Wasserverantwortung übernehmen

Handel

Unternehmer werden Water Stewards

Der gute alte „Kümmerer“ hat im englischen eine Entsprechung: Es ist der Steward. Er soll die gemeinsame Verantwortung für etwas übernehmen. Seit Mittwoch sollen Unternehmen die Wasserverantwortung für ihre Produkte und Herstellungsprozesse übernehmen. Der WWF hat für sie und für die Politik das Water-Stewardship-Konzept erarbeitet und in Berlin vorgestellt. Hintergrund ist eine Studie der Wassernutzung aus Importzahlen und 33 Wirtschaftssektoren, von denen die neue Studie „Das importierte Risiko“ sechs Fallbeispiele ausführlich darstellt. Von der Textilbranche über die Landwirtschaft bis zur Chemie und den Finanzdienstleistungen.

Wasserdaten

Eine Woche vor der Weltwasserwoche in Stockholm stellt der WWF die nüchternen Fakten bereit: 2,7 Milliarden Menschen leben in Wassereinzugsgebieten mit massiver Wasserknappheit. Zwischen 2000 und 2050 wird der Wasserbedarf weltweit um 55 Prozent steigen. Nicht nur in Trockenregionen – auch in West- und Zentraleuropa sind die Effekte sichtbar. Von Skandinavien bis zum Mittelmeer werde das Austrocknen der Fließgewässer um bis zu 30 Prozent verstärken. 20 Prozent der weltweiten Grundwasserreserven sind übernutzt und je sieben Prozent Bevölkerungswachstum und jedes weitere Grad Celsius Temperaturerwärmung mindert die erneuerbaren Wasserressourcen um 20 Prozent. Aber immer noch: ohne Wasser kein Leben.

Weltweites Problem

Durch die globalisierte Produktion geraten die Süßwasser-reserven nach Jörg-Andreas Krüger, Fachleiter Biodiversität beim WWF (rechts im Bild mit Philipp Wagnitz vor der aktuellen Wasserrisikokarte des WWF), unter Druck. Verschmutzung und steigende Entnahme sind die wesentlichsten Treiber, die durch die verschiedenen Wirtschaftssektoren verursacht werden. Fast überall ist Wasser der primäre Produktionsfaktor. Doch die meisten Unternehmen betrachten den Faktor Wasser nur unter dem Stichpunkt Effizienz. Die Studie soll Anlass zum Nachdenken und Unterstützung für laufende Prozesse sein.

Wasserknappheit werde weltweit noch zu wenig als ökonomischer Schaden beziffert, obwohl Firmen nach totaler Ausbeutung der Reserven schon mal ihren Standort verlassen mussten. Firmen, die mit Endkunden zu tun haben, seien oftmals durch das Verbraucherverhalten sensibilisiert. Für Unternehmen, die kaum Kontakt zum Verbraucher haben, sind die Gespräche mit dem WWF nahezu neu gewesen.

So stellt der WWF gerade mit Edeka ein Pilotprojekt auf, das die Zulieferer aus Übersee bis zu den Bauern auf ihren Wasserabdruck erfasst. Auf der anderen Seite kennen Textilfirmen zwar noch die Wertschöpfungskette bis zur Färbeeinheit hinunter, aber nicht mehr bis zum Baumwollbauern auf dem Feld, erläutert Philipp Wagnitz, einer der Autoren der Studie.

Hebel Privatwirtschaft

Das Problem der drohenden Wasserknappheit ist nicht neu. Es gibt bereits Label, die einen ökologischen Wasserabdruck für das Produkt versprechen. Doch richten sich die meisten Empfehlungen an die Einkaufsmacht der Verbraucher. Vor Ort jedoch habe die Privatwirtschaft die größte Hebelwirkung, sagte Krüger. Deshalb stehen die Unternehmen bei der Studie im Vordergrund.

Lesestoff:

Die Studie können Sie beim WWF herunterladen: www.wwf.de

Weltwasserwoche: www.siwi.org

Europa will die Grauwassernutzung erhöhen

Roland Krieg; Fotos: roRo; Grafik: WWF

Zurück