Wachstum mit fairer Wirtschaft
Handel
OECD: Grünes Wachstum mit fairen Unternehmen
Zwei Tage lang feiert die OECD in Paris ihr 50-jähriges Bestehen und stellt unter anderem ihre überarbeiteten Leitsätze für multinationale Unternehmen vor.
Weltwirtschaft wächst wieder
Nach Angaben
der OECD wächst die Weltwirtschaft in diesem Jahr mit 4,2 Prozent und hat für
das nächste Jahr weitere 4,6 Prozent im Visier. Innerhalb der OECD-Länder
fallen die Wachstumsraten mit 2,3 und 2,8 Prozent moderater aus. „Die Krise ist
noch nicht vorbei“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Es gebe auch noch
die Furcht, dass sich die Weltwirtschaft wieder abwärts bewegen könnte,
schaffen nicht alle Länder, genug Arbeitsplätze zu kreieren.
Gurría ist
zwar entfernt von der Forderung nach einer grünen Transformation der
Wirtschaft, sieht jedoch im ökologischen Wirtschaftsbereich viele
Wachstumschancen. Regierungen sollten vermehrt ihre Innovationen, das
Investment und Unternehmertum in Richtung der grünen Sektoren ausrichten. Bis
2050 könnten die Umweltbereiche mehrere Biollionen US-Dollar an
Investitionskapital aufnehmen. Ein neuer OECD-Bericht zeigt, dass Umwelt und
Wachstum keine zwei verschiedenen Paar Schuhe sind. Grüne Investitionen können
Arbeit schaffen, Wohlstand vermehren, die Umwelt schützen und gleichzeitig die
Lebensqualität erhöhen, so Gurría.
Vorbildfunktion
EU-Ratspräsident Herman van Rompuy schreibt in seinem Grußwort der OECD eine Vorbildfunktion zu. Die OECD sei für die Regierungen ein Partner und Inspirationsquelle für Zeitenwenden. Die OECD setze die Standards, an die sich die Welt orientieren könne. So wird die OECD neue Leitlinien in der Entwicklungspolitik aufschreiben die über den klassischen Entwicklungshilfeansatz hinausgehen. So spielen Markt- und Handelsbarrieren sowie die Steuerpolitik genauso wichtige Rollen in der Entwicklung. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel unterstützt die Neuausrichtung und betont die Beratung hin zu einer Eigenfinanzierung der Länder.
Leitsätze Unternehmen
Die
Privatwirtschaft nimmt nicht nur in den internationalen Handelsbeziehungen,
sondern auch in der Entwicklungshilfe eine immer größer werdende Rolle. Die
OECD hat zu ihrem Jubiläum die Leitsätze für Unternehmen überarbeitet, mehr die
sozialen und Umweltaspekte des Wirtschaftens zu beachten.
Neu bei
diesen Leitsätzen ist die Einbeziehung des Finanzsektors und die erweiterung
der Leitsätze auf Zulieferbetriebe.
Die Leitsätze
beinhalten generell eine Sorgfaltspflicht für die Ausrichtung der Unternehmen. Darin
enthalten ist ein Menschenrechtskapitel und mahnen die Unternehmen an, ihrer
Verantwortung nachzukommen. Das Kapitel über Lohnstandards beinhaltet erstmals
auch Lohnfragen. Der müsse so hoch sein, dass die Grundbedürfnisse der Arbeiter
und ihrer Familien abgedeckt ist. Weiterhin sollen die Unternehmen bei ihren
Aktivitäten auf Umweltauswirkungen achten und negative Wirkungen vermeiden.
Firmen sollen ihre Treibhausgase verringern und ihre Kunden über ihre
Emissionen informieren.
Germanwatch,
die an der Ausgestaltung der Leitsätze mitgewirkt haben, gehen die Ergebnisse
nicht weit genug. Krtisiert wird, dass es keine länderbezogenen Berichte gibt.
Damit würden Steuerschlupflöcher gefunden werden können. Betroffene Gemeinden
haben keine Konsultationsrechte in Anlehnung an das Prinzip der freien,
vorherigen und informierten Zustimmung. Vor allem fehle das Recht der indigenen
Völker. Bei der Berichtspflicht für soziale und ökologische Aspekte seine die Anforderungen zu lasch
ausgelegt und stehen oft hinter der Praxis vieler Unternehmen zurück.
Kontaktstelle
Werden Leitlinien verletzt, können sich Betroffene an eine Nationale Kontaktstelle wenden. In Deutschland ist sie beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt, was nach Germanwatch zu Interessenskonflikten führen könne. Auch wenn die Kontaktstelle mittlerweile auf mehrere Ministerien verteilt ist, liege die Federführung noch immer im Wirtschaftsministerium, so Germanwatch.
Roland Krieg