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Biomarkt wächst und differenziert sich

>„Der Biomarkt in Deutschland hat sich auch im letzten Jahr sehr positiv entwickelt“, zog Bioland-Präsident Thomas Dosch Bilanz auf der Grünen Woche in Berlin. Das belegen die aktuellen Marktdaten der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle ZMP: „Die Umsatzsteigerung von Biolebensmitteln in Deutschland lag 2007 bei voraussichtlich über 15 Prozent und erreicht damit ein Absatzvolumen von über 5 Mrd. Euro. Nach Einschätzung der ZMP wird sich das starke Wachstum der letzten vier Jahre auch 2008 fortsetzen“, schätzt Dr. Hans-Christoph Behr von der ZMP.

TK-Gemüse nimmt Bio auf
Alle Frischewaren konnten von Brot über Käse bis Obst und Gemüse wertmäßig um mindestens13,6, mengenmäßig um mindestens 8,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Nur die Biokartoffel hat am Markt Einbußen davon getragen. Das allerdings lag an dem durch die Phytophtora verursachten Mengenrückgang. Biokartoffeln war nicht mehr erhältlich.
Bei Gemüse haben die geringen Marktmengen für hohe Preise gesorgt. Mittlerweile resultiert das Wachstum im Tiefkühlmarkt nach Angaben der ZMP ausschließlich auf Biogemüse.

Wo wird eingekauft

Das hat auch bei den Lebensmittelgeschäften für Veränderungen gesorgt. Weil die Ware nicht mehr in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen, stagniert das Wachstum bei den Discountern. Vollsortimenter hingegen können sich mit der gelisteten Bioware profilieren. Das Image sei bei den Supermärkten mittlerweile wichtiger als die auch im Biohandel zurückgehenden Gewinnmargen.
Oft wird das Wachstum des Biosektors an der Fläche gemessen. Dr. Behr hält den Parameter für ungünstig, weil in der Vergangenheit auf der Fläche produzierte Ware konventionell vermarktet werden musste – jetzt geht sie in den Biomarkt. Deshalb bleibt zwar die Fläche konstant, aber die Erntemenge erhöht sich.

3. Generation Bioplus
Nina Stockebrand vom Lehrstuhl für Lebensmittel und Agrarprodukte der Georg-August-Universität in Göttingen zeichnete die entwicklung der Biokonsumenten auf. Die erste Generation sah in „Bio“ noch die alternative Wirtschaftsform mit regionalem und kleinstrukturiertem Charakter. Die Nachfolgegeneration hingegen erkannte im Biomarkt bereits das Wachstum durch Markensetzung im Wettbewerb. Die aktuelle 3. Generation Bioplus setzt auf Basisqualität und differenzierte Positionierung. Dabei ist die Verbrauchergruppe um den Kern der Postmaterialisten erheblich gewachsen und erfasst die „Modernen Performer“, die Bio mit Fitness und Power verbinden bis zur Bürgerlichen Mitte, die Bio für die ganze Familie zur Erhaltung der Gesundheit und Sicherheit kauft.
Die Bioplus-Generation wird auch als LOHAS bezeichnet: Lifestyle of Health and Sustainability. Neben Fitness, Gesundheit setzen sie auf Qualität und Gerechtigkeit.
Das können Bioprodukte jedoch nur transportiere, wenn sie „authentisch“ sind. Authentizität bezieht Nina Stockebrand auf die Herkunft, Geschichten der Betriebe, Glaubwürdigkeit und Originalität.
Das sind, so das Resümee der Wissenschaftlerin, die Herausforderungen des künftigen Biomarktes.

roRo

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