Wissenschaftsplattform stärkt die SDG-Umsetzung
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Wissenschaftler legen den Fokus auf Nachhaltigkeit für die Politik
Die 17 Sustainable Development Goals (SDG) sind eine gewaltige Querschnittsaufgabe für ein faires und gerechtes Zusammenleben innerhalb der Ressourcenausstattung der Natur. Im Kern sollen Hunger und Armut sowie Ungleichheit vermieden werden, was in den Industrieländern schon beim täglichen Wareneinkauf beginnt.
Nicht alle politischen Ziele sind auch wirklich nachhaltig. So reduziert der Umstieg des Individualverkehrs zwar die Emissionen aus dem Verkehrssektor – doch der Austausch durch autonomes Fahren mit regenerativen Energien löst weder die Stauprobleme in der Stadt, noch die Parkplatzproblematik. Zudem hat Deutschland kaum etwas erreicht, wenn es seine Abhängigkeit von Importen fossiler Energien durch die Abhängigkeit von seltenen Erden für die Batterienutzung austauscht.
SDG-Wissenschaftsplattform
Es sind also noch viele Fragen offen, die von der Politik nicht alleine gelöst werden können. Deshalb wurde am Dienstag im Rahmen des 13. BMBF-Forums für Nachhaltigkeit in Berlin eine neue Wissenschaftsplattform gegründet, die nach Wissenschaftsministerin Johanna Wanka „künftig noch stärker an der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“ beteiligt wird. Noch heute werden in laufenden Arbeitsgruppen aus Themen wie Landnutzung und Ernährung, nachhaltiger Konsum und Produktion, Zukunft der Arbeit in der Digitalisierung oder der Urbanisierung Bereiche für intensivere Forschung ausgewählt.
Auf allen 17 Nachhaltigkeitsfeldern wird genügend geforscht. Es geht nicht um die quantitative Ausweitung der Forschung, sondern um einen qualitativen Fokus für die Umsetzung. Vor zwei Jahren bereits haben kleine Unternehmer netzneutrale Lösungen für die kommunale Energieversorgung auf der Hannover Messe vorgestellt. Doch sind die neuen Schalter noch nicht in der Praxis angekommen, bedauert Wanka.
„Wir sind eine reiche Nation. Wir haben eine besondere Verantwortung“, so Wanka. Wissenschaft und Forschung sind daher nicht nur für die deutsche Nachhaltigkeit relevant, sondern auch mit Blick auf den Export von Umwelttechnologien im Sinne der 17 Nachhaltigkeitszeilen für die ganze Welt.
Die SDG-Wissenschaftsplattform ist nach Ansicht der Co-Vorsitzenden Prof. Dr. Patrizia Nanz ein kollektiver Prozess, der ressortübergreifend auch zusammen mit den Kommunen die Nachhaltigkeit auf den Weg bringen wird. Jährlich werden bis zu zwei Schwerpunktthemen aufgegriffen.
Die Themen sind, wie oben beispielhaft genannt nicht immer konfliktfrei. Biomasse für die stoffliche Nutzung wird von der Bio-Ökonomie gebraucht, steht aber im Konflikt um die Landnutzung. Die Wissenschaftler wollen solche Konflikte aufgreifen und themenoffen Lösungen für die Politik erarbeiten.
Stärkung der Wissenschaft
Mit der Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) und dem Rat für Nachhaltigkeit hat Deutschland Exzellenzcluster, die Wissenschaft objektiv und neutral hervorbringen können. Prof. Wanka verweist auf die wissenschaftliche Begleitungen und deren Rolle für die Politik. Während in den USA wissenschaftliche Berater ausgewechselt werden [1], wünscht sich die Ministerin mehr Einfluss der Experten auf die Politik.
Ein Träger der SDG-Wissenschaftsplattform ist das Lösungsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung Deutschlands (SDSN). Direktor Dirk Messner ergänzt gegenüber Herd-und-Hof.de, dass auch in Europa Erosionen bei wissenschaftlichen Instituten vorhanden sind. Messner betont noch einmal, warum die SDG so wichtig sind: „Es geht um eine neue Art der Weltwirtschaft!“
Lesestoff:
[1] „Today, I was Trumped“: https://herd-und-hof.de/handel-/today-i-was-trumped.html
Roland Krieg; Fotos: roRo