Tu felix Austria …
Handel
Neues Bio-Siegel in Österreich
Den Habsburgern wurde eine glückliche Heiratspolitik nachgesagt. Tu felix Austria… wurde zum geflügelten Wort der Koexistenz, die Kriege ersetzt. Vor diesem Hintergrund darf Deutschland neidisch auf seinen südlichen Nachbarn schauen, bei dem Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft nebeneinander existieren. „Jeder hat seinen Weg gefunden“, sagte Barbara Köcher-Schulz zu Herd-und-Hof.de. Es gebe keine Reibereien. Die Vermarktungsexpertin der Agrarmarkt Austria Marketing (AMA) hat zusammen mit Johannes Gimplinger das neue Bio-Biosiegel auf der BioFach vorgestellt.
Bioland Österreich
19,66 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche werden
auf biologische Weise bewirtschaftet. Schweden kommt mit 15 Prozent auf Platz 2
der EU-Ökorangliste. Dem Supermarkt Billa bescheinigt Köcher-Schulz eine
zentrale Rolle. Dieser hatte mit dem Bio-Siegel der AMA Ökoprodukte gleich
flächendeckend in die Nachbarschaft der Verbraucher getragen und den Bauern
damit einen gesicherten Absatzmarkt beschert.
Ein zweites zentrales Element war der EU-Beitritt. Gab
es vorher lediglich 420 Biobauern schnellte die Zahl der Biobetriebe 1995
gleich auf 18.500 hoch und liegt derzeit bei 21.300. Derzeit stagniert die
Umstellungsrate. Aber das sei auf die 5jährige Förderphase zurückzuführen, die
in ihrer Laufzeit keine neuen Betriebe mehr aufnahm. Für 2015 erwartet die
AMA-Expertin mit einer neuen Förderphase einen neuen Schwung, denn
umstellungswillige Bauern gebe es in Österreich noch genug.
Biokunden
Auch in Österreich gibt es eine Vielzahl an Bio-Label.
Meist will der Handel sich mit individuellen Programmen am Markt
differenzieren. Auch verschiedene Öko-Verbände sind vertreten. Das AMA-Zeichen
hat aber den Ökolandbau am meisten geholfen.
Denn die österreichischen Konsumenten sind gar nicht so
verschieden wie ihre nördlichen Nachbarn. Motivation, Produktsortiment und
Kaufentscheidungen werden sehr ähnlich getroffen. Die AMA hatte zuletzt 2012
eine umfangreiche Marktanalyse über den Biokonsum durchgeführt [1].
Selbst Nicht-Bio-Kunden finden, dass „Bio das Beste“
ist. Doch die Kundenwünsche ändern sich. Informationen und Kontrollen stehen
auf der Wunschliste ganz oben. Das Basis-Bio reicht nicht mehr. Heute gehört
die artgerechte Tierhaltung, Saisonalität und Regionalität sowie der Verzicht
auf Überseeprodukte zum Lebensstil. Das AMA-Biosiegel musste angepasst werden.
Und das haben die Österreicher getan
Die neuen Richtlinien
Bioprodukte stehen bei Tests oft auf dem ersten Platz
als Top-Produkte. Vor allem bei mikrobiologischen Analysen belegen sie aber
auch oft die letzten Plätze. So sind neue Richtlinien für die Herkunft, bei
Kontrollen und bei speziellen Anforderungen speziell auf die umfangreichen
Kundenwünsche zugeschnitten.
Umfangreiche Herkunftsangaben erlauben dem Konsumenten
einen schnellen Blick auf die Herkünfte selbst einzelner Zutaten. Das muss
nicht auf das Staatsgebiet beschränkt sein. Mit „Alpenregion“ oder
grenzüberschreitend in Zusammenarbeit mit bayerischen Erzeugern kann sich der
Kunde seine Regionalität selbst wählen. Was nach der Richtlinie nicht
gekennzeichnet werden kann, erscheint mit einem schwarz-weißen Logo.
Grundsätzlich wird die Eigenkontrolle forciert. Aber
die Biokontrolle des Betriebes wird durch eine externe und unabhängige
Kontrollstelle geleistet. Es dürfen auch Betriebe mit den Standards IFS Food,
BRC oder dem neuen FSSC 22000 teilnehmen, sofern sie gültige Zertifikate
vorlegen und sich alle zwei Jahre an den AMA-Biokontrollen beteiligen.
Bei den produktübergreifenden Anforderungen müssen alle
Zutaten zu 100 Prozent aus dem biologischen Anbau stammen. Ausnahmen sind bei
Naturdärmen, Gelatine, Pektin und Hefe erlaubt. Lebensmittelimitate sind nicht
zulässig und gegenüber der EU-Bio-Verordnung sind zehn weitere Zusatzstoffe
nicht erlaubt.

Werbung ist alles
Damit die Mühen auch weiterhin erfolgreich bleiben, kann die AMA generisch für Bioprodukte werben. Die Bio-Aktionstage im Herbst erreichen mehr als 360.000 Verbraucher. Das neue Bio-Siegel gibt Gelegenheit mit Inseraten auch wieder für den Ökolandbau zu werben. Die neuen Richtlinien sind seit Jahresanfang gültig, das neue Zeichen (s. Foto) muss noch von der EU notifiziert werden. Mitte 2014 soll es soweit sein, erklärte Johannes Gimplinger.
Lesestoff:
[1] Erst im letzten Jahr ging eine dreijährige Marketing-Kampagne für Bioprodukte zu Ende
Ausführliche Studienergebnisse finden Sie auf der Seite www.ama-marketing.at
Roland Krieg; Fotos: roRo
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