Wie hart wird die Landung für Bio-Lebensmittel?
Handel
Kein Bio-Bonus in der Inflation

Hat die Pandemie die gesundheitliche Sorge in den Vordergrund gestellt und im ersten Jahr der Pandemie durch den Lockdown und die Möglichkeit des heimischen Essens Bioprodukten einen Aufschwung beschert, der im zweiten Pandemiejahr nicht mehr gehalten werden konnte, drücken der Russlandkrieg und Inflation auf ganz andere Knöpfe. Menschen haben Kriegsangst. Die anhaltenden Beschwichtigungen, dass die NATO keine Kriegspartei wird, hat vielleicht eine Panik verhindert. Die steigenden Preise schmälern zudem das zur Verfügung stehende Einkommen, was im Verlauf der Pandemie kaum der Fall gewesen ist.
Das IFH Köln hat am Dienstag die Ergebnisse der aktuellen Konsumstudie vorgestellt, wo die Konsumenten ihren Konsumverzicht ausleben: Bei Lebensmitteln. Gerade beim täglichen Einkauf, und das sind die Lebensmittel, spüren die Menschen die Teuerungsrate am deutlichsten. Der „Trend Check Handel“ zeigt, dass die Preissteigerungen Ängste auslösen, den Lebensstandard nicht mehr halten zu können.
Lieferengpässe werden spürbar
War es zu Beginn der Pandemie das leere Regal bei Klopapier, so stellen die Konsumenten immer mehr die Folgen der Lieferengpässe fest. Jeder zweite Konsument gibt an, durch Engpässe im Regal Probleme beim Einkauf zu haben. Das ist nach dem IFH Köln ein Wert, der sich mit dem Überfall auf die Ukraine verdoppelt hat. 42 Prozent der Befragten verzichten bei zu hohen Preisen auf den Kauf, 38 Prozent entscheiden sich für ein preiswerteres Produkt und wer Bedarfsgegenstände schon bestellt hat storniert zu acht Prozent die Buchung. Die Mehrheit übt sich in Konsumzurückhaltung.
Steigende Preise werden zu steigenden Ängsten
Krisenstimmung auch beim Blick in die Zukunft: Fast die Hälfte der Befragten befürchtet, aufgrund der aktuell wahrgenommenen Preissteigerungen den eigenen Lebensstandard nicht mehr halten zu können. So wollen viele (59 %) auf teurere Markenprodukte verzichten, sollten insbesondere die Preise im Lebensmitteleinzelhandel weiter steigen. 44 Prozent kaufen schon jetzt häufiger bei Discountern. Auffällig: Vor allem die jungen Konsumenten zwischen 18 und 29 Jahren sorgen sich um die gestiegenen Preise und passen ihr Einkaufsverhalten bereits entsprechend an.
Bio überschätzt sich
In der Pandemie konnte sich die Biobranche auf ihre Kunden und den Gesundheitstrend verlassen. Kriegsangst ist ein neuer Parameter, den die Branche nicht kennt. Sowohl bei der Umfrage von Herd-und-Hof.de im Leseclub zu den Auswirkungen des Russlandkrieges auf den Ökolandbau, als auch beim digitalen Feierabend von Bündnis 90/Die Grünen am Montagabend sind Sorgen, dass sich die Kunden, und gerade die jungen beim Klima problembewussten Konsumenten sich Bio gar nicht mehr leisten wollen, überhaupt nicht in Reichweite gekommen.
Roland Krieg; Grafik: IFH Köln
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