Verpackungsverordnung und Ernährungsinformationen

Handel

Verbraucherstudien zu Verpackung und Ernährungsinformation

Über Ernährungsinformationen auf Lebensmitteln wird trefflich gestritten und Verbraucherschützer und Lebensmittelindustrie beziehen gegenteilige Positionen zur Lebensmittelampel, dem neuesten Kind der Ernährungsinformation.
Vor kurzem warnten angesichts der Veränderung von Verpackungsgrößen die Verbraucherschützer vor versteckten Preiserhöhungen, während die Industrie meint, individuellen Bedürfnissen besser entsprechen zu können.
Doch wie sehen und empfinden Verbraucher beide Themen, wenn sie vor dem Regal stehen, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause „noch mal schnell“ etwas einkaufen wollen? Wie geschärft ist der Blick auf die Verpackungsgröße, welchen Nutzen ziehen sie aus den derzeitigen Tabellen und Übersichten der Ernährungsinformation?
Das Trierer Institut für angewandte Psychologie (T.I.P. Biehl und Wagner) hat im Juli zu diesen Themen zwei deutschlandweit repräsentative Befragungen durchgeführt – mit überraschenden Details.

Neue Verpackungsverordnung
Die neue Verpackungsverordnung hat bei etlichen Lebensmitteln die Freiheit zu abweichenden Packungsgrößen gebracht, was die Verbraucherzentralen medienstark mit der Furcht begleitet haben, der Handel setze damit versteckte Preiserhöhungen um.
In der Tat haben nach Befragung von T.I.P auch 71 Prozent der Konsumenten von diesen Änderungen bereits gehört. Im Regal aufgefallen sind die neuen Verpackungsgrößen den Kunden aber nur zu 31 Prozent. Die Autoren der Studie Jochim Wagner und Eberhard Biehl zeigten sich beeindruckt, dass nach nur drei Monaten „immerhin schon knapp drei Viertel der Befragten“ von der Änderung gehört haben. Tatsächlich aufgefallen ist es aber nur dem kleineren Teil.
Ob die Änderung für den Einzelnen wichtig war oder nicht, bleibt offen: 53 Prozent sagten „Ja, für mich waren die Änderungen unwichtig“, 47 Prozent verneinten das. Eine für sie bessere Verpackungsgröße haben nur 10 Prozent der Kunden gefunden, während 79 Prozent gezielt auf vertraute Größen, wie einem Kilogramm oder Liter, geachtet haben.
Jeweils rund drei Viertel der Befragten fanden, dass ein Preisvergleich erschwert und eine Preiserhöhung bemerkbar sei - vergleichbare Aussagen, die auch von den Verbraucherzentralen getätigt wurden.
Das Forschungsresümee: „Insgesamt lässt sich festhalten, dass die tatsächlichen Veränderungen von Verpackungen am Markt zunehmend in den Blick der Konsumenten geraten, wobei sie nach wie vor bei einer Mehrheit der „Aufmerksamen“ Befürchtungen wachrufen.“

Ernährungsinformationen
Die zweite Studie von T.I.P. beschäftigte sich im Juli 2009 mit den Ernährungsinformationen auf Lebensmittelprodukten in Form der derzeit gängigen Tabellen und Übersichten. Letztlich auch die Basis für die Ampel. Nur 39 Prozent der Befragten kann sich erinnern, diese Informationen auf Produkten gesehen zu haben. „Auffällig selten“ aber in der Altersklasse über 65. Hier konnten sich nur noch 23 Prozent daran erinnern.
Der Blick auf den Produktgruppenschlüssel bringt hervor, dass bei Molkereiprodukten die Ernährungsinformationen mit über 30 Prozent am häufigsten und bei salzigen Snacks und Knabbereien mit acht Prozent am wenigsten wahrgenommen werden. Fertiggerichte, bei denen durch die Zusammensetzung das Lesen des Etiketts am ehesten angebracht wäre, liegen mit 14 bis 18 Prozent in der Mitte.
Von denen, die auf die Ernährungsinformationen achten, nutzt die Hälfte sie auch – recht intensiv ab dem 25. Lebensjahr. Aber wozu?
„In erster Linie werden die Ernährungsinformationen aufgrund von Diäten bzw. zum Abnehmen und zur Vermeidung bestimmter Ernährungsbestandteile verwendet; gesundheitliche Gründe und der Wunsch nach ausgewogener Ernährung scheinen demgegenüber eher sekundär“, so das Fazit der Studie. Die ersten Argumente bekamen 29, die letzten lediglich 15 Prozentpunkte. Mit 17 Prozent liegt das Argument „Einfach so“ bereits über dem Gesundheitsaspekt.
Ob die Ernährungsinformationen an den Bedürfnissen der Verbraucher vorbei gehen und ob die Informationen in eine gesunde Ernährung münden? „Die aktuelle Befragung zeigt ein gemischtes Bild“, so das Fazit der Studie.

Lesestoff:
Die Studienergebnisse sind noch nicht auf der Webseite publiziert, sondern liegen als Auszug Herd-und-Hof.de vor. T.I.P. Biehl und Wagner finden Sie auf der Seite www.tip-web.de
Herd-und-Hof.de zum Thema Verpackung:
Globus markiert Grundpreis deutlich.
Vzbv findet Neuregelung überflüssig.
Herd-und-Hof.de zum Thema Ernährungsinformation:
Frosta bringt die Nährwertampel.
Die Ampel ist nur ein Teil der Wirklichkeit

Roland Krieg

Zurück