Westfleisch wächst und wird europäisch

Handel

Westfleisch: Mehr Umsatz, Absatz und Exporte

Die Generalversammlung des genossenschaftlichen Fleischvermarkters Westfleisch in Münster/Westfalen in der letzten Woche brachte für das abgelaufene Jahr 2014 nur positive Zahlen. Der Umsatz stieg auf die neue Schwelle von 2,51 Milliarden Euro. Westfleisch-Vorstandssprecher Dr. Helfried Giesen ist für die Zukunft weiter optimistisch: „Für die nächsten Jahre sehen wir Westfleisch gut positioniert.“ Die Genossen haben 948.000 Tonnen Ware abgesetzt und der Exportanteil wuchs trotz russischem Embargo um 1,4 auf 43,5 Prozent. Als künftige Aufgabe will Westfleisch sich europäisch aufstellen, um das Handeln auf internationalen Parkett zu erleichtern. Dazu soll Westfleisch noch in diesem Jahr in eine „Societas Cooperative Europaea (SCE) überführt werden. Das ist die europäische Form der traditionellen Genossenschaft. Der Wettbewerb verlange eine stärkere Internationalisierung und Westfleisch will damit zukunftsfähig bleiben.

Das Produktwachstum lag mit einem Plus von 4,7 Prozent über dem Branchentrend. Der Exportabsatz der Unternehmensgruppe stieg allein in den sechs Jahren von 2008 bis 2014 um + 45 %. Von den insgesamt in der Gruppe abgesetzten 948.800 Tonnen Fleisch wurden fast 412.400 Tonnen jenseits der deutschen Grenzen verkauft - ein Zuwachs um +1,4 %. Das meiste davon (in der Menge 82,4 % nach 80,7 % im Jahr 2013) wird von Westfleisch traditionell in westeuropäische Nachbarländer exportiert. Das russische Importembargo führte für Fleisch und Fleischwaren aus der EU ab August 2014 zum vollständigen Zusammenbruch des wichtigen Exportgeschäfts mit Russland.

Mehr Schlachtungen

Westfleisch schlachtete 2014 zum ersten Mal in der fast 90-jährigen Geschichte 349.800 Rinder (+ 6 % zu 2014) 62.850 Kälber (+ 5,5 %) und 7,584 Mio. Schweine (+ 2,4 %). Auch die Zerlegeleistung sei ausgebaut und die Produktionsleistung bei SB-Fleisch (+ 8 %), Convenience (+16 %) und Wurstwaren (+ 18,8 %) abermals deutlich erhöht worden, berichtet Giesen.

Burger-Kult und Bio-Trend

Der aktuelle Trend in der Gastronomie hin zu hochwertigeren Steakqualitäten und Burgern spiegelt sich im steten Wachstum der Rindfleisch-Sortimente des SB-Tochterunternehmens WestfalenLand in Münster. Mehr und mehr frische und tiefgekühlte Burger-Patties aus dem Hause Westfleisch finden ihren Weg zum Verbraucher. Das Unternehmen ist auch einer der größten deutschen Produzenten von Bio-Hackfleischartikeln für den Lebensmittelhandel. Der Umsatz von WestfalenLand lag 2014 bei rund 450 Mio. Euro (+ 7,4 % im Vergleich zum Vorjahr), der Absatz legte um + 7,9 % auf rund 85.000 Tonnen zu. Der Absatz an Grillartikeln stieg 2014 um + 14 %.

Größter Ferkelvermarkter

Der größte Ferkelvermarkter in Deutschland ist Westfleisch. Das Nutzviehzentrum in Münster-Nienberge schlug in dem traditionellen Geschäftsfeld rund 2,51 Mio. Tiere um. Das war 2014 ein Anstieg in der Menge um + 7,6 % zum Vorjahr. Der Absatz an Ferkeln lag bei 2,46 Mio. Stück. Auch der Handel mit Großvieh konnte ausgebaut werden. Das Plus bei Fleckviehfressern und schwarzbunten Kälbern lag bei + 15,9 % im Vergleich zum Vorjahr; insgesamt wurden über 46.800 Tiere abgesetzt.

Für Tierwohl und Agrarkultur

Das Engagement von Westfleisch für Tierwohl und Agrarkultur, für einen branchenweiten Mindestlohn bzw. Sozialstandards und für qualitativ hochwertiges Fleisch werde ernst genommen, versicherte Giesen in seinem Geschäftsbericht vor den Mitgliedern in der Halle Münsterland. Die Unternehmensgruppe hatte über fünf Jahre Pionierarbeit zum Projekt Tierwohl geleistet und den Begriff maßgeblich mitgeprägt. Lebensmitteleinzelhandel, Landwirte und Fleischwirtschaft haben zum Jahresbeginn 2015 die „Brancheninitiative Tierwohl gestartet, um die Haltung in der Ferkelerzeugung und in der Schweinemast zu verbessern. „Das große Echo aus unserer Veredelungsregion ist ein positiver Beleg für die erfreulich offene Haltung der Landwirte, tiergerechter zu erzeugen, sagte Giesen.

Mehr Eigenkapital für Unabhängigkeit

Westfleisch-Finanzvorstand Carsten Schruck wartete für das Geschäftsjahr 2014 folglich auch mit verbesserten Kennzahlen auf. Der Jahresüberschuss nach Steuern erreichte im Konzern erstmals 12,6 Mio. Euro (+ 4,2 Mio. Euro gegenüber Vorjahr). Im Herbst 2014 wurden mit einer Genussschein-Aktion weitere 10,4 Mio. Euro an Liquidität und Eigenkapital eingeworben, berichtete Schruck den Mitgliedern, „um den Verschuldungsgrad von Westfleisch weiterhin gering zu halten. Die Eigenkapitalquote konnte sich gemessen an der Bilanzsumme bei 43 % trotz erhöhter Investments von rund 40 Mio. Euro weiter festigen. Schruck: „Eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung gelingt nur mit einer guten Eigenkapitalausstattung. Sie ist die Basis für den Erhalt unserer Unabhängigkeit.

Die Dividenden auf die Geschäftsguthaben in der Westfleisch eG und auf die Aktien der Westfleisch Finanz AG wurden erneut mit jeweils 4,5% dotiert. Der in der Bilanz berücksichtigte Sonderbonus für Vertragsbetriebe wurde auf insgesamt 2,8 Mio. Euro (+1,1 Mio. Euro) angehoben. Die Aktionäre der Finanz AG sollen ebenfalls eine Bruttodividende von 4,5 % erhalten. Schruck stellte heraus: „Damit beteiligen wir unsere Anteilseigner und Kooperationslandwirte über die ordentliche Verzinsung des eingelegten Kapitals am deutlichen Erfolg der Westfleisch-Gruppe.

Wandel

Westfleisch hat sich mit der Übernahme des Fleischwarenherstellers Aldenhoven in Gelsenkirchen und den Erwerb der Rindersparte des Unternehmens Gausepohl [1] am Strukturwandel der Branche beteiligt. Die Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent an der FVZ Westfood GmbH in Holzwickede wurde an den Mehrheitsgesellschafter Vion veräußert.

Lesestoff:

[1] Westfleisch übernimmt Rindersparte von Gausepohl

roRo

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