Abschlusskonferenz "Regionaler Wohlstand"

Landwirtschaft

Forschungsergebnisse Projekt „Regionaler Wohlstand“

Regionaler Wohlstand lässt sich nicht alleine an der wirtschaftlichen Größe des Bruttosozialproduktes messen. Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer vom Zentrum für Technik und Gesellschaft der TU Berlin untersuchte in den vergangenen Jahren gerade die Bio-Beziehungen zwischen dem Anbieter Brandenburg und dem Absatzmarkt Berlin. In Potsdam-Hermanswerder gab es gestern die Abschlusstagung des Projekts und Dr. Schäfer skizzierte zu Beginn die Forschungsergebnisse der Studie.

Vielfältiger Nutzen
Die Ökobranche hat gezeigt, dass sie qualitative hochwertige und gentechnikfreie Produkte liefern kann. Insgesamt sind in der Branche über 6.000 Menschen beschäftigt. Ein Effekt, der sich in kleineren Dörfern stärker bemerkbar macht, als auf das gesamte Land bezogen. Der ökologische Landbau ist die Verbindungsstelle zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und sanftem Tourismus. Die Betriebe verfolgen dabei nicht nur das eigene wirtschaftliche Interesse, sondern sind mit einer Vielzahl an sozialen Aspekten lokal engagiert. Die Ökobranche vermittelt darüber hinaus Wissen über Ernährung und Landwirtschaft und ist mit Hoffesten, Tag des offenen Hofes und Bildungsseminaren präsent.

Fast ein Drittel mehr im nächsten Jahr
Auf Grund der Forschungsergebnisse, die Agrarminister Dr. Dietmar Woidke schon ahnte, jetzt aber auch wissenschaftlich belegen kann, will Brandenburg seinen Anteil von aktuell 10 Prozent Ökofläche weiter ausbauen. Bis 2008 sollen es 12 bis 13 Prozent sein, sagte Woidke. Zum einen will er Betriebe ermutigen, umzustellen, zum anderen sollen Betriebe ihre Flächen erweitern können. Mit den Ergebnissen der Forschungsarbeit könne jetzt genau gesagt werden, was wo noch unternommen werden muss.

Ausbau Veredlung
Das meiste an Obst und Gemüse in den Berliner Bioläden kommt nicht aus Brandenburg, obwohl die Berliner gezielt danach verlangen. Schließlich mache es auch keinen Sinn, dass Bioprodukte per LKW und höherem CO2-Aufwand „quer durch die Republik“ transportiert werden müssen, so Dr. Woidke. So kann vor allem der Gartenbau in Brandenburg noch punkten.
Die Wertschöpfung bei veredelten Produkten ist größer als für die Rohware. So kommt Dr. Schäfer zu dem Ergebnis, dass für Brandenburg der Verarbeitungsbereich ausgebaut werden muss. Die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) wird zusammen mit dem Landwirtschaftsministerium dazu demnächst eine „Wertschöpfungskampagne“ starten. Daher sind Stadt-Land-Brücken wie die Domäne Dahlem wichtig für die Bio-Region Berlin-Brandenburg.

„Gentechnik schadet dem Image Brandenburgs“
Mit 2.000 Hektar angemeldeten Bt-Mais liegt Brandenburg im Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ganz vorne. „Das ist ein Problem für den Ökolandbau und die konventionellen Direktvermarkter“, stellte Woidke fest. Die mittlerweile auch im Spreewald genutzte Gentechnik führe bereits zu heftigen Reaktionen, weil die Anbieter des sanften Naturtourismus sich dadurch beeinträchtigt fühlen.
Regionaler Wohlstand und erhöhte Wertschöpfung im ländlichen Raum sind auch Ziele der konventionellen Landwirtschaft. Der ökologischen und konventionellen Bearbeitung setzen sandige Böden und Trockenheit Grenzen. Darauf angesprochen sieht Dr. Woidke aber den Landesbauernverband Hand in Hand mit der FÖL, gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Zurückhaltend sind Biobetriebe bei Anbau nachwachsender Rohstoffe, da sie nach Dr. Schäfer mehr Wert auf die Lebensmittelproduktion legen. Allerdings, so die Projektleiterin, wäre der Einstieg in die Bioenergie durchaus wünschenswert, denn der „Intensivanbau von nachwachsenden Rohstoffen geht ökologisch nach hinten los“.

Lesestoff:
Die bisherige Broschüre „Wohlstand hat viele Gesichter“ und Details über das Projekt gibt es unter www.regionalerwohlstand.de
Das Projekt ist Teil des Programms „Sozial-Ökologische Forschung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (www.sozial-oekologische-forschung.org)
Ein Abschlussband mit den Ergebnissen wird im Sommer 2007 im Metropolisverlag erscheinen.

roRo

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