World Food Moscow und Embargopolitik
Handel
Keine Ökonomie ohne Politik
Zuletzt zeigten sich verschiedene Agrarpolitiker zuversichtlich, dass nach der Verlängerung des Embargos Russlands gegen europäische Agrarprodukte, Entspannung eintreten könnte. So weilte auf der zurückliegenden Mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung MeLa auch der russische Agrarattaché zu Gesprächen auf dem Messegelände.
Am Montag haben die EU-Außenminister dem Agrarsektor jedoch jede Hoffnung genommen. Agrarpolitiker müssen erkennen, dass es keinen Handel ohne Politik gibt. Als weitere Reaktion auf die Annexion der Krim und Destabilisierung der Ukraine, haben die Minister die bestehenden Sanktionen bis zum 15. März 2016 verlängert.
Ein anderes Ergebnis wäre auch überraschend gewesen. Denn die Entscheidung fiele auch über die Haltung zur Ukraine. Und da hat der ukrainische Premier Arsenij Jazenjuk den Aufweichungstendenzen eine klare Absage erteilt. Putin widersprüchliche Signale zu geben, wäre eine Schwäche der EU.
World Food Moscow
Seit Wochenanfang findet in Moskau die Nahrungsmesse World Food statt. Das Thema der begleitenden Konferenz lautet „Eine Ära der Veränderung“ und blickt auf die Geschehnisse des letzten Jahres zurück, die Russland unter dem Schirm des Embargos umgesetzt hat. Vor allem der Obst- und Gemüsemarkt mit zahlreichen großen Gewächshausneubauten steht im Vordergrund.
Aus deutscher Sicht nehmen noch der Container-Spediteur Hamburg Süd, der Marzipanhersteller Niederegger aus Lübeck und die Firma Plattenhardt und Wirth teil. Die Firma aus Baden-Württemberg nahe Friedrichshafen am Bodensee ist ein Spezialist für Kühl- und Kältetechnik, Reiferäume und ULO-Lager, bei denen mit künstlicher Atmosphäre mit wenig Sauerstoff Ernteprodukte lange gelagert werden können. Der Geschäftstrend mit Russland geht hin zur Verarbeitung und Prozesstechnik nach der Ernte sowie zum Transport.
Obst und Gemüse aus Europa ist längst ersetzt. Ein großer Lieferant ist Fruitbook. Eine Israelische Firma, die Frischware aus Israel, Marokko, Ägypten und China liefert. Dezentrale Büros unterhält Fruitbook in St. Petersburg und in Noworossijsk, einer Hafenstadt am Schwarzen Meer in der Region Krasnodar.
Russland muss Importe in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar durch andere Länder ersetzen und sucht daher nicht nur Ware, sondern auch Investoren für einen langfristigen Ersatz. Noch bis zum 17. September treffen sich mehr als 1.500 Aussteller aus rund 70 Ländern. Der Anteil russischer Aussteller hat nach Messeangaben deutlich zugenommen. Sie stehen an der Hälfte aller Stände. Als hohe Gäste werden Michel Temer, Vize-Präsident von Brasilien, und ein Staatssekretär aus dem Iranischem Wirtschaftsministerium erwartet.
Iran, Ägypten, Argentinien und China sind mit einem eigenen Länderstand vertreten, der mehreren Exporteuren die Messeteilnahme ermöglicht. Ägypten wird eine große Palette an Obst und Gemüse, Gewürze, Milchprodukte, Fruchtsäfte und Tee präsentieren, Argentinien und der Iran sind mit Molkereiprodukten und Käse präsent.
Ein Schwerpunkt der Messe werden Meeresfrüchte sein. Begleitet wird das durch ein Spezialprogramm zur Aquakultur.
Lesestoff:
World Food Moscow 2013 vor dem Embargo
World Food Moscow im ersten Embargo-Jahr
Roland Krieg