Welthandelsbericht 2021

Handel

Fragiler Welthandel im Kern resilient

Die Störungen in den weltweiten Lieferketten machen sich bei den meisten Deutschen langsam bemerkbar. Die Wartezeiten für bestimmte Güter bringen andere Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Doch ist das ein Jammern auf allerhöchstem Niveau, wie der Jahresbericht der Welthandelsorganisation WTO zeigt.

Das „V“

Die Gesundheitskrise hat eine ökonomische Krise im Schlepptau und 2020 die internationalen und auch bilateralen Lieferketten einem erheblichen Stresstest unterzogen. Nominell fiel der Wert der globalen Dienstleistungen und des Güterhandels um 9,6 Prozent. Das globalen Bruttosozialprodukt wies ein Minus von 3,3 Prozent auf. Dennoch ist der prognostizierte Zusammenbruch ausgeblieben, wie die WTO schreibt. Das Handelssystem hat sich resilienter als erwartet gezeigt. Schnell haben, wie innerhalb der Europäischen Union, Handel, Industrie und Politik die notwendigen Schritte für eine Sicherung der Lieferketten eingeleitet.

Das hat bei aller Unzulänglichkeit auch zu einem Austausch an Hilfsmitteln geführt und war die Basis der wirtschaftlichen Erholungen.

Das wird nicht reichen

Der Blick zurück auf einen am Ende bislang glücklichen Ausgang darf nach den WTO-Ökonomen aber kein Ruhekissen sein. Im Gegenteil. Extremwetter wie Dürren und Überschwemmungen, neue Zoonosen, Cyber-Attacken, soziale Ungleichheit und fragile Ökonomien, geopolitische Spannungen und neue bewaffnete Konflikte werden den Welthandel immer wieder bedrohen.

Die Erdbeben zwischen 1980 und 2020 haben mehr als 880.000 Menschenleben gekostet, in der gleichen Zeit gab es 4.800 Überschwemmungskatastrophen, die rund 3,5 Milliarden Menschen betroffen haben. Alleine die Naturkatastrophen haben einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 3,6 Billionen US-Dollar verursacht.

Am meisten getroffen hat es die Armen der Welt, die ihr letztes Einkommen verloren haben, Kinder an der Schulausbildung hindern und die Verbindung zu sozialen und gesundheitlichen Netzwerken gekappt haben. Das Ende sind Mangelernährung und Hunger. Allein durch Naturkatastrophen verarmen jährlich 26 Millionen Menschen.

Welthandel

Der Welthandel kann nach Angaben der WTO mit tieferen Vernetzungen der Ökonomien im Zweifel durch Unterbrechung schaden, aber auch im Falle eines Problems helfen. Der Handel bildet die Kanäle durch die Finanzmittel, Waren, Dienstleistungen und Hilfsmittel fließen. Länder müssen ihren Handel diversifizieren, damit ihre Ökonomie nicht auf einem fragilen Produkt basiert. Die Verringerung der Handelsabhängigkeit  ist schon Stärkung der Resilienz.

Das was die Entwaldung fördert, kann so umgebaut werden, dass es die Umwelt schützt. Die Klimaanpassung und die Nutzung erneuerbarer Energien werden über die globale Infrastruktur verteilt. Dienstleistungen spielen eine zunehmend wichtigere Rolle.

Die Analyse der WTO zeigt, dass eine wirtschaftliche Wiederbelebung nicht ausschließlich den Ländern mit hohem Einkommen vorbehalten ist. Zudem ist trotz Trend zu regionalen Produkten das Ziel der ökonomischen Selbstversorgung unrealistisch.  Demzufolge bleiben Exportbarrieren ein Hindernis für die positiven Aspekte des Welthandels.

Was ist Resilienz?

Bei allem bleibt auch in der Alltagsdefinition der Begriff „Resilienz“ ein diffuser Begriff. Ralph Ossa von der Universität Zürich für Internationalen Handel zuständig, beschreibt die Resilienz in der ökonomischen Theorie als kumulative Abweichung von einem Trend. Die Krise tritt mit einer negativen Datenabweichung vom Trend ein und gleicht sich im Zeitablauf dem wieder an. Je kleiner die ausgemalte Fläche unter dem Trend in der Grafik ist, desto resilienter zeigt sich die Wirtschaft. Ein verbessertes Modell funktioniert auch, wenn sich die Daten von einem alten auf einen neuen Trend verschieben. Das wäre beispielsweise der Wandel von der fossilen zur erneuerbaren Energie.

Lesestoff:

www.wto.org

Roland Krieg

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