Wer vertraut, der kauft

Handel

Nachhaltigkeit im Lebensmittelhandel

Kein Unternehmen mehr, das nicht den Begriff Nachhaltigkeit mit sich führt und vorgibt, sich um seine Angestellten zu sorgen. Trotzdem entlarven Gammelfleisch und Mitarbeiterüberwachungen die inflationäre Verwendung des Begriffes „Nachhaltigkeit“. Dabei gilt im Handel die Binsenweisheit: Wer vertraut, derkauft.
Das hat das Branchenbarometer der Internetplattform "Utopia" für strategischen Konsum kritischer Kunden in Zusammenarbeit mit den Kommunikationsberatern von Ketchum Pleon gezeigt. Die Studie ist zwar nicht repräsentativ, zeigt aber genau deswegen, wie hoch die die Messlatte von aktiven Kunden gelegt wird.

Vertrauen in den Handel ist gering
Kunden O-Ton: „Faires Handeln, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Ökologie sind der Schlüssel zu meinem Vertrauen.“ Den haben nur wenige Lebensmittelhändler gefunden. Ein Drittel der befragten kritischen Verbraucher vertraut keinem der abgefragten Unternehmen - so einer der herausgearbeiteten Ergebnisse. Die meisten vertrauen tegut, Edeka und Rewe – die Discounter fallen durch.
Was sich die Kunden am meisten wünschen, scheint eine Reaktion auf Medienberichte zu sein. Neun von zehn Befragten, so die Studie, wünschen sich nachhaltig produziertes Gemüse, dicht gefolgt von Kaffee, Getreideprodukten und Fleisch. Das entspricht Meldungen über Massentierhaltung oder Rückständen von Pflanzenschutzmitteln.
Die Kundenforderung nach einem Ausbau der Fair-Trade-Sortimente im Handel werten Utopia und Ketchum Pleon als „Durchsetzung ökosozialer Standards“ – Begriffe, mit denen die Mehrheit der deutschen Konsumenten im Einkaufswagen noch nicht viel anzufangen weiß.









Thesen und Forschungsbedarf
Fünf Thesen werden in der Studie formuliert. Nachhaltig orientierte Verbraucher erwarten vom Handel eine substanzielle Basis einer fundierten Nachhaltigkeitsstrategie.. Die Unternehmen sollen ihre Ergebnisse transparent machen, Sie sollen mit Beschäftigten und Lieferanten fair umgehen, sich als „Gatekeeper“ zwischen Produzenten und Verbraucher verstehen und auf breiter Basis die Umwelt schützen.
Eine Sammlung von Kundenzitaten weist auch den Weg zu mehr Forschungsbedarf: „Standardmäßige Informationen zum CO2-Rucksack der Produkte einführen, z.B. ganz einfach: Flugware oder nicht.“ Im letzten Jahr hatte das Heidelberger IFEU-Institut gezeigt, dass Ökobilanzen nicht ganz so einfach zu berechnen sind. Genaue Analysen bergen manche Überraschung.

Lesestoff:
Alle Details der Kundenbefragung finden Sie unter www.utopia.de
Nachhaltigkeit war vor zwei Jahren vor der BioFach ein großes Branchenthema.

Roland Krieg; Fotos: Utopia

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