Zentraler Aktionstag Milch

Handel

Milchbauern vor dem Brandenburger Tor

>Nur die drei mitgebrachten Kälber kuschelten sich bei dem Regenwetter in den hinteren Teil des Anhängers neben dem Brandenburger Tor. Auf der anderen Seite stellte ein Kunstwerk die vielfältige Produktlandschaft auf einer Deutschlandkarte dar. Dazwischen warnte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner den Lebensmittelhandel vor weiteren Milchpreissenkungen, damit die Milchbauern ökonomisch überleben können.

Die Hausse ist vorbei
Nachdem die Milchpreise bis Ende 2007 über frühere Forderungen der Milchbauern angestiegen waren, gehen sie jetzt wieder zurück. Teilweise liegen sie bereits wieder unter 40 Cent. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hält an seiner Forderung nach 43 Cent fest und kündigt einen Lieferstopp an, wenn der Handel die Preise senkt. In einer Abstimmung am Mittwoch verständigten sich 88 Prozent der angeschlossenen Betriebe, rund 33.000 Bauern, darauf. Aldi hat für den kommenden Montag eine Reduktion von 10 Cent angekündigt, berichtete die Lebensmittel Zeitung.
Derzeit werden die neuen Lieferbedingungen mit dem Handel festgezurrt. Gerd Sonnleitner warf dem Handel „Raubtierkapitalismus“ vor, weil vor allem die Futtermittel um bis zu 80 Prozent teuer geworden sind, als im Vorjahr.
Der Handel erwartet in diesem Jahr einen Preis zwischen 35 und 37 Prozent, weil mehr Milch geliefert als nachgefragt wird. Mit diesem Preisniveau rechnet auch Tim Koesling von der Koesling Anderson GmbH, die alljährlich im März die Betriebszweigauswertung für 91 Betriebe mit 91.000 Kühen macht. „Mit Milch wird niemand reich“ lautete das Resümee. Die Betriebe in Ostdeutschland müssen mit einem Gewinn von 3,5 Cent je Kilo Milch auskommen. Für Hubert Weiger vom BUND reicht das nicht aus, denn die Bauern auf den traditionellen Grünlandstandorten müssen auch den Erhalt selten gewordener Rinderrassen sichern.

Streit um die Quote
Höhere Preise wollen die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Deutsche Bauernverband. Uneins sind sie sich über die künftige Ausrichtung der Politik. Während der DBV dem Quotenausstieg der EU folgt und ein Begleitprogramm Milch aufgelegt hat, die Bauern wettbewerbsfähig zu machen, verfolgen die AbL und der BDM ein dem Verbrauch angepasstes flexibles Mengensystem, dass an den Vollkosten der Betriebe ausgerichtet ist.

roRo

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