Von der Energie- in die Wirtschaftskrise

Handel

Briten leiden unter Energiepreisstress

Belastung ist nicht gleich Belastung. Wenn Lebensmittel oder die Preise für Energie teurer werden sind die Auswirkungen zwischen Stadt und Land, die Effekte zwischen verschiedenen Ländern und die Details über die Gründe unterschiedlich. Vor dem aktuellen Hintergrund der steigenden Lebenshaltungskosten hat es die Briten in Europa derzeit voll erwischt. Auf der Insel ist der Begriff „Living Cost Crisis“ allgegenwärtig und Premier Boris Johnson steht innenpolitisch unter starkem Druck.

Die Denkfabrik Resolution Foundation hat erst zu Beginn des Monats mit einer neuerlichen Beschreibung den Ernst der Lage auf den Tisch gebracht, der sich im nächsten Winter voll auswirken könnte. Denn selbst nach der Umsetzung von zusätzlicher Unterstützung durch das britische Parlament  fallen rund fünf Millionen Briten in absolute Energiearmut.

Zusammen mit der höchsten Inflationsrate der letzten 40 Jahre sinken die Einkommen. Vor Kurzem hat das Management von P&O-Fährgesellschaft erst 800 Mitarbeitern per Zoom die sofortige Kündigung ausgesprochen, um sie durch preiswertere Mitarbeiter zu ersetzen.

Die Menschen im ärmeren Norden und den Midlands sowie Senioren sind am meisten betroffen.  Mit Energiearmut werden die Menschen charakterisiert, die mehr als zehn Prozent des Einkommens für ihre Energierechnungen bezahlen müssen. Davon sind vier von fünf Haushalten der unteren Einkommenskategorie betroffen. Sollte der Energiepreis bis Oktober zu Beginn der nächsten Heizsaison hoch bleiben, werde es jeden dritten Haushalt in Großbritannien treffen.

Die Regierung überdenkt gerade ihr aktuelles Hilfspaket für eine neuerliche Ausweitung. Adam Corlett und Jonathan Marschall empfehlen in der Kurzstudie  eine Erhöhung der Sozialhilfen.

Die Gründe

In Großbritannien gibt es allerdings auch einen spezifischen Grund für die Lebenshaltungskrise. Im Sommer 2021 gingen zwei Dutzend Energieversorger pleite, die Kunden mit billigen Preisen gelockt hatten, aber die Großhandelspreise nicht mehr bezahlen konnten. Fast vier Millionen Verbraucher mussten zu teureren Grundversorgern wechseln. Da habe die Regierung nicht gehandelt. Sie legte zwar eine Preisobergrenze gegenüber den Verbrauchern fest, reagierte aber nicht auf die Großhandelspreise, so dass die Energieversorger weiterhin in der Zwickmühle stecken.

Die Folgen

Den Briten bleibt nichts anderes übrig, als zu sparen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Daily Mail haben sie angegeben, wo sie im vergangenen Monat am meisten gespart haben. 56 Prozent der Briten haben an der Heizung gespart. 54 Prozent der Briten haben weniger Textilien eingekauft und 53 Prozent sparen beim Lebensmitteleinkauf. 48 Prozent der Briten sparen beim Restaurantbesuch.

Rund ein Drittel gab an, auch bei Freizeit, Urlaub und Kraftstoff zu sparen. Auch wenn die Ursachen auf der anderen Seite des Ärmelkanals verschieden sind, dürften die Verbraucherreaktionen sich nicht wesentlich gegenüber den Menschen auf dieser Uferseite unterscheiden.

Roland Krieg

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