Veni. Vidi. Didici.
Handel
DAAD-Absolventen für Good Governance
Der Begriff des „Land Grabbing“ macht derzeit
Schlagzeilen. Ausländische Investoren pachten Land in Übersee für die eigene
Ernte. Der positive besetzte Begriff lautet Foreign Direct Investment und die
OECD erarbeitet Leitlinien, damit die Kleinbauern nicht vertrieben werden, die
Ernährungssouveränität erhalten bleibt und beide Vertragspartner von einer
Geschäftsbeziehung gleichermaßen profitieren.
Der Idealfall sieht so aus: Die Regierung informiert
transparent seine Bürger, dass ein anderes Land Anbauflächen für Getreide
sucht, die es selbst nicht mehr hat. Bauern schließen sich daraufhin für eine
fair ausgestaltete Vertragsbeziehung zusammen und sichern zuerst die eigene
Ernährungsversorgung. Die Regierung gestaltet den bilateralen Vertrag und die
Zivilgesellschaft überwacht das Abkommen und den Fortgang der Beziehungen.Der Treibstoff für das Funktionieren ist die „Good
Governance“, was mehr als „gute Regierungsführung“ bedeutet. „Public Policy“
und „Good Governance“ (PPGG) findet sich nicht nur in der Regierungspolitik,
die „gute Leitung“ betrifft auch Weltorganisationen wie die OECD, die Weltbank
oder die EU. Sie muss aber auch in Kommunen und in der Zivilgesellschaft gelebt
werden, bei Vereinen und Interessensgruppen, erklärt Dr. Helmut Blumbach
gegenüber Herd-und-Hof.de. Der Abteilungsleiter des Deutschen Akademischen
Austauschdienstes (DAAD) hat die ersten 81 internationalen Absolventen
verabschiedet, die sich nach ihrem Master-Studiengang an acht Universitäten
noch einmal in Berlin trafen, bevor sie in ihre Heimatländer zurückgehen.
Change by exchange
Veni. Vidi. Didici:
Ich kam, ich sah und ich habe gelernt. Das Motto von Ivana Olic de Oliveira vom
DAAD beschreibt die Aufgabe und das Ziel der Studienabsolventen. Nach einem
klar konturierten Programm an acht Hochschulen in Deutschland sollen die jungen
Menschen gute Regierungsführung und zivilgesellschaftliche Strukturen in
Lateinamerika, Asien und Afrika aufbauen. Ziel ist die Überwindung sozialer
Gegensätze und eine ausgleichende Gesellschafts- und Wirtschaftsform. „Good
Governance“ wird in den letzten Jahren vom Deutschen Bauernverband bis zum
Auswärtigen Amt als einer der Schlüsselelemente in der Entwicklungspolitik
genannt. Der Dreh- und Angelpunkt vom Trinkwasserprogramm bis zur Landreform.Jutta Gisela Frasch, Ministerialdirektorin aus dem mit
förderndem Auswärtigen Amt, sieht in dem Wissensaustausch einen „integralen
Teil einer Sicherheitspolitik“. Die Absolventen seine die gestaltenden
Nachwuchskräfte der künftigen Politik in den jeweiligen Ländern. Transparente
und Effektive Politik, Zuverlässigkeit und Rechtskultur sind Willkür und
Korruption entgegenzusetzen.
So sind die Absolventen Multiplikatoren für einen
gesamtgesellschaftlichen Prozess, bei dem die Menschen erkennen, dass
Korruption die Produktivität lähmt.
Masterthesen
Die meisten Absolventen kamen aus Brasilien,
Afghanistan mit einer Sonderförderung, Indonesien, Ghana, Äthiopien, Kenia,
Uganda und Mexiko. Neben der Theorie haben die ausgesuchten Studenten Praktika
bei der UN oder EU, aber auch in anderen Ländern gemacht. So hat ein Teilnehmer
aus Tansania in Kambodscha die Arbeit des Deutschen Entwicklungsdienstes (heute
GIZ) evaluiert, eine Zivilgesellschaft aufzubauen. Eine Kolumbianerin hat in
Palästina die Effektivität von Hilfsprogrammen untersucht. Ein mongolischer
Teilnehmer hat zu Hause gleich die Organisation „Genius World“ mit einer
Partnerschaft zur Universität Osnabrück gegründet, Bildung, Kultur und Begabung
fördern will.
Als weitere Masterthesen wurden Systeme zum „cash
transfer“ zur Armutsbekämpfung untersucht, im Vergleich waren die
Rechtsbedingungen in Deutschland und Brasilien zur Umsetzung der Ziele beim
Einsatz erneuerbarer Energien oder die Auswirkungen von der Förderung
erneuerbarer Energien auf den ländlichen Raum in Nordafghanistan. In Brasilien
wurde untersucht wie durch soziale Systeme die Korruption bei der öffentlichen
Auftragsvergabe bekämpft werden kann. Organisationen wie die Osnabrücker Tafel
wurden als Blaupause für die Ernährungssicherheit genommen.
Für Dr. Blumbach sind die Arbeiten eine gute Bilanz des
ersten Jahrgangs. Für die erste Runde gab es 170 Bewerbungen, für die dritte
Runde bereits 600. Die Hälfte der Bewerber kommt aus Afrika.
Studium als Anregung
Das Thema Menschenrechte wird immer wichtiger, sagte Menzel Michalski von Human Rights Watch in der Podiumsdiskussion. Nach Christiane Schulz vom Diakonischen Werk (EKD) nehmen die Versuche, die Arbeit der Zivilgesellschaft einzuschränken, zu. Man müsse den politischen Handlungsspielraum wieder vergrößern, um die Zivilgesellschaft zu gestalten. Doch das braucht Zeit und ist ein begleitender Prozess.
v.l.n.r.: Michalski, Sakai, Moderatorin, Hodzi, Schulz
Die Brasilianerin Juliana Mari Sakai hat aus dem Studium
viele Erkenntnisse gewonnen. Die angebotenen Themen sind global und sie sie hat
engagierte Mitstreiter kennen gelernt, die in einem eigenen Netzwerk auch nach
dem Studium in Kontakt bleiben wollen. Für ihre Arbeit zu Hause hat sie
theoretische Kenntnisse hinzugewonnen.
Obert Hodzi aus Simbabwe nimmt als größte Erfahrung
mit, Institutionen zu bilden. Er habe genau hingeschaut, was die Deutschen
machen, um ihre Interessen durchzusetzen und analysiert in Simbabwe, welche Möglichkeiten
es vor Ort gibt.
Lesestoff:
Die Studiengänge verzichten auf Studiengebühren,
erhalten aber vom DAAD Betreuungsmittel sowie Mittel für Veranstaltungen.
Details und Kontaktdaten finden Sie unter www.daad.de/ppgg-master
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hat bei der
Vorstellung des Weltentwicklungsberichtes der Weltbank ebenso auf Themen der
„Good Governance“ hingewiesen