Viele Pressestellen überlastet
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Zugang zu Informationen verbesserungsbedürftig
In einem offenen Brief an die Verantwortlichen in Gesundheits- und Wissenschaftseinrichtungen, an Behörden und Forschenden hat sich die Wissenschaftspressekonferenz die Verbesserung der Kommunikation eingefordert. Die Arbeit in den Pressestellen sei in der Pandemie mit dem Virus SARS-CoV-2 ebenfalls wertzuschätzen und sicher zu stellen.
Drei Beispiele: „Bei der Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin ist die Pressestelle praktisch seit zwei Wochen nicht erreichbar und beantwortet Fragen nicht. Die RKI-Pressestelle (Robert-Koch-Institut) scheint überlastet und beim Bundesgesundheitsministerium oder bei den Kassenärztlichen Vereinigungen fielen teilweise die Telefonanlagen aus.
„Gesundheitsministerien und einschlägige Behörden sollten regelmäßig und zeitnah digitale Pressekonferenzen veranstalten, die es Journalisten erlauben, aus der Ferne und interaktiv ihre Fragen zu stellen. Das RKI veranstaltet zwar zwei Pressekonferenzen pro Woche, allerdings müssen die Fragen vorab schriftlich eingereicht werden. Nachfragen zum aktuellen Statement sind folglich erst 3-4 Tage später möglich. Das reicht für den erheblichen Informationsbedarf bei diesem komplexen Thema nicht aus und führt immer wieder zu vermeidbaren Missverständnissen. Kritische Nachfragen sollten, wo immer möglich, zeitnah gestellt und beantwortet werden, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.
„Öffentliche Institutionen haben in der aktuellen Krise eine besondere Verantwortung der ausreichenden Information der Öffentlichkeit. Hierzu sollten sie sicherstellen, dass insbesondere Wissenschaftsjournalist*innen auch dann zeitlich begrenzten Zugang zu einschlägigen domainspezifischen Experten gewährt wird, wenn diese anderweitig stark eingebunden sind. Gerade Wissenschaftsjournalisten sollten bei komplexen Fragestellungen nicht nur Gesprächspartner auf Vertreter- oder Leitungsebene erhalten, sondern Zugang zu den relevanten Expert*innen. (Hintergrund: An vielen Stellen gibt höchstens die Pressestelle und die Leitungsebene öffentliche Auskünfte – Forschende und kundige Experten aus den Häusern sind oftmals nicht erreichbar, was insbesondere bei spezielleren Recherchefragen dazu führt, dass verfügbares Wissen nicht kommuniziert werden kann.)
„Um knappe Zeitressourcen von domainspezifischen und reputierten Forschenden in der aktuellen Situation so sinnvoll wie möglich zu nutzen, regt die WPK regelmäßige virtuelle Pressekonferenzen mit wechselnden sachkundigen Experten an, um den Informationsfluss zu bündeln. Science Media Center und Wissenschaftspressekonferenz e.V. bieten sich als unabhängige Intermediäre an, virtuelle Press-Briefings zu organisieren, in denen viele Journalisten Fragen an wechselnde sachkundige Experten stellen können. Das lässt sich zeitnah und einfach über webbasierte Interaktionsformate organisieren. Die Informationen – zum Teil Audiomitschnitte – werden anschließend kostenfrei allen akkreditierten JournalistInnen zur Verfügung gestellt. Hier empfehlen wir mehr Kooperationen, um möglichst vielen Wissenschaftsjournalist*innen einen verbesserten Zugang zu den wenigen relevanten Experten zu ermöglichen.
Roland Krieg (Förderkreis Wissenschaftspressekonferenz)
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