Vancouver sorgt sich um Trumps Handelspolitik
Handel
Ohne China und Japan verliert Vancouver seine Investitionen
Ende Februar hat die Hafenbehörde von Vancouver ihre Jahreszahlen 2018 veröffentlicht. Der Hafen an Kanadas Westküste ist zugleich der zweitgrößte Hafen für die USA im Nordwesten. 2018 hat der Hafen mit 147 Millionen Tonnen einen neuen Rekord beim Güterumschlag erzielt. Das waren 3,5 Prozent mehr als im Jahr 2017.
Die meisten Zuwächse gab es bei der Verschiffung von Raps und Getreide. Ein großer Teil stammt aus den USA. Daher sorgt sich Alex Strogen, Marketingleiter der Hafenbehörde für den US-amerikanischen Teil, um die künftige Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump. Die Verschiffung von Weizen nach Japan sichert dem Hafen ein einträgliches Geschäft. Doch während die EU, Kanada und Australien Handelsabkommen mit Japan abschließen, gibt es nach der Aufkündigung des Transpazifischen Handelsabkommens TPP durch die USA keine neuen Vereinbarungen.
Das gilt auch für die chinesische Nachfrage nach Soja. Peking kauft die Bohnen auf anderen Märkten. Zwar suchen die Exporteure neue Absatzmärkte. Doch die Schiffe nach Europa und in den Mittleren Osten verlassen die USA von Houston und New Orleans an der Golfküste und graben den nordwestamerikanischen Häfen das Geschäft ab.
Die Häfen an der Nordwestküste und allen voran Vancouver haben vor der Präsidentschaft Trumps mehr als zehn Jahre in neue Verlademodule investiert. Dadurch konnten sie den Export von Getreide und Ölsaaten zwischen 2008 und 2015 mehr als verdoppeln. Das alles gerät jetzt nach Strogen in Gefahr. Banken und Investmentfirmen hielten sich bereits zurück. Es sei schwieriger geworden Mieter für die Lagerhäuser auf dem neu erschlossenen Gelände „West Vancouver Freight Access“ zu bekommen, in das der Hafen zuletzt rund 250 Millionen US-Dollar investiert hat. Die großen vier des Agrarhandels Archer-Daniels-Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus haben wie US-Farmer und einige japanische Firmen Anteile am kanadischen Hafen. Sie zögern bei weiteren Investitionen in Vancouver.
Der Export von kanadischem Holz und Autoteile von Subaru nach Kanada halten das Geschäft hoch. Einen Teil der verlorenen Soja-Fracht kann der Hafen durch die Verschiffung von Mais in andere asiatische Länder kompensieren. Mais kommt mit der Eisenbahn aus North Dakota und wird über modernste Frachtbänder mit 2.000 Tonnen pro Stunde verladen. Beispielsweise in den Bauch des Frachters Zheng Zi nach Südkorea. Solche neuen Geschäfte sind nach John Todd, Vizepräsident der United Grain Corp., die in Vancouver das größte Getreidelagerhaus an der Westküste unterhält, schwer erarbeitet.
97 Prozent des für China vorgesehenen Soja wurde über die Häfen an der Westküste verschifft. Die Amerikaner verstehen ihren Präsidenten nicht mehr. Mike Steenhoek ist Geschäftsführer des Sojatransportverbundes in Iowa. US-Staaten wie North Dakota haben in den letzten Jahren in den Ausbau der Sojaproduktion investiert. Steenhoek sieht den steigenden Bedarf in China und musste zur Kenntnis nehmen, dass im November 2018 kein Gramm Soja Vancouver verlassen hat.
roRo