist nur eingeschränkt
möglich. Die landwirtschaftliche Fläche ist in China kaum noch erweiterbar, die
Produktionskosten steigen, und die Umweltbelastungen machen sich immer stärker
bemerkbar. Das Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion lag zwischen 2003
und 2012 noch bei 2,1 Prozent jährlich; für die Zeit bis 2022 sollen es nur
noch 1,5 Prozent werden.
China will exportieren
Auf freundliche Auslandsmärkte ist China auch bei
Exporten angewiesen. Auf der Pekinger UNCTAD-Konferenz des „Global Services
Forum and China International Fair for Trade Services“ Ende Mai sah der
chinesische Premier Li Keqiang Wachstumschancen für Dienstleistungen vor allem
in den Entwicklungsländern. „Wir sollen Reformen im Bereich des
Dienstleistungssektor angehen und die Weiterentwicklung fördern, um weltweit
mehr Beschäftigung zu generieren“, sagte Li Keqiang. Damit könne die Erholung
nach der Finanzkrise beschleunigt werden. Die Industrieländer sollten ihre
Märkte für die Entwicklungsländer öffnen.
UNCTAD General-Sekretär Supachai Panitchpakdi legte das
„Pekinger Kommuniqué“ vor. Darin wird die Schlüsselrolle der Dienstleistungen
für die Wirtschaft gewürdigt. Ein „Global Services Forum Vision Council“ soll
einen informellen und offenen Rahmen für Regierungen und Unternehmen bilden, um
den Sektor stärker ins Bewusstsein zu bringen.
Nach Li Keqiang stellen die Dienstleistungen, die auch
China exportieren will, ein Rückgrat der Industrialisierung, Informatisierung
der Gesellschaft, neue Formen der Urbanisierung und der modernen Landwirtschaft
dar.
Lessons to be learned
Die europäischen Strafzölle gegen China könnten aber auch ein Hinweis auf die chinesische Exportstrategie sein, die Rahmenbedingungen freundlicher zu gestalten. Die meisten Anti-Dumping-Verfahren hat China über die USA erhalten. Die neuen Schwellenländer könnten ebenfalls aufzeigen, dass nicht mehr alles in einem verwobenen Weltmarkt erlaubt ist. Noch sind zwei Monate Zeit, bevor die ganz hohen Zollsätze gelten.
Lesestoff:
EU setzt Strafzölle gegen chinesische Solarmodule fest
Roland Krieg