Weihrauch wird knapp
Handel
Boswellia-Bäume werden nicht nachhaltig betreut
Weihrauch ist nicht nur ein Aromastoff für die
Kosmetikindustrie, sondern hat gerade im Dezember auch religiöse Bedeutung.
Weihrauch wird durch Anzapfen bestimmter
Boswellia-Bäume gewonnen, die vor allem am Horn von Afrika wachsen. Dort stehen
sie unter großem Stress. Neben der wirtschaftlichen Ausbeutung, bedrohen Feuer,
Insekten und Rinder den Boswellia-Bestand, so dass nach einer aktuellen Studie
der Baumbestand in den nächsten 50 Jahren um 90 Prozent abnehmen könnte. Für
die Weihrauchindustrie könnte innerhalb der nächsten 15 Jahre die Produktion um
die Hälfte schrumpfen.
Boswellia-Plantagen
Weihrauch wird als getrocknete Klümpchen verkauft, die
aus gelbem oder rötlichen Harz der Boswellia-Bäume durch Anritzen der Rinde
gewonnen wird. Das Anritzen des Gehölzes erzeugt einen milchig weißen Wundsaft.
Obwohl Weihrauch schon seit tausenden von Jahren gehandelt wird, ist über die
Folgen des Anritzens bei den Bäumen nur wenig bekannt.Dr. Frans Bongers von der Wageningen Universität in den
Niederlanden hat in Nordwest-Äthiopien im Quellgebiet des Blauen Nils 13
Zwei-Hektar-Plantagen untersucht. Einige Boswellia-Bäume wurden zur
Weihrauchgewinnung angeritzt, andere nicht. In zwei Jahren hat er mehr als
6.000 Bäume untersucht und 20.000 individuelle Messungen durchgeführt. Mit den
Daten hat er Populationsberechnungen für den Boswellia-Bestand durchgeführt.
„Die derzeitige Nutzung der Boswellia-Population ist
nicht nachhaltig“, erklärt Dr. Bongers. „Innerhalb der nächsten 50 Jahre wird
die Baumpopulation deutlich dezimiert und die Weihrauchgewinnung ist
rückläufig.“
Die Ursachen sind vielfältig und das Anritzen der Bäume
ist nicht der wichtigste Grund für den Rückgang des natürlichen Bestandes.
Feuer, Rinderhaltung und Insektenbefall schwächen und dezimieren die Bäume
ebenso. Vor allem ältere Bäume sterben ab und werden kaum ersetzt. Das liege
auch daran, dass nicht jeder Samen für die Nachzucht zu einem Schössling
heranwachse.
Dr. Bongers fordert ein strengeres Waldmanagement und
Anreize für den Erhalt der Boswellia-Bäume. Kurzfristig könne Insekten- und
Feuerbekämpfung helfen. Auch der Ausschluss von weidenden Rindern könnte den
Baumbestand bewahren. Bevor ein neuer Baum genutzt werden kann, vergehen bis zu
zehn Jahre Aufwuchs.
Lesestoff:
Peter Groenendijk, Abeje Eshete, Frank Sterck, Pieter Zuidema and Frans Bongers (2011). 'Limitations to sustainable frankincense production: blocked regeneration, high adult mortality and declining populations', Journal of Applied Ecology, doi: 10.1111/j.1365-2664.2011.02078.x
Anwohner sind bereit, für den Erhalt der Wälder auch
mehr zu bezahlen oder Arbeit zu investieren
roRo; Fotos: Frans Bongers