Vierzig Jahre terre des hommes - Teil II

Handel

Die 70er und 80er-Jahre

In Deutschland sind die 70er Jahre von heftigen Diskussionen geprägt: Etwa um den scheinbaren Widerspruch zwischen dem »politischen Kampf« und der »direkten Hilfe«. terre des hommes verweigert sich dieser Einseitigkeit des Denkens: »Statt des ideologischen Entweder-Oder«, so heißt es in einer Stellungnahme, »plädieren wir für ein pragmatisches Sowohl-Als-Auch«.

terre des hommes legt sich darauf fest, Adoptionen nach Deutschland nur zu vermitteln, wenn es im Heimatland des Kindes keine Alternative dazu gibt. So werden nun mehr Inlandsadoptionen vermittelt, und es werden neue Projektansätze eingeführt: Tagesstätten für die Kinder von Industriearbeiterinnen – etwa in Korea – sollen den Frauen helfen, ihre Kinder bei sich zu behalten, statt sie zur Adoption freizugeben. In der Folgezeit werden auch in vielen anderen Ländern ähnliche Projekte von terre des hommes gefördert.

Eine weitere wichtige Entscheidung betrifft die Entsendung deutscher »Entwicklungshelfer«: terre des hommes beschließt, darauf künftig zu verzichten und stattdessen einheimische Initiativen zu fördern. So soll sichergestellt werden, dass die Arbeit wirklich an den Bedürfnissen vor Ort orientiert ist.

40 Jahre terre des hommes

terre des hommes feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag
und stellt mit einem Vierteiler seine Arbeit vor:
„Die Gründerjahre“ / "Die 70er und 80er Jahre"

In Deutschland wird 1973 die interkulturelle Kindertagesstätte von terre des hommes in Wiesbaden gegründet – das erste Projekt in Deutschland, in dem Kinder aus Flüchtlings- und Migrantenfamilien betreut werden. In Deutschland sind 1975 bereits mehr als 100 lokale Arbeitsgruppen ehrenamtlich für terre des hommes aktiv.

Mit einer Satzungsänderung im Jahr 1980 bekennt sich terre des hommes zu seinem politischen Auftrag. Nun gilt – neben der konkreten Hilfe für Not leidende Kinder – auch die Information der Öffentlichkeit über die Hintergründe von Not und Unterdrückung als Vereinszweck, ebenso wie die politische Einflussnahme zur Überwindung von Not und Ungerechtigkeit. Im selben Jahr mischt sich terre des hommes mit Anzeigen zu den Themen »Rüstung – Krieg – Hunger« in den Bundestagswahlkampf ein. Ebenfalls 1980 erhält terre des hommes den Theodor-Heuss-Preis.

1982 unterstützt terre des hommes bereits in 26 Ländern Projekte. Den Stellenwert der Organisation in Deutschland beweist die Tatsache, dass terre des hommes die deutschen Hilfswerke bei der UN-Sonderkonferenz zu den Problemen der ärmsten Entwicklungsländer vertritt.

Immer wichtiger wird der Einsatz für die Rechte von Frauen und Mädchen: 1987 treffen sich 50 Frauen aus 22 Ländern im Taunus. Zehn Tage lang tauschen sie Erfahrungen aus und sprechen über Themen wie Familienplanung, Gewalt gegen Frauen und Kinder, Verarmung und mögliche Gegenstrategien. Die Dokumentation dieser terre des hommes-Frauenkonferenz trägt den Titel: »Für alles musst du kämpfen«. Zum Abschluss der Konferenz fordern die Delegierten die Freilassung aller Frauen, die wegen ihres Engagements für die Menschenrechte gefangen gehalten werden, Bewegungs- und Kommunikationsfreiheit für Frauen, den Boykott des Apartheidregimes in Südafrika und eine wirksame Politik gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern. Die Konferenz fordert von terre des hommes, die Belange von Frauen und Mädchen in der Projektarbeit besonders zu berücksichtigen. Dies wird beschlossen und bildet seither ein zentrales Kriterium bei der Entscheidung über die Förderung von Projekten.

Unterstützen Sie die Projektarbeit von terre des hommes. Ihre Spende schafft ein Stück soziale Gerechtigkeit. Jede Spende ist wertvoll!

Stephan Stolze

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