Venezuela steht vor einem schwierigen Jahr

Handel

Konsumhunger bleibt ungestillt

Das Online Magazin „Latina Press“ bezeichnete kurz vor dem Fest Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro als „Grinch“. Die grüne Figur trat in einem Kinderbuch an, das Weihnachtsfest zu verderben.

Der Hintergrund währt bereits seit zwei Jahren. Der in Kuba ausgebildete Marxist findet für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zwar immer einen Schuldigen außerhalb des Landes. Doch der fehlende Umbau des Binnenmarktes hat das Land empfindlich gegenüber externen Einflüssen gemacht. Das Staatseinkommen ist abhängig vom Ölexport und abhängig vom Import lebenswichtiger Güter, wie die Dinge des alltäglichen Bedarfs, die als Fast Moving Consumer Goods bezeichnet werden. Heute stehen den Venezuelanern 35 Prozent weniger Lebensmittel als vor acht Jahren zur Verfügung, berichtet vor Ort die Expertin Sonia Bueno vom britschen Marktforscher Kantar Worldpanel. In den Geschäften gibt es 90 Prozent weniger Zucker. Der Mangel an Rohwaren lässt die Verarbeitung von Lebensmitteln brach fallen.

Niedrige Ölpreise und steigende Kosten der Importe haben das Land an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht.  Weil Maduro zu wenige Regeln des Wirtschaftsverbundes Mercosur im Bereich der Wirtschaft und Menschenrechte umgesetzt hat, flog das lateinamerianische Land vor zwei Jahren aus der Gemeinschaft. Vor Weihnachten wollte Außenministerin Delcy Rodríguez dennoch an einer Mercosur-Veranstaltung in Buenos Aires teilnehmen. Beim Versuch, in das Gebäude zu gelangen, wurde sie zu Boden geworfen. Bei einem inoffiziellen Gespräch am Rande er Veranstaltung seien die noch immer enormen Meinungsverschiedenheiten offenbar geworden.

Maduro rudert heftig. Sein Plan war, zum Jahresende 2016 durch Entnahme der 100-Bolivar-Note in Höhe von rund 611 Milliarden Bolivar, den inflationären Kreislauf zu unterbrechen. Da allerdings dieser Geldschein der beliebteste ist und etwa 40 Prozent der Bevölkerung kein Bankkonto haben, hätten sie zu Weihnachten ohne Bargeld dagestanden. Der Grinch zeigte dann doch sein gutes Herz und hat die Gültigkeit des Scheins bis zum 02. Januar verlängert.

Wie die Lage vor Ort tatsächlich ist, hat die Grenzöffnung zu Kolumbien gezeigt. Nach Schließung der Grenzen zur „Eindämmung der Mafia“, sind Tausende Kolumbier gleich am ersten Tag wieder nach Kolumbien gefahren, um sich mit Lebensmitteln und Medikamenten einzudecken.

Nach vier Jahren Rezession hat das Bruttosozialprodukt 2016 um zehn Prozent nachgegeben. Nach Sonia Bueno steht dem Land im neuen Jahr ein erneuter Rückgang um 4,7 Prozent  bevor. Im letzten Jahr ist die Inflation um 476 Prozent gestiegen und soll 2017 noch einmal 1.600 Prozent betragen. Fast 80 Prozent der 31 Millionen Venezuelanern fühlen sich durch die wirtschaftliche Krise direkt betroffen.

Falls FMCG-Waren verfügbar sind, kann sie sich nicht jeder leisten. Die Kaufkraft hat von 2014 auf 2015 um 23 Prozent und im Jahr 2016 um weitere 24 Prozent verloren. Die Menschen kaufen 27 Prozent weniger Lebensmittel, 25 Prozent weniger Milch und 14 Prozent weniger Getränke. Die Quoten sind die Summe aus mangelndem Bargeld und hohen FMCG-Preisen.

EinLichtblick für 2017 ist nicht in Sicht.

Roland Krieg

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