Wie kommt die grüne Wirtschaft in den Süden?

Handel

Tagung Green Transformation im DIE

Spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen haben sich die einzelnen Länder Ziele für eine nachhaltige Klimapolitik gesetzt. Zusätzlich vor dem Hintergrund der Agenda 2030 begeben sich alle Länder mehr oder weniger schnell und unterschiedlich erfolgreich auf den Weg in die Bioökonomie. Sorgen sich die Deutschen beispielsweise sehr beflissen um eine saubere Mülltrennung, stehen Familien im ländlichen Raum Afrikas vor ganz essentiellen Problemen. Was soll die Entwicklungshilfe machen? Erst ein Wirtschaftswachstum zur Armutsbekämpfung umsetzen und dann erst sauber machen, oder gleich von Beginn an auf eine „grüne Transformation“ setzen und möglicherweise dem Süden Vorteile bei komparativen Vorteilen gewähren?

Zu diesen Fragen hat das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) seit Montag internationale Wissenschaftler in Bonn zu Gast, die ihre Studien zur Umsetzung einer grünen Wirtschaft vorstellen. Das ist nicht leicht, denn John Maugham von der 2012 auch vom DIE gegründeten Green Growth Knowlegde Platform weiß, dass zunächst einmal das tief sitzende Argument überwunden werden muss, dass Umweltpolitik einen negativen Effekt auf die nationale Wirtschaft habe. Solche Ressentiments sind auch in Deutschland nicht unbekannt. Dabei ist die Umweltbranche ein sehr dynamischer Sektor. Vor allem im Süden mangelt es aber an einer Datenbasis, welche Techniken zur Verfügung stehen und welche Effekte bereits umgesetzt sind. Meist werde die Debatte seht technologieaffin geführt. Doch Technik kann zwar im Bereich des Energiesparens hilfreich sein, kaum aber für eine Vergrößerung der Biodiversität.

Der Süden zeigt angesichts des Klimawandels mit zunehmenden Wetterextremen, ausbleibenden Niederschlägen auch in entfernten Regionen ein wachsendes Umweltinteresse, sagt Dr. Anna Pegels von der DIE. Auch das Marktsegment der Bioprodukte im Nahrungssektor wird größer. Mit Blick auf den Sünde ist nach Pegels vor allem China einer der Treiber für den Handel mit Umweltgütern und Umweltdienstleistungen. Der Süden hat durchaus einige Vorteile, gleich auf die grüne Karte zu setzen: Die Ökonomien sind weniger in sich geschlossen, wie manche Branchen in den Industrieländern. So zeigt die deutsche Automobilindustrie, wie zäh ein Umdenken sein kann. Der Süden könne auch von seinen günstigen Arbeitskosten profitieren. Einfach wird die Grüne Transformation allerdings nicht. Es gibt nicht nur die Unterschiede zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern, sondern auch der Süden zeigt zwischen Schwellenländern und den am wenigsten entwickelten Ländern große Ausgangsbedingungen auf, ergänzt Tilmann Altenburg von der DIE.

Es geht beim grünen Wachstum nicht nur um den ländlichen Raum. Gerade in den Entwicklungsländern findet eine starke Urbanisierung statt. Die unkontrollierte Binnenmigration konzentriert sich in den ausufernden Bezirken und nimmt Landwirtschaftliche Nutzfläche in Anspruch. Vom öffentlichen Transportwesen bis hin zur Kanalisation und Stromversorgung sowie fehlender Abfallwirtschaft macht die Herausforderung drängend und vor allem auch finanziell herausfordernd, beschreibt Ed Barbier von der Colorado State University.

Viele Länder im Süden exportieren Rohstoffe, sind darauf angewiesen und könnten diesen Markt nachhaltiger gestalten. Der Süden habe wie der Norden das Problem, Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Es zeigt sich, dass der Zugang zur Elektrizität Einkommen nach oben zieht und Armut reduziert. Doch 1,5 Milliarden Menschen haben noch immer keinen Zugang zu Strom, eine weitere Milliarde hat ihn nur temporär und die Hälfte der Menschen nutzt Biomasse zum Kochen und heizen. Der Druck auf natürliche Ressourcen wie dem Regenwald stammt auch von der heimischen Bevölkerung, erläutert Barbier.

Die nigerianische Ökonomin Opeyemi Akinyem von der Convenant University bestätigt, dass der größte Teil der exportierten Ressourcen aus Afrika südlich der Sahara alles andere als „grün“ ist. Der Rohstoffboom der jüngeren Vergangenheit setzt die Ressourcen weiter unter Druck. Umweltpolitik hat nach Akinyems Analyse tatsächlich einen negativen Effekt auf den Handel – aber nur in der Form, wie er derzeit durchgeführt wird. Reduzierung von Korruption, Stärkung der nationalen Institutionen und das Einrichten eines positiven Geschäftsumfeldes könne dem Handel auch positive Effekte zufügen. Ihre Folgerung: Die nationalen Politiken müssen das auch umsetzen.

Roland Krieg

Zurück