Umweltwirtschaft in Brandenburg
Handel
Brandenburgs Umweltwirtschaft stärkster Wachstumssektor
22.000 Beschäftigte haben in Brandenburg 4,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ihnen gemeinsam ist, dass sie in der Umweltwirtschaft arbeiten, die derzeit besser als andere Sektoren wächst, so die aktuelle Studie „Sauber.Effizient.Zukunftsorientiert“, die Benjamin Grädler im postgradualen Studium „General Management“ erstellt hat. Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack stellte die Studie im Rahmen einer Pressefahrt zu zwei innovativen Betrieben vor.
Studie wichtig für die Politik
„Die Umweltwirtschaft ist eine
globale Zukunftsbranche mit erheblichen Wachstumspotenzialen“, so Tack. Zusammen
mit dem Wirtschaftsministerium hat schon ein erstes Treffen gegeben, sich über
die Ergebnisse der Studie abzustimmen. Ziel ist nicht nur eine abgestimmte
Förderung der Unternehmen. Was die Politik vor allem braucht, ist eine
eindeutige Definition des Bereichs Umweltwirtschaft, damit die Förderungen auch
die richtigen Firmen finden, so Tack.
In der Literatur ist die
Definition des Bereiches uneinheitlich. Im Kern treffen sich die
Beschreibungen, doch verschieden „bleibt die Anzahl der Branchen, auf die sich
die Begriffsdefinition bezieht.“ Meist werden Unternehmen der Energie- und
Kreislaufwirtschaft umrissen, doch Grädler hat die Definition präzisiert:
„Umweltwirtschaft im engeren Sinne umfasst all jene auf Dauer mit der Absicht
auf Gewinnerzielung oder auch gemeinnützig ausgeübten Tätigkeiten, deren
Produkte, Anwendungen oder Dienstleistungen im Hauptzweck ein
umweltverträgliches, energieeffizientes und/oder Ressourcen schonendes
Wirtschaften gewährleisten.“
Stärken und Schwächen
Nach Analyse der Studie besitzt
Brandenburg die Stärken, dass es in einigen Teilmärkten für die
Umweltwirtschaft wirtschaftliches Potenzial gibt. Die hohe Akademikerquote
sichert den Bedarf an Facharbeitern und Forschern und die Firmen richten ihre Geschäftstätigkeiten
regional aus. Mit 64 Prozent Marktanteil sorgt die regionale Wirtschaft für
Marktstabilität bei den Unternehmen. Verbunden ist das mit einer Querschnittsfunktion,
so dass sich die Branche gleich über mehrere Wirtschaftszweige hinweg
erstreckt.
Die regionale Ausrichtung zieht
aber als Kehrseite die mangelnde Internationalisierung nach sich. Da Deutschland
im Umweltbereich schon gut aufgestellt ist. Liegen die eigentlichen
Wachstumsmärkte im Ausland. Auch wenn Fachkräfte vorhanden sind: Es gibt andere
attraktivere Standorte. Die Unternehmen bemängeln, dass es schwer sei,
Fachkräfte im Flächenland zu halten. Als größte schwäche gilt wohl die fehlende
Förderpolitik. Fehlende Programme und zu viel Bürokratie sowie mangelnde
Informationen minimieren die Firmenentwicklung. Aber die Studie ist ja
angetreten, genau diese Bereiche zu verbessern.
Andere Bundesländer haben die
Förderstrategien auf die nationalen und internationalen Wachstumsmärkte
ausgerichtet, so die Studie. Brandenburg kann hier das vorhandene Potenzial
noch voll ausschöpfen.
Die Energiewende braucht dichte Häuser
Die Bundesregierung hat die
Energiewende eingeleitet. Neben der Strom- und Wärmeerzeugung komplettieren die
Ansätze Energieeffizienz und Energiesparen die hohen Ziele. Zum Beispiel im
Bereich der Gebäudeisolierung. Nur dichte Dächer sichern die Energiewende
lautet das Motto der Progeo Monitoring GmbH aus Großbeeren bei Berlin. Das 1993
gegründete Unternehmen hat sich auf Dichtungsüberwachung und Leckageortung spezialisiert
und dichtet gerade einen Tunnel in Kanada ab, der Wasser um die Niagarafälle
herumführt.
Gerade Flachdächer haben in der
jüngsten Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. Wenn es durchregnet, fällt der
Turnunterricht aus. Ist auf dem dach sogar noch eine Photovoltaikanlage
installiert, wird es richtig teuer: vor der Suche nach der Leckage müssen alle
Paneele erst einmal wieder abgebaut werden. Und derzeit planen viele
Architekten mit Sonnenstromanalagen auf Dächern.Geschäftsführer Andreas Rödel
führt vor, wie das System funktioniert. Dabei reicht ein kleiner Nadelstich
aus, um in der Spezialabdichtung eine Leckage zu simulieren. Träte der Wasser
ein, wird da ein Strom erzeugt, der mit einer Weidezaunspannung vergleichbar
ist. Auf dem Monitorgerät ist der Alarm sichtbar und zeigt bis auf einen Meter
genau die Einstichstelle an. Mit einer Wärmekamera ist dann die punktgenaue
Lokalisierung möglich.
Auf vergleichbare Weise kann
eine Leckage unter einer Photovoltaikanlage erkannt werden, so dass im
Reparaturfalle nur wenige Paneele abgebaut werden müssen. Mit Hilfe solcher
Systeme können die geschätzten Nutzungszeiten von Gebäuden auch vollwertiger
ausgeschöpft werden.
Lesestoff:
Die Studie ist komplett auf www.mugv.brandenburg.de
einzusehen.
www.progeo.com
Am Montag: Biokohle aus
Brandenburg
Roland Krieg (Text und Fotos)