35 Kilometer ASP-Zaun in Sachsen-Anhalt
Landwirtschaft
Magdeburger Zäune reichen nur für Kerngebiete
In Sachsen-Anhalt gibt nach der aktuellen Landwirtschaftszählung noch 250 Schweine haltende Betriebe mit rund einer Million Tieren. Das Bundesland zwischen Brandenburg und Niedersachsen wird zudem von der Autobahn 2 durchschnitten, die eine wichtige Ost-West-Verbindung mit hohem Aufkommen an Lastkraftwagen darstellt. Die Zahl der Wildschweine ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während die Jäger 2019 noch rund 46.150 Wildschweine erlegten, waren es im Jagdjahr 2020/21 etwa 39.700 Stück.
Schweinehalter, internationaler Warenverkehr und Wildschweine: Das sind die Inhalte für ein Drama der Afrikanischen Schweinepest. Die zwei betroffenen Bundesländer Brandenburg und Sachsen sowie das nicht betroffene Mecklenburg-Vorpommern versuchen seit mehr als einem Jahr den Ausbruch einzudämmen und sehen sich in der Verantwortung, die für den Menschen ungefährliche Tierseuche auf dem Weg nach Westen fernzuhalten. Die drei Bundesländer haben Zäune und Doppelzäune von Hunderten Kilometer Länge im Wert von 20 Millionen Euro gebaut. Mecklenburg-Vorpommern schottet sich mit einem Doppelzaun gegen Polen und Brandenburg ab.
Die Gefahr der westlichen Ausbreitung über Wildschweine und Pausenbrote mit Wurst entlang der Autobahn ist hoch. Die weiter westlich liegenden Länder fürchten das Vordringen der Seuche in die Hauptgebiete der Schweinehaltung.
Von der Höhe Berlins aus gesehen ist es noch ein weiter Weg. Aber wie wirksam ist die Seuchenabwehr in Sachsen-Anhalt? Kürzlich gab es eine der zahlreichen Seuchenübungen im Harz. Die hat zwar gut funktioniert, aber der Veterinär aus dem Landkreis sagte, es gibt in Sachsen-Anhalt lediglich 35 Kilometer Zaun.
35 Kilometer Zaun reichen aus, um drei Kernzonen mit einem Durchmesser von drei Kilometer um einen ASP-Fund einzuzäunen. Sie reichen nicht aus, um noch eine 10-Kilometer große Beobachtungszone einzufrieden.
Auf Anfrage klärt das Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten auf: „Für die Bekämpfung von Tierseuchen sind in Sachsen-Anhalt generell die Landkreise und kreisfreien Städte zuständig – dazu gehört auch die Beschaffung und der Einsatz der notwendigen materiell-technischen Ressourcen. Im Fall der Afrikanischen Schweinepest hat das Land Sachsen-Anhalt entschieden, im Rahmen der rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten Zaunmaterial zeitnah zu beschaffen und einzulagern; derzeit werden 50km Elektrozaun (mobil mit Batterie- und Solarstromversorgung) und 35,5km fester Zaun vorgehalten. Damit kann das Kerngebiet bei einem Erstausbruch zeitnah eingezäunt werden.
Mit Blick auf die aktuelle Zaunbeschaffung in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zur Errichtung eines Schutzkorridors entlang der deutsch-polnischen Grenze haben wir uns dazu entschieden, zum jetzigen Zeitpunkt nicht ebenfalls große Mengen an Zäunen am Markt nachzufragen, um diese wichtige gesamtdeutsche Schutzmaßnahme nicht zu verzögern. Unstrittig ist aber, dass bei einem Ausbruch in Sachsen-Anhalt im Seuchenverlauf mit hoher Wahrscheinlichkeit weiteres Zaunmaterial benötigt werden würde. Daher wird aktuell die Möglichkeit so genannter Stand-by-Verträge geprüft, die Lieferung, Transport und ggf. Aufbau von Zäunen vertraglich absichern könnten, ohne diese zum jetzigen Zeitpunkt beschaffen und einzulagern zu müssen.“
Roland Krieg
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