Tunesien als Drehscheibe nach Afrika
Handel
Hoher Diversifizierungsgrad tunesischer Exporte
Die
tunesische Exportpalette auf der Anuga wird breiter und tiefer. Waren es früher
Olivenöl und Datteln, so zeigte sich das Land auf der Anuga in bunter Vielfalt
vom Fisch bis zu Konfitüren, von Süßwaren bis zu Obstsäften. Der Erfolg basiert
auf den ehrgeizigen Zielen innovativer Unternehmer mit Visionen und qualifiziertem
Personal, erläutert Abdellatif Hamam, Generaldirektor der tunesischen Exportagentur
CEPEX gegenüber Herd-und-Hof.de. Tunesien weist mehr als 1.000 Firmen mit mehr
als 10 Angestellten im Agrar- und Ernährungsgewerbe auf und rund 150 davon sind
exportorientiert. Die tunesische Regierung ermutigt vor allem die klein- und
mittelständischen Unternehmen, die gegenüber Süd- und Osteuropa kostengünstiger
produzieren können. Und mit Innovationen aufwarten. Das Familienunternehmen Deyma beispielsweise bietet Premiumpralinen und mit
Marzipan gefüllte Datteln als süßen Snack an und ist damit bereits auf dem
französischen Markt erfolgreich.
Drehscheibe
nach Afrika
Und
der Agrarsektor ist einer der wichtigsten des Landes. Rund acht Prozent Anteil
am Bruttosozialprodukt trägt er bei und sichert 18 Prozent der Beschäftigten
einen Arbeitsplatz. Das Agrar- und Ernährungsgewerbe exportiert Güter im Wert
von rund 900 Millionen Euro. Ein Viertel davon wird durch Olivenöl erzielt und
der wichtigste Handelspartner ist Italien.
Den
Erfolg führt Hamam auch auf die Jasmin-Revolution zurück. Die Tunesier haben
eine Vision über ihr Land und können diese auch verwirklichen. Nicht nur die
Regierung unterstützt den Wirtschaftssektor, kürzlich waren auch
EU-Repräsentanten in Tunis und sagten eine langfristige Unterstützung zu. Am
kommenden Wochenende sind Wahlen in Tunesien und Abdellatif Hamam hofft, dass der
Arabische Frühling nicht zu Ende ist.
Es
geht nicht nur um die Exporte. Tunesien kann dank seiner zentralen Lage eine
wichtige Drehscheibe nach Afrika sein. Hamam ist sich sicher, dass Tunesien
europäische Technologien robust genug für Länder wie Mali oder dem Tschad
machen kann. Tunesien hat bereits feste Marktbeziehungen in Europa und muss sie
nicht erst aufbauen. Daher sei es leichter, so Hamam, diese weiter auszubauen.
Dafür
müssen aber auch die Handelsbeziehungen fairer werden. Für Olivenöl nach Europa
gibt es eine Quote und einen Extrazoll in Höhe von 1,20 Euro für die ersten
zwei Jahre. Denn umgekehrt bietet Tunesien auch für Deutsche gute
Exportchancen. Der Umbruch in der arabischen Welt und die steigende Bevölkerung
erhöhen die Exportchancen für Zuchtrinder. Milch in Tunesien beispielsweise
wird derzeit verstärkt aus Libyen aufgekauft. Um diese und die eigene Nachfrage
langfristig zu sichern liegen bei der Deutsch-Tunesischen Industrie- und
Handelskammer bereits konkrete Anfragen für Zuchtrinder aus Deutschland für
Fleisch und Milch vor.
Lesestoff:
Maghreb-Forum der EMA in Berlin
Roland Krieg, (Text und Fotos)