Witajso k nam!
Handel
Brandenburg auf der Grünen Woche
In der nächsten Woche startet die 75. Internationale Grüne Woche (IGW) und auch Brandenburg feiert mit seiner 20. Beteiligung ein Jubiläum auf der weltweit größten Ernährungsmesse in Berlin. Zwei Jubiläen die eng miteinander verwoben sind, denn an Brandenburg kommen die Besucher in diesem Jahr nicht vorbei: Bereits zum 18. Mal ist Brandenburg in einer eigenen Halle präsent. Der Parterlandkreis Spree-Neiße stellt sich in der Länderhalle 21b vor, Brandenburg hat in der ehemaligen CMA-Halle auf der Länderschau viele Leckereien zu bieten und ist sowohl in der Energiehalle 4.2 als auch in der Tierhalle 25 präsent.
Für Brandenburgs Agrarministerin Jutta Lieske ist die intensive Messebeteiligung eine „Visitenkarte der Brandenburger Unternehmen“, die dem Land Investitionsmittel in Höhe von 675.000 Euro wert sind. Neben 75 Ausstellern können auf den verschiedenen Gemeinschaftsständen bis zum Ende der Messe insgesamt 220 Unteraussteller mit einer Tagespräsentation den Gästen ihre Waren anbieten.
Produkte kennen lernen
Für Brandenburg ist die IGW mehr als Werbung. Jutta Lieske verweist auf die Möglichkeit, direkt mit den Firmenchefs zu reden. Sie stellen auch in diesem Jahr wieder neue Produkte vor und warten auf die erste Resonanz der Kunden. So sind 2010 erstmals Wildspezialitäten des Landesjagdverbandes auf der Messe dabei, wie auch die Schokoladenspezialitäten der Confiserie Felicitas aus Hornow, Richards Wild aus Fürstenberg und der Tourismusverband Rheinsberger Seenkette lädt zu einer kulinarischen Rundreise ein.
Jutta Lieske will die Gelegenheit wahrnehmen, mit ihren Länderkollegen und der Bundeslandwirtschaftsministerin ins Gespräch zu kommen, während der Landesbauernverband Delegationen aus Vietnam, Russland oder Polen auf Betriebsbesichtigungen mitnimmt. Die Grüne Woche als internationale Meinungsbörse und Erfahrungsaustausch für Politik und Verbände. Höhepunkt wird wieder der Brandenburgtag am Montag, den 18. Januar sein.
„Franke, Friese, frische Küche“
Der Landkreis Spree-Neiße will mit seinem Programm die beliebte Sendung „Lafer, Lichter, lecker“ auf der Grünen Woche in den Schatten stellen. Zusammen mit dem Koch Peter Franke präsentiert Landrat Dieter Friese frische Küche aus der südlichen Lausitz. Mit mehr als 1.800 Sonnenstunden ist der Landkreis der sonnigste Brandenburgs und will das den Besuchern auch vermitteln. 24 Ausstellergruppen und weitere 150 Mitwirkende werden in der Länderhalle ihre Heimat präsentieren. Der Fußboden des Standes zeigt eine Luftaufnahme des Landkreises und aus der schottischen Partnerstadt East-Lothian wird eine Dudelsackband am Brandenburgtag den Besuchern einheizen.
Eine Besonderheit im Landkreis sind die zweisprachigen Orts- und Straßenschilder. Hier hat sich der slawische Volksstamm der Sorben bis in die heutige Zeit seine Kultur und Sprache erhalten und wird das auf der Berliner Messe dem internationalen Publikum demonstrieren. „Witajso k nam” heißt herzlich willkommen. Die Sorben zeigen, wie Lebensmittel vor mehr als 1.000 Jahren hergestellt wurden. Die Verarbeitung steht am Stand des Landkreis deshalb auch im Vordergrund, verspricht Friese. 21 Videos in Dauerschleifen zeigen den Besuchern die Lebensmittelverarbeitung. Am 16. Januar ist in der Halle 21b Sorbentag.
Brandenburg vernetzt
Der Verband pro agro hat für die Grüne Woche die Broschüre Pferdeland neu aufgelegt und in Zusammenarbeit mit den Pferdesportverbändern des Landes erstellt. Schon in Vorbereitung für die Tourismusmesse im März wird pro agro mit der DeHoGa eine Vereinbarung zur Brandenburger Gastlichkeit unterzeichnen. Urlaub, Landschaft und Nahrungsmittel werden in der Mark immer enger vernetzt. Dazu gehört auch, wie Brigitte Hohnstädter von pro agro ausführt, dass es nirgends so viele Möglichkeiten gibt, in den Pensionen Haustiere mit zu nehmen. Eine neue Broschüre wird den Urlaub mit Kindern in den Vordergrund stellen.
Perspektive 2010
Für die Bauern ist die Grüne Woche ein „Schaufenster der Landwirtschaft“, sagt Landesbauernpräsident Udo Folgart. Mit dem Milchforum oder dam Fachforum zur Blauzungenkrankheit erwarten die Verbände einen intensiven Erfahrungsaustausch. Nach dem Wegfall von CMA und ZMP habe Brandenburg die Finanzkrise bislang recht gut gemeistert. Die überproportional abgerufene Hilfe der verschiedenen Programme sei ein Zeichen dass es nötig gewesen sei. „Wir wissen aber nicht, wie das Jahr 2010 aussieht“, grenzt Folgart ein.
Der Milchriese Campina hat angekündigt sein Werk in Elsterwerda zu schließen. Zwar gebe es auch erfreuliches, wenn am Mittwoch die „Gläserne Molkerei“ im Spreewald ihre Biomolkerei eröffnet hat. Dort werden rund 20.000 Liter Milch am Tag verarbeitet. Auch Michael Wimmer von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg sieht neue Initiativen. Im letzten Jahr ist der erste ostdeutsche Biojoghurt aus dem Lobetal auf dem Markt erschienen und auch das Ökodorf Brodowin hat eine Molkerei in Planung. So erfreulich das ist, so gefährlich ist es auch. Am Rand der Messepräsentation sagte Michael Wimmer zu Herd-und-Hof.de, dass die umstellungswilligen Bauern druck auf die Biomilchpreise ausüben können. Derzeit gibt es mehr umstellungswillige als Absatzmöglichkeiten bei den Biomolkereien.
Angesichts des Berliner Marktes ist Frischmilch aber nicht das Problem. Rund 90 Prozent der Biofrischmilch stamme aus der Mark. Eng wird es vor allem bei den Feldfrüchten, die wie Feldsalat nur ein knappes Vegetationsfenster haben. Hier gäbe es noch Nachholbedarf.
Roland Krieg; Fotos: Messe Berlin; Landkreis Spree-Neiße
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