Wie weiter mit der Energiewende?

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Energiewende: Jetzt aber schnell!

Solange die Energiepreise niedrig waren, gab es eine Mehrheit für die Energiewende. Wohl zu oft herrschte die Erwartung vor, die Welt muss Öl und Gas nur durch Sonne und Wind ersetzen und alles wird gut. Das hat schon vor der Pandemie nicht so richtig funktioniert. Im Preiswettbeerb hatten die neuen Energieträger trotz Förderung harte Zeiten im Kampf um den Tank im Auto und Haus. Der Absturz des Erdölpreises machte sich nur an den fossilen Tankstellen bemerkbar, nicht beim Biodiesel. Außerdem war die Energiewende dezentral geplant. Eine Gefahr für das fossile Oligopol. Vom Acker bis zur Wärmepumpe versprach den Regionen Autarkie bei der Energieversorgung. Nur wenige Energiedörfer haben es geschafft, sich unabhängig von fossiler Energie zu machen. Die Landwirte stellen dort die wesentlichsten Bausteine.

Jetzt fliegen die fossilen Energiepreise den Verbrauchern um die Ohren, die schon durch die CO2-Besteuerung zum Jahresbeginn angestiegen sind. Heizgutscheine, Mehrwertsteuersenkung oder Abwarten sind die verschiedenen Reaktionen in den 27 EU-Ländern. Dergestalt hilflos, weil sich vorher zu wenig geändert hat. Zielen ohne konkrete Einzelschritte hat das Bundesverfassungsgericht diesen März ein Ende gesetzt. Die Pariser Klimaziele sind ein Weltvertrag neben den Nachhaltigkeitszielen bis 2030 für eine lebensfreundliche Umwelt, in wir alle ausreichend leben können. Nur weh tun sollte die Energiewende nicht. Jetzt hat die Welt am Vorabend der Weltklimakonferenz den Salat.

Klimaschutzinvestitionen

Das deutsche produzierende Gewerbe (ohne Baugewerbe) hat im Jahr 2019 3,46 Milliarden Euro in Anlagen zur Vermeidung von Emissionen und zur schonenderen Nutzung von Ressourcen investiert. Damit haben sich die jährlichen Investitionen nach Analyse des Statischen Bundesamtes (Destatis) innerhalb von zehn Jahren ausgehend von 1,63 Milliarden Euro im Jahr 2009 verdoppelt. Auch prozentual gibt die Industrie mit 3,6 Prozent ihrer Investitionen mehr Geld für Umwelttechnik als zuvor aus.  Mehr als die Hälfte der Investitionen fließt dabei in die Nutzung von erneuerbaren Energien, wie Wind- und Solarkraft. Maschinen wurden energieeffizienter.

Die Umweltwirtschaft hat damit 2019 einen Umsatz von 44,1 Milliarden Euro erzielt. Das sind mehr als zehn Prozent der gesamten deutschen Automobilwirtschaft. Alternative Wertschöpfungsketten sind bereits omnipräsent.

Biomasse ist am effizientesten

Die Energie aus Wind und Sonne ist vom Luftdruckgefälle und der Bewölkung abhängig. Bei nächtlicher Windstille fallen beide Erzeugungsarten aus. 2021 war in Deutschland bislang ein windarmes Jahr. Im ersten Halbjahr liefen die Windräder nur zu einem Fünftel unter Volllast. Auch bei Solaranlagen lag die Volllast diesen Sommer bei durchschnittlich zehn Prozent. Dafür, dass Wind und Sonne für 30 Prozent des erzeugten Stroms verantwortlich sind, zu wenig für ein erfolgreiches Jahr. Die Hemmnisse beim Ausbau durch überbordende Bürokratie und Bürgerinitiativen hemmen die eigene Zielsetzung und sind für die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern mitverantwortlich.

Allein Biogas wird wetterunabhängig erzeugt und ist speicherbar. Die unsäglichen Begriffe von Maiswüsten und die Diskussion um Teller und Tank haben der einzig seit 20 Jahren zur Verfügung stehenden Dauerenergie Biomasse den Garaus bereitet. Die Biogasanlagen haben 2019 einen Volllastanteil von 56,7 Prozent erreicht. Sorghum, Miscanthus und die Dauerkultur Durchwachsene Silphie haben die Gedankenbarriere zur regional verfügbaren und speicherbaren erneuerbaren Energie in der Öffentlichkeit noch immer nicht durchbrochen. Damit bleibt die Energiewende unverstanden und unzureichend umgesetzt. Im Gegenteil: Auf dem Europäischen Rat wurde die Rückkehr der Atomkraft in die Taxonomie der nachhaltigen und grünen Finanzierung mehr als angedacht.

Pläne

Nachdem die Kommission einen Instrumentenkasten aus der Energiepreisfalle vorgelegt hat und der Europäische Rat die Verantwortung auf den Energieministerrat geschoben hat, haben die Länder die Maßnahmen erst einmal in kurz- und mittel- sowie langfristige Maßnahmen eingeteilt.

Die Länder sollen die vorgeschlagenen Instrumente für eine kurzfristige Entlastung der Verbraucher nutzen dürfen. Mittel- und langfristig komme die EU um einen Umbau des Energiemarktes und der Gasspeicherung nicht herum. Nicht alle, aber einige sehen in der Energiewende und dem Ausbau der neuen Energien die langfristige Lösung und Bestandteil für bezahlbare Energiepreise.

Die Daten und Investitionen über den Fortgang der Energieunion lesen sich nicht schlecht. Aber für Glasgow und der Weltklimakonferenz Copa26, die am kommenden Wochenende beginnt, sind die Schritte für die angestrebte Klimaneutralität nicht ausreichend [1]. Der Bericht der Energieunion spricht zwar von einem Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch von einer angestiegenen Abhängigkeit von Importenergien auf 60,6 Prozent – dem höchsten Wert seit 30 Jahren. Die EU warnt in dem diese Woche vorgestellten Bericht, dass ohne zusätzliche Aktivitäten, die Wirtschaftserholung nach der Pandemie auf fossile Energien setze. Lediglich 13 Länder haben das Auslaufen des Kohlestroms anvisiert, vier haben sich noch auf kein Datum einigen können und ein Land hat mit dem Kohleausstieg noch nicht einmal begonnen. Die Länder haben sich in den vergangenen Jahren sorglos auf den Import von Erdgas gestürzt und 2019 so viel Gasvolumen verbraucht wie noch nie. Schon 2019 waren 31 Millionen Europäer von Energiearmut betroffen. Und das Gesamtfazit lautet: Die nationalen Trends der energiewenden steigt, reiche aber nirgends aus. Immerhin hat die EU im Konjunkturpaket für die Zeit nach der Pandemie ein Budget in Höhe von 177 Milliarden Euro für die Energiewende zur Verfügung gestellt.

Lesestoff:

[1] Klimaziele unerreichbar? https://herd-und-hof.de/handel-/schlechte-perspektive-fuer-glasgow.html

Roland Krieg

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