Verkaufsargument „Langlebigkeit“

Handel

Verbraucher wollen keinen Murks

Hinter „Obsoleszenz“ verbirgt sich der systemimmanente Wettlauf im Kapitalismus zwischen Kaufen und Wegwerfen. Verbraucher kaufen immer mehr Dinge, um sie anschließend immer schneller wegzuwerfen. Einmal werden sie durch „Neuauflagen“ dazu verführt, beispielsweise jedes Jahr nur noch das neueste Smartphone nutzen zu wollen, auf der anderen Seite lassen neue Standards „alte“ Computerprogramme nicht mehr zu. Und schließlich gibt es noch Geräte, bei denen der leere Akku nicht mehr ausgetauscht werden kann. Akku leer: Neues Gerät. Die Folgen der Wegwerfgesellschaft landen im Müll – meist sogar in den Entwicklungsländern. Beliebt bei Herstellern sind beispielsweise unterdimensionierte Elektrolyt-Kondensatoren, die bei längerer Betriebsdauer und dabei erzeugter Wärme im Cent-Bereich kaputt gehen und oft ganze Schaltpläne unbrauchbar machen. Die Folge auch hier: Der Kunde kauft ein neues Gerät.

„Langlebigkeit“ wird zum Verkaufsargument und die am Dienstag vorgestellte Studie des EU-Sozial- und Ökonomieausschusses belegt die Wirkung mit Zahlen. Produkte, die mit einer langen Nutzungsdauer werben, werden zu 56 Prozent mehr gekauft. Bei Koffern und Druckern sind es sogar 127 und 70 Prozent.

90 Prozent der Befragten Europäer in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Tschechien würden sogar 102 Euro mehr für einen Geschirrspüler in der Preisklasse zwischen 300 und 500 Euro bezahlen, könnte er länger genutzt werden. Franzosen zeigen dabei eine deutlich höhere Sensibilität auf längere Lebenszeiten für Non-Food-Artikel als Spanier. Menschen mit geringerem Einkommen sind öfters verärgert über die geplante Obsoleszenz ab Werk, weil sie mit weniger Geld immer häufiger Dinge nachkaufen müssen. Die Kunden weisen die Verantwortlichkeit für langlebige Produkte zu 80 Prozent den Herstellern zu.

Studienleiter Mathieu Jahnich: „Die Anzeige der Langlebigkeit auf Produkten hat eine signifikante Bedeutung für die Kaufentscheidung. Am wirkungsvollsten wäre ein transparente Aussage über die Nutzungsaussage in Form eines visuellen, einfach zu verstehenden Labels auf den Produkten.“

Lesestoff:

EESC study: The Influence of Lifespan Labelling on Consumers, produced jointly by a research consortium composed of SIRCOME agency (France), the University of South Brittany (France) and the University of South Bohemia (Czech Republic) www.eesc.europa.eu

roRo; Foto: Titelbild der deutschen Studienfassung

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