+++ 16:20 Uhr +++ Einigung bei Tierwohlabgabe

Landwirtschaft

Tönnies-Gipfel mit Erfolg

Es war der x-te Fleischgipfel, der erste Tönnies-Gipfel der Bundes- und Landespolitik und offiziell ein Treffen der gesamten Fleischbranche. Nachdem SARS-CoV-2 seine Finger in die Wunde der industriellen Fleischproduktion gelegt hat, hat der Bundestag in kurzer Zeit angefangen Schlussstriche zu setzen [1]. Das Virus hat dann Deutschlands größten Schlachter Tönnies durch eine Masseninfektion ebenfalls zur Umkehr gezwungen [2], so dass der für den Freitagnachmittag anberaumte Branchentreff Fleisch erstmals konkrete Änderungen zu erwarten waren. Und so kam es. Warum? „Die Systemanfälligkeit im Bereich Fleisch ist enorm“, sagte Ursula Heinen-Esser, Landwirtschaftsministerin Nordrhein-Westfalen.

Erstmals ist es gelungen, für das Thema Tierwohlabgabe eine große Einigung zu erzielen. Die Förderungen für Stallumbau ohne Erhöhung der Tierzahl in Richtung mehr Tierwohl hat das Corona-Papier bereits hervorgebracht. Der Kampf gegen die unlauteren Wettbewerbsbedingungen ist der Rahmen, über den Standards auf die Preise einwirken können. Denn: Der am Treffen teilnehmende Handel wehrt sich nach wie vor gegen Preisvorgaben. Dennoch will die Politik über aus ethischen Gründen Preiswerbeverbote für Fleisch planen.

Zahlungsmodelle  aus dem Ökobereich sollen für die konventionelle Tierhaltung überprüft werden. Bundesministerin Julia Klöckner denkt an Umstellungs- und Beibehaltungsprämien für artgerechte Tierhaltung.

Barbara Otte-Kinast ist Landwirtschaftsministerin im tierdichten Niedersachsen und hat das Thema regional schon länger im Fokus: „Genau deshalb haben wir den Tierschutzplan zu einer ,Niedersächsischen Nutztierstrategie – Tierschutzplan 4.0‘ weiter entwickelt. Einen weiteren Schritt machen wir jetzt mit der Förderung einer Modellregion für nachhaltige Nutztierhaltung. Damit setzt Niedersachsen ein starkes Zeichen für eine Tierhaltung, in der Mensch und Tier im Mittelpunkt stehen!“

Keine zweite Chance für die Branche

Julia Klöckner machte deutlich: Es wird keine zweite Chance für die Branche geben.“ Kurzfristig müssen Landwirte freie Stallkapazitäten identifizieren, weil Tiere nicht mehr geschlachtet werden können. Das gilt auch für Schlachthöfe, die noch Kapazitäten frei haben. Dazu zählt auch die Möglichkeit, freie Plätze und im Ausland zu finden, erläuterte Heinen-Esser.

Nach Klöckner stellt sich in der EU eine Mehrheit für eine EU-einheitliche Tierwohlkennzeichnung ein, so dass das Thema in der Ratspräsidentschaft doch prominent angesprochen wird.

Ein Schlagwort hat die Regierungsebenen in Bund und Ländern auch erreicht: Regionale Schlachthofstrukturen fördern. Das allerdings wird sich als schwierig erweisen. Zum einen sind meldepflichtige Schlachthöfe (ab 250 Schweine pro Woche) nicht weniger kostenintensiv als große. Zum anderen muss mit der Dezentralisierung der Schlachthöfe eine Dezentralisierung der Tierhaltung einhergehen, was vor dem Hintergrund der Bürgerinitiativen gegen Stallbau erschwert wird.

Lesestoff:

[1] Ende der Werkverträge: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/schluss-mit-organisierter-verantwortungslosigkeit.html

[2] Kehrtwende bei Tönnies: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/kehrtwende-bei-toennies.html

[3] Preisbildung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/die-bildung-eines-wunschpreises.html

Roland Krieg

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