Weltpolitik drückt auf den Geldbeutel

Handel

Verbraucher fürchten Konjunkturabschwung

Hatten sich die deutschen Konsumenten in der ersten Jahreshälfte resistent gegen weltpolitische Krisen gezeigt und Konsumlaune hoch gehalten, flaut der Optimismus derzeit ab. Das Konsumklima ging weiter zurück, wenn auch deutlich schwächer als in den Vormonaten, teilt die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit. Konjunktur- und Einkommenserwartung gingen zurück, was die GfK mit der anhaltenden Zahl an Flüchtlingen begründet.

Rund 70 Prozent der Kunden erwarten in den kommenden Monaten steigende Arbeitslosenzahlen und geben Flüchtlinge und Asylbewerber als Begründung an. Saisonale Effekte wie die Witterung und eine als schlechter empfundene Wirtschaftslage schlagen lediglich mit 16 und 13 Prozent zu Buche. An VW als Auslöser einer Wirtschaftsdelle glauben nur drei Prozent der Befragten.

Die Stimmung in der Bevölkerung ist damit schlechter als von den Experten beurteilt. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geht noch immer von einem steigenden Bruttosozialprodukt von 1,7 Prozent für das Wirtschaftsjahr 2015/16 aus.

Die Einkommenserwartung dagegen bleibt hoch. Für die GfK ist das ein Zeichen, dass die Menschen zwar an einen Anstieg der Arbeitslosigkeit glauben, sie selbst aber davon nicht betroffen sind. In der Vergangenheit gab es einen direkten Zusammenhang zwischen negativer Einkommenseinschätzung und Angst vor Arbeitslosigkeit. Die Konsumenten gehen davon aus, dass die Flüchtlinge nach Abschluss eines positiven Asylverfahrens in die Arbeitslosigkeit übergehen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht in der Tat von zusätzlichen 200.000 Arbeitslosen für 2016 aus.

Weihnachtskonsum

Der positive Blick au das eigene Einkommen hält die Konsumfreunde auf hohem Niveau. Für das Weihnachtsgeschäft geben sie mit durchschnittlich 274 Euro aber vier Prozent weniger aus als im Vorjahr. Der Handel darf mit einem Weihnachtsumsatz in Höhe von 14,3 Milliarden Euro rechnen. Weiterhin beliebt sind Bücher, Spielwaren und Bekleidung.

Hoch im Kurs steht auch Bargeld. Die Befragten geben an, damit am wenigsten falsch zu machen. Der Handel darf sich auf dieses Geld für die Zeit nach den Feiertagen freuen.

Die Weltpolitik verteilt die Gelder neu. Was im Konsum sinkt, steigt in der Spendenbereitschaft. Bis einschließlich September stieg das Spendenvolumen um 14 Prozent an. Das Weihnachtsbudget ist nach Alter und Einkommen sehr unterschiedlich. Teens zwischen 14 und 24 geben im Durchschnitt 134 Euro aus, bei den Über-55-jährigen sind es 324 Euro. Stabil bleiben nur die Weihnachtsausgaben im Einkommensbereich zwischen 1.500 bis 3.500 Euro im Monat. Sie geben zwei Euro je Haushalt weniger als im Vorjahr aus, die Haushalte mit mehr Einkommen lassen im Durchschnitt 31 Euro im Geldbeutel.

Dem Weihnachtsgeldminus von 32 Euro steht ein Spendenplus von 37 Euro pro Kopf gegenüber. Das Erdbeben in Nepal und der Flüchtlingsstrom seit September sind die herausragenden Gelegenheiten.

Essen und Trinken stehen ebenfalls auf dem Geschenkeplan. Ein Fünftel der Bevölkerung gibt durchschnittlich 44 Euro für Lebensmittel aus. Der Handel darf sich über 649 Millionen Euro freuen, was elf Millionen mehr als im vergangenen Jahr sind.

roRo

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