Wie sozial ist Kapital?

Handel

Zweiter Jahresempfang Umweltpartnerschaft in BB

Vor einem Jahr hat die Brandenburger Landesregierung zusammen mit der Wirtschaft mit der Fortschreibung der Umweltpartnerschaft die Weichen für eine weitere Förderung des umweltbewussten, nachhaltigen Wirtschaftens gestellt. Gestern waren Umwelt- und Landwirtschaftsminister Dr. Dietmar Woidke, Wirtschaftstaatssekretär Wolfgang Krüger und die Präsidenten der Industrie- und Handelskammern sowie der Vereinigung der Unternehmensverbände beim zweiten Jahresempfang der Umweltpartnerschaft mit der steigenden Zahl teilnehmender betriebe zufrieden. Gegenwärtig sind es 45.

Schwung durch Gebührenerlass
Dr. Woidke sieht die Umweltpartnerschaft seit einem Jahr richtig Schwung holen. Seit Juni 2006 werden 20 Prozent der Gebühren für immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren für EMAS-zertifizierte Unternehmen erlassen. Die Teilnehmerbasis soll zu einem Netzwerk in Brandenburg ausgebaut werden.

Europäisches Umweltmanagement und –auditsystem (EMAS)
Im Dezember 2005 hissten rund 350 Unternehmen und Behörden zum zehnjährigen Jubiläum die EMAS-Flagge. Seit 1995 hatten sich 1.500 Organisationen an 2.000 Standorten bereits durch einen stattlich zugelassenen Umweltgutachter auditieren lassen. Zuvor wurde am 10.07.2003 die Verordnung 1863/93(EWG) veröffentlicht. Im April 2004 trat EMAS II als Verordnung der EG 761/2001 in Kraft.
EMAS ist das erste europäische Umweltmanagementsystem mit externer Verifizierung. Es haben sich zum Beispiel der Heizungsbauer Viessmann, das Diamant-Zuckerwerk in Sachsen-Anhalt oder die Weltjugendtag gGmbH zertifizieren lassen.
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Brandenburgs Umweltminister sieht die aktuellen Bestrebungen zur CO2-Reduzierung als nicht ausreichend an. Der weitere Ausbau des Emissionshandels und der Anbau regenerativer Energiepflanzen „kann nicht von der Politik“ alleingestemmt werden. Die Politik appelliert an die „Selbstverpflichtung der Wirtschaft“, die sich dem EMAS freiwillig anschließen kann.
EMAS SchemaDer Gebührenerlass alleine sei aber nur eine schöne „Geste“, sagte Dr.-Ing. Victor Stimming von der IHK Potsdam. Er wünsche sich vielmehr, dass die öffentlichen Hände auch akzeptieren, dass die zertifizierten Unternehmer, Aufträge qualitativ besser erledigen können als andere. Eine stärkere Berücksichtigung bei der Auftragsvergabe können den Aufwand der Zertifizierung auch schließlich entlohnen.
Gerade Brandenburg habe eine „vernünftige Umweltsituation“ und kann daher auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor bauen. Umwelt und Wirtschaft befänden sich auf einer Seite der Medaille und Wachstum auf der anderen. Die Ökonomen sollten lernen ökologischer zu denken und die Ökologen ökonomischer, forderte er im Namen der IHK. So wollte auch Klaus Windeck als Präsident des Brandenburger Handwerkskammertages und der Handwerkskammer Potsdam die Politik gebremst wissen, wenn es zur Zeit im Rahmen der Verpackungsverordnung um Gedanken zur rechtliche Regulierung für Einwickelpapier bei Bäckern und Fleischern geht: „Solche Ideen sollten bereits im Anflug verboten werden.“

Später als „fünf vor Zwölf“?
Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V. aus Hamburg (B.A.U.M) setzt sich schon seit Jahren für die Eigenverantwortung der Wirtschaft ein. Der Vorsitzende des Vorstands, Prof. Dr. Maximilian Gege erinnerte daran, dass Milton Friedman vor 36 Jahren noch davon sprach, dass Wirtschaft keine soziale Verantwortung hat. Heute generierten die Finanzmärkte einen Druck auf Unternehmen, die sie rationalisieren und abwandern lässt: Sie schwächen die Regionen, aber wir sollten uns fragen, ob wir das akzeptieren müssten. Wenn Energieunternehmen in den ersten drei Quartalen rund 30 Milliarden Gewinn machten, resultierte das Ergebnis aus einer Managementleistung oder aus einer Marktleistung?

Bier und Wurst
Auf dem Jahresempfang wurde als jüngstes Mitglied der Umweltpartnerschaft Brandenburg eine EMAS-Revalidierungsurkunde an die Geschäftsführung der Schlossbrauerei Fürstlich Drehna für umweltbewusstes Brauen übergeben.
Am 09. November überreichte Dr. Woidke die Teilnahmeurkunde an die Eberswalder Wurst / Eberswalder Fleisch GmbH, die neben der ISO 9001 – Zertifizierung das QS-Siegel und die Zulassung zur Produktion von Bioprodukten nach der europäischen Ökoverordnung erhalten hatte. Das Unternehmen hatte weiterhin zur Steigerung der Energieeffizienz unter anderem die Fernwärmenutzung durch Abtrennung nicht genutzter Bereiche und Neuisolierung der Wärmerohrleitungen erreicht.
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Mit Ressourcen- und Energieeffizienz könnten unwidersprochen zwischen zwei und fünf Prozent der bundesdeutschen Produktionskosten eingespart werden. Das entspricht einem Betrag zwischen 90 und 180 Milliarden Euro im Jahr. Gerade hier habe Deutschland die „Köpfe und Produkte im Mittelstand“ die neue Märkte erschließen können. Hilfreich wäre es, wenn die Technik auch hier eingesetzt würde, damit das Ausland die Waren auch kaufe. Nachhaltigkeit kann dem internationalen Handel Gewinn bringen: „Der Mensch muss welttauglich werden.“
So führt die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, die als Corporate Social Responsibility (CSR) Kernbestandteil der EMAS ist, über die Ethik, der Ehrfurcht vor dem Leben, zur Beschreibung der eigennützigen Vernunft. Soziale Verantwortung ist Eigennutz resümiert Prof. Gege. Nicht nur angesichts leergefischter Meere oder der globalen Erwärmung.

Land- und Forstwirtschaft holen auf
Ein Vergleich der Jahre zwischen 1999 und 2005 zeigt, dass das Produzierende Gewerbe bei EMAS weiterhin die meisten Betriebe stellt, aber die Palette ist bunter geworden und hat auch bereits die Land- und Forstwirtschaft erreicht.

EMSA Anteile

Lesestoff:
Die Geschäftsstelle der Umweltpartnerschaft ist im Landwirtschafts- und Umweltministerium angesiedelt und per Internet über www.mluv.brandenburg.de zu erreichen.
Der Umweltgutachterausschuss für die Zertifizierung und mit aktuellen Informationen zu EMAS kann auf www.uga.de erreicht werden.
Den Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management gibt es unter: www.baumev.de

Roland Krieg
Grafiken: Aus: 10 Jahre EMAS, Broschüre des Gutachterausschusses beim Umweltministerium; S. 6 und 10

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