Zweiter BtL-Kongress in Berlin
Handel
Quantensprung synthetische Biokraftstoffe
Die Zahl der Autos nimmt zu und die Menge an fossilen Brennstoffen ab. So mahnt der ADAC in seiner Mitgliederzeitschrift die Automobilindustrie, neue Technologien zu entwickeln. Das Produkt der neuesten Technologie innerhalb der erneuerbaren Energien ist noch so selten, dass es quasi nur in „Apothekenmengen“ zur Verfügung steht. Dr. Hans-Otto Herrmann von DaimlerChrysler sagte heute Mittag in der Pressekonferenz des zweitägigen internationalen BtL – Kongress, dass der Biokraftstoff der Pilotanlagen der Biomass to Liquid – Technologie zumindest ausreicht, Erfahrungen mit der Testflotte zu sammeln.
BtL – Kraftstoffe
Mit Rapsdiesel wird heute bereits nur noch der Biodiesel der ersten Kraftstoffgeneration aus erneuerbaren Energien bezeichnet. Die zweite Generation ist ein synthetischer Kraftstoff aus Biomasse, wie sich die Industrie ihn wünscht. Dr. Wolfgang Steiger von der Volkswagen AG sagt auch warum: Man könne nicht alle Ausgangspflanzenöle bedarfsgerecht chemisch „umestern“. Das Ausgangsprodukt bestimmt die Qualität in der Verbrennungskammer. Bei BtL gibt es ein einheitliches Produkt aus der Prozesstechnologie, dass die sauberste und effektivste Verbrennung im Motor gewährleistet und darüber hinaus die bessere CO2-Bilanz als die herkömmlichen Alternativen hat.
Volkswagen und Mercedes bilden zusammen mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe FNR die Allianz für synthetische Kraftstoffe und haben internationale Wissenschaftler heute und morgen nach Berlin geladen, um neue technologische Ansätze und logistische sowie pflanzenbauliche Aspekte auszutauschen.
Clemens Neumann aus dem BMELV stellt die Doppelstrategie vor. Die Kraftstoffe der ersten Generation sollen in der Anwendung weiter gefördert werden, während die Forschung für die Kraftstoffe der zweiten Generation weiter intensiviert werden soll. Dafür stehen insgesamt rund 50 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. Die Ampel des ordnungspolitischen Rahmens stehe auf Grün und sehe über das Biokraftstoffquotengesetz eine Steuerbegünstigung bis 2015 vor. Auch später werde die verfügbare Menge nicht ausreichen, dass Autos ausschließlich mit BtL – Kraftstoff fahren. Dr. Herrmann sieht zwar die Motoren für jedes Mischungsverhältnis gerüstet, aber wie sich die Verfügbarkeit entwickelt ist noch unklar.
Beide Kraftstoffgenerationen werden sehr lange nebeneinander existieren können, denn vor 2010 wird der neuen Kraftstoff nicht nennenswert im Markt vorhanden sein, sagte Dr. Andreas Schütte von der FNR. Der Übergang würde fließend verlaufen.
Die BtL-Technologie hat eine ganz andere Dimension als bisherige Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien. Rentabel wird eine Anlage erst ab 200.000 Tonnen Jahresproduktion für die rund eine Million Tonnen Biomasse herangeführt werden müsse. Der Investitionsumfang beträgt nach Angaben Dr. Herrmanns zwischen 300 und 400 Millionen Euro. Trotzdem würde die neue Technologie den dezentralen Anlagen in regionalen Energieclustern nicht den Rang ablaufen, beschwichtigt Dr. Schütte. Es werde ein nebeneinander verschiedener Technologien möglich sein und die BtL-Technik sei nur eine Option unter vielen. Entscheidend sei, welche Biomasse in einer Region zur Verfügung stehe, sagte er zu Herd-und-Hof.de.
Vom Kongress folgen morgen weitere Berichte.
roRo
Grafik: FNR
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