Weltsozialgipfel

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Zwanzig Jahre Weltsozialgipfel

„Armut hat vielfältige Erscheinungsformen; zu ihnen gehören das Fehlen von ausreichenden Einkommen und Produktivressourcen, um auf Dauer den Lebensunterhalt bestreiten zu können; Hunger und Mangelernährung; ein schlechter Gesundheitszustand; begrenzter oder fehlender Zugang zu Bildung und anderen Grunddiensten; erhöhte Morbidität und Mortalität aufgrund von Krankheiten; Obdachlosigkeit und menschenunwürdige Unterkünfte; eine unsichere Umwelt sowie soziale Diskriminierung und Ausgrenzung. Ein weiteres Merkmal ist die mangelnde Beteiligung an den Entscheidungsprozessen und am bürgerlichen, sozialen und kulturellen Leben. Armut tritt in allen Ländern auf: als massenhafte Armut in vielen Entwicklungsländern, in Form vereinzelter Armutsherde inmitten des Wohlstands in den entwickelten Ländern, als Verlust der Existenzgrundlage infolge einer Wirtschaftsrezession, als plötzliche Verarmung infolge von Katastrophen oder Konflikten, als Armut von Arbeitern mit niedrigen Löhnen und als absolutes Elend bei Menschen, die keinerlei Unterstützung durch die Familie, durch soziale Einrichtungen und soziale Netze erhalten. Frauen tragen zu einem unverhältnismäßig hohen Anteil die Last der Armut, und Kinder, die in Armut aufwachsen, sind häufig auf Dauer benachteiligt.“ [1]

So steht es im Aktionsprogramm des ersten Weltgipfels für soziale Entwicklung, der vor 20 Jahren in Kopenhagen begann.

Delegierte aus 185 Ländern, darunter 118 Regierungschefs befassten sich umfänglich mit dem Thema Armut und seine Ursachen.

Im Zwischenbericht nach zehn Jahren zog Ian Johnson von der Weltbank das Fazit, dass soziale Aspekte in der Entwicklungsarbeit immer mehr einbezogen werden. Weniger Positiv fiel die Bewertung von Gerry Rogers aus. Der damalige Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation ILO hält Beschäftigung für den wichtigsten Weg aus der Armut heraus. Doch bis 2005 habe sich in den letzten 20 Jahren, auch wegen der Globalisierung, kaum eine Verbesserung eingestellt. Lösungen sind nicht nur auf der lokalen Ebene zu finden. Mark Plant vom Internationalen Währungsfonds IWF wollte die makroökonomischen Rahmenbedingungen entsprechend anpassen. Der IWF verhandele nicht mehr nur mit den Finanzministern, sondern zusätzlich mit den Entwicklungsministern.

Was vor zehn Jahren wichtig erschien, schreit heute mehr denn je nach einer Lösung. Qiao Zonghuay, Vizeminister im chinesischen Außenministerium, forderte damals Frieden und Sicherheit ein. Für die soziale Entwicklung des Menschen sind das existenzielle Rahmenbedingungen.

Eine neue Bilanz nach 20 Jahren gibt es nicht. Aber die Sustainable Development Goals, die Ende des Jahres beschlossen werden sollen, könnten eine würdige Nachfolge des vor 20 Jahren gestarteten Prozesses werden [2].

Lesestoff:

[1] Aktionsprogramm des Weltgipfels für soziale Entwicklung www.un.org/depts/german/wirtsozentw/socsum/socsum9.htm#top

[2] Bundestagsdebatte über die SDG

Roland Krieg

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