Waschen und Reinigen im Einklang mit der Umwelt
Handel
Umweltfreundliche Produkte bei Wasch- und Reinigungsmitteln
Umweltschutzaspekte spielen bei der Herstellung und Vermarktung von Wasch- und Reinigungsmitteln eine immer größere Rolle. Viele Verbraucher möchten sicher gehen, dass die von ihnen gekauften Produkte nicht nur ein optimales Reinigungsergebnis, sondern auch eine gute Umweltbilanz erzielen. Was es hinsichtlich der Kennzeichnung umweltverträglicher Produkte Neues gibt, war eines der Kernthemen der diesjährigen Branchenkonferenz „Detergents and Cleaning Products“ der Akademie Fresenius vom 12. bis 13. Februar in Mainz.
Product Environmental Footprint
Eine neue Initiative der Europäischen Union, die viel Bewegung in das Thema „grüne Labels“ bringen wird, ist der „Product Environmental Footprint (PEF)“. Sascha Nissen (International Association for Soaps, Detergents and Maintenance Products/A.I.S.E., Belgien) berichtete in Mainz die wichtigsten Fakten zum Thema: Der Product Environmental Footprint stelle eine europaweit harmonisierte Methode dar, um kalkulieren zu können, wie umweltverträglich Produkte seien, begann Nissen. Der PEF basiere dabei auf einer umfassenden Bewertung aller Einflüsse auf die Umwelt, die ein Produkt während seines Lebenszyklus vornehme und ziehe bewährte methodologische Standards und bereits existierende Leitfäden heran, erklärte der A.I.S.E.-Vertreter. Hintergrund der PEF-Entwicklung ist die Flut verschiedenartiger Ökolabels, die zu Verwirrung und Misstrauen in der Industrie (und beim Verbraucher) geführt hat. Die Fragen „Was ist wirklich umweltverträglich?“ und „Wie kann ich beweisen, dass mein Produkt/mein Unternehmen grün ist?“ sind für die Hersteller schwer zu beantworten. Zu viele verschiedene Ansichten und mögliche Verständnis- und Akzeptanzprobleme seitens der Konsumenten lassen die Unternehmen ratlos zurück. Der PEF soll nun dabei helfen, die drängendsten Probleme zu beheben und endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Die Europäische Kommission hat zu diesem Zweck 14 PEF-Pilotprojekte aufgelegt, die bis Ende 2016 durchgeführt werden sollen. Eines davon beschäftigt sich mit der Umweltverträglichkeit von Flüssigwaschmitteln. Für jede der untersuchten Produktkategorien werden im Laufe der dreijährigen Testphase Regeln (Product Environmental Footprint Category Rules, kurz: PEFCRs) aufgestellt, die sich auf die drei bis vier wichtigsten Umwelteinflüsse der jeweiligen Produkte konzentrieren. Weitere Projektphasen nehmen die Erprobung verschiedener Compliance bzw. Verifikationssysteme sowie von möglichen Kommunikations- und Informationswegen (in Zusammenarbeit mit den Stakeholdern) in den Fokus. Nissen verdeutlichte, dass die Europäische Kommission ebenso offen für die Evaluation alternativer Ansätze sei.
PEF für Reinigungsmittel in Vorbereitung
Der PEF werde sich zukünftig zu einem Referenztool der EU-Umweltpolitik entwickeln, so Nissen weiter. A.I.S.E. habe es sich zum Ziel gesetzt, das Projekt im Bereich der Wasch- und Reinigungsmittel tatkräftig durch ihr Expertenwissen zu unterstützen. Bereits in wenigen Wochen würden die nächsten Projektschritte folgen. So seien für Ende Februar unter anderem die Analyse aller bestehenden Produktkategorie-Bestimmungen, eine Beschreibung des zukünftigen Geltungsbereichs sowie die Auswahl eines repräsentativen Produktmodells der Kategorie geplant. Letzteres werde dann im Sommer 2014 hinsichtlich seines Umwelteinflusses bewertet (PEF Screening). Mit einem ersten Entwurf für die entsprechenden PEF-Kategorieregeln werde für August gerechnet. Nissen ergänzte, dass im März ein erster Stakeholder-Workshop zum Thema in Brüssel stattfinde. Nach Ende der Pilotphase im Jahr 2017 sollen die PEF-Pilotprojekte sowohl evaluiert als auch zusammen mit alternativen Methoden bewertet werden. Auf dieser Grundlage werde sich dann die zukünftige EU-Politik in diesem Bereich ausformen, so Nissen.
EU Ecolabel für Waschmittel: Kriterien-Revision ab 2014
Neben dem PEF wird vor allen Dingen auch die Verbreitung des EU Ecolabels immer weiter vorangetrieben. Susanne Stark (VKI Verein für Konsumenteninformation, Österreich) stellte auf der Konferenz Neuigkeiten zum offiziellen Label für Waschmittel vor. Die EU Ecolabel sollen den Verbrauchern dabei helfen, umweltschonende Produkte oder Services aus der Masse an Angeboten herauszufiltern. Interessierte Firmen können sich offiziell um die Verwendung des freiwilligen Labels bewerben und ihre Produkte anhand der gesetzten Anforderungen bzw. Kriterien prüfen lassen. Ist diese Prüfung erfolgreich, dürfen fortan alle Produkte mit dem Ecolabel ausgezeichnet werden, die mit den Kriterien des Labels übereinstimmen. Verantwortlich für die Erarbeitung der Prüfkriterien ist die Europäische Kommission - die Prüfung selbst, die Feststellung sowie Überwachung der Compliance erfolgen dagegen auf nationaler Ebene. Stark wies darauf hin, dass alle Stakeholder, die ein spezielles Interesse an einer bestimmten Produktgruppe haben, dazu eingeladen seien, sich an der Entwicklung der Prüfkriterien sowie deren Revisionsprozessen zu beteiligen. Die momentan geltenden Kriterien für Wasch- und Reinigungsmittel berücksichtigen unter anderem die Abbaubarkeit von Tensiden, die Toxizität der Produkte für aquatische Organismen sowie das Vorhandensein ausgeschlossener oder beschränkter Stoffe und Gemische im Produkt. Die Kriterien sind dabei sowohl für Produkte für den Hausgebrauch (Seifen, Shampoos, Spül- und Putzmittel, etc.) als auch für Produkte für die professionelle Anwendung relevant. In Deutschland zeige sich im Bereich der Wasch- und Reinigungsmittel eine rege Beteiligung am EU Ecolabel, so Stark. Mit 217 registrierten Produkten (Stand: Dezember 2013) bewege man sich allerdings nur im europäischen Mittelfeld. Insgesamt seien in Europa bislang mehr als 3400 Reinigungsprodukte mit dem Ecolabel gekennzeichnet. Die Kriterien für die Vergaben von Ecolabels unterliegen dabei stetiger Überprüfung und Anpassung. Die Revision aller Waschmittel-Kriterien habe in diesem Monat begonnen, mit einer Entscheidung über deren Neugestaltung sei voraussichtlich im März 2016 zu rechnen. Neu sei, dass nun auch Kriterien für die Produktgruppe „Cleaning Services“ aufgenommen würden, schloss die Expertin.
Neue DID-Liste bald verfügbar
Ein weiteres Projekt, das im Zuge des EU Ecolabels in den Fokus gerückt ist, ist die Revision der DID-Liste (Detergent Ingredient Database), auf der die Toxizität und Abbaubarkeit verschiedener Substanzen bzw. Substanzgruppen erfasst ist. Die Liste wird sowohl im Rahmen des Nordic Swans als auch des EU Ecolabels verwendet. Susanna Vesterlund (Ecolabelling Sweden) gab einen Einblick in den derzeitigen Stand der Überarbeitung: Neue Daten seien gesammelt und in die Liste einbezogen worden, so Vesterlund. Sowohl hinsichtlich der Toxizität als auch der Abbaubarkeit habe man neue Erkenntnisse berücksichtigt. Eine weitere Neuerung sei in der Aufteilung der Tenside zu sehen, die auf der neuen Liste nun in spezifische Gruppen gegliedert seien. Momentan befinde sich die revidierte DID-Liste zur Begutachtung bei der Europäischen Kommission, erklärte Vesterlund. Darüber hinaus habe man im Rahmen des Nordic Ecolabels ebenfalls Reinigungsprodukte für Geschirrspüler revidiert, deren neue Kriterien im März 2014 final feststehen sollen. Als nun folgende Projekte kündigte die Expertin Evaluationen für Kosmetika, Bodenpflegemittel sowie Reinigungsprodukte für industrielle Zwecke und die Nahrungsmittelindustrie an, die alle noch für dieses Jahr geplant sind. Eine Evaluation von Geschirrspülmitteln für das Spülen per Hand soll im kommenden Jahr folgen.
Lesestoff:
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können über www.akademie-fresenius.de bestellt werden.
Stefanie Johannsen (Akademie Fresenius)