Vom Eigenversorger zum LOHAS

Handel

Einkaufen! Eine Geschichte des täglichen Bedarfs

>Gedanken über die Kundschaft macht sich der Handel täglich. Schließlich will er seine Zielgruppe bedarfsgerecht umwerben. So geriet im letzten Jahr der LOHAS in die Schlagzeilen, der den Lifestyle of Health and Sustainability beschreibt: Junge Mütter, Jogger in Trainingsanzügen und Senioren um die 60, die Premiumprodukte und Biowaren kaufen.
Zudem überdeckt die Warenverfügbarkeit fast rund um die Uhr und über das ganze Jahr hinweg, dass es im Winter eigentlich keine Erdbeeren und Tomaten gibt. Einkaufscenter mit ausreichendem Parkplatzangebot lassen kaum mehr erahnen, wie das "Einholen" früher einmal gewesen ist. Eine kulturhistorische Erlebnisreise des Einkaufens zeigt noch bis Anfang April das Freilichtmuseum Domäne Dahlem in Berlin. Weniger eine Erinnerung, sondern mehr eine spannende Entdeckungsreise für den heutigen Konsumenten.

Orte, Lebensmittel und Verbraucher
Eineinhalb Jahre lang haben die Aussteller die Erlebnisreise zusammen gestellt. Gegenüber Herd-und-Hof.de sagte Alexandra Deak aus dem Projektmanagement, dass es kaum Quellen gab, auf die zurückgegriffen werden konnte. Die Ausstellung beginnt im 18. Jahrhundert und vereinigt drei Ebenen. Vor 200 Jahren lebte der größte Teil der Bevölkerung auf dem Land, weswegen die meisten Lebensmittel im Eigenanbau produziert wurde. Der Handel diente nur der Ergänzung - oftmals von Luxuswaren wie beispielsweise Kaffee.
Der Besucher betritt einen Berliner Lebensmittelladen, der alleine schon durch seine Türgestaltung auf einen "privaten Raum" des Geschäftes hinweist. Ein Herumbummeln ohne etwas zu kaufen, was in den heutigen Warenhäusern oft gemacht wird, hat es damals nicht gegeben. In den 1950er Jahren wurde die Distanz zum Kunden durch die Einführung der Selbstbedienung größer. Die Menschen mussten sich aber erst daran gewöhnen, die Ware einfach aus dem Regal zu nehmen, führte Alexandra Deak aus.
Die Ware musste in bunten Verpackungen auf sich aufmerksam machen und war schon längst nicht mehr das ureigene Agrarprodukt. Mit dem Wandel des Ortes, begannen sich auch die Produkte zu verändern, deren Vielfalt heute darüber hinwegtäuscht, dass es immer nur die gleichen Ausgangsstoffe sind, aus denen sie hergestellt werden.
Der derzeitige Endpunkt der Entwicklung ist der "Personal Shopping Assistant" - ein Touchscreen auf dem Einkaufswagen, der dem Konsumenten durch den Supermarkt führt, die Angebote auflistet und den Kunden wiedererkennt: Um ihm ein individuelles Angebot seiner Lieblingswaren anzupreisen. Das können die Besucher übrigens einmal ausprobieren. So hat die Entwicklung der Geschäfte und die Vielfältigkeit der Warenangebote "zur Demokratisierung des Einkaufs geführt", resümiert Alexandra Deak. Drei verschiedenen Käufertypen ist ein eigener Ausstellungsraum gewidmet.

Der letzte Gendarmenmarkt
Wer sich übrigens ständig über die Lebensmittelskandale der letzten Monate ärgert, der kann sich in der Ausstellung in ein Gemälde über den Gendarmenmarkt in Berlin vertiefen: Der wurde aus hygienische Gründen 1886 verboten.
Videos und Hörstücke zeigen die Jagd nach Lebensmitteln mit Pfeil und Bogen, Interviews und Einkaufsgeräuschkulissen. Ein spezielles Kinder-Führungsangebot lädt zu Einkaufsspielen und Erkundungs-Quiz ein. Da die Domäne Dahlem das Thema "Einkaufen" erstmals in so einen kulturhistorischen Zusammenhang gestellt hat, ist das erschienene Begleitbuch die erste deutschsprachige Monographie, die sich dem täglichen Bedarf widmet.

Während der Ausstellung, die noch bis zum 03. April läuft, ist das umfangreiche Buch für 19,80 Euro (später 29.80 ?) an der Museumskasse erhältlich.
Die Ausstellung ist täglich außer Dienstags von 10;00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2 €, ermäßigt 1 €, Mittwochs ist er frei. Zu finden ist das Freilichtmuseum in der Königin-Luise-Straße 49 direkt am U-Bahnhof Dahlem-Dorf. Führungen gibt es auf Anfrage unter www.einkaufen-ausstellung.de.

roRo

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