Abschlusskongress Bioenergie-Regionen
Landwirtschaft
Die individuelle Energiewende in den Regionen
Zwölf Prozent des Endenergieverbrauches von 2.413 TWh in Deutschland stellen die erneuerbaren Energien. Etwa 70 Prozent davon stammt aus der Biomasse, die damit noch immer eine tragende Säule der Energiewende ist. Dr. Andreas Schütte, Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), weiß auch warum: Bioenergie aus Biomasse liefert mehr als nur Strom. Sie liefert auch Wärme und Treibstoffe.
Im Strombereich verantwortet die Biomasse 87,3 Prozent der eingesparten Treibhausgase, bei Wärme und Kraftstoffen bleibt mit 37,2 und 4,8 Prozent noch eine Menge Luft nach oben.
Energie für Morgen
210 Regionen hatten sich 2008 für den Wettbewerb „Energie für morgen – Chancen für den ländlichen Raum“ beworben. 25 gelangten in die Projektphase, deren Abschluss am Mittwoch mit einer Fachtagung in Berlin zu Ende gegangen ist.
Von der Grenze Dänemarks bis in die Alpen, vom Oderbruch bis in die Pfalz weisen die Modellregionen einen guten Querschnitt Deutschlands auf. Begleitet wurde das Projekt mit politisch-gesellschaftlicher, technisch-ökonomischer und Forschung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels [1]. Am Ende steht ein Leitfaden, der die Modelle der Leuchttürme in die Fläche tragen soll. Und ist damit auch gleichzeitig Start für die nächste Phase, die im August 2012 begonnen hat und bis Ende 2015 läuft. Diesmal werden 21 Regionen in das Rennen geschickt, die alle mit einer Zwillingspartnerregion verbunden sein müssen.
Schlüssel Kommunen
Wichtig für die Energiewende ist der dezentrale Ansatz, den die Menschen vor Ort vorantreiben, erläuterte Dr. Gerd Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Erst durch die Akzeptanz vor Ort, könnten die politischen Beschlüsse für die Energiewende umgesetzt werden.
Die Kommunen müssen aber auch nach Brüssel schauen, warnt Dr. Müller. Das Plus oder Minus gegenüber dem Budget von 1.000 Milliarden Euro für den nächsten Siebenjahreszeitraum entscheidet über die Förderschwerpunkte und deren finanzielle Ausstattung.
Verantwortung Deutschlands
Mit Blick auf die Landwirtschaft ermahnte Dr. Günter Bachmann vom Rat für Nachhaltige Entwicklung, Verbände und Politik: „Der grünen Gemeinde ist das Wort „grün“ abhanden gekommen!“ Die Automobilindustrie und andere Technikzweige hätten schon mehr die Nachhaltigkeit auf den Weg in die grüne Ökonomie gebracht als der Lebensmittelhandel und die Landwirtschaft.
Aber auch: „Im Maschinenraum der Politik passiert mehr, als auf der Kommandobrücke verkündet wird!“. Grund zur Freude gebe es dennoch nicht, wenn die Klimaverhandlungen in Doha in einer Zeit steigender Treibhausgasemissionen stattfinden müssen. Die Gasförderung in den USA habe aus einem Importeur einen Exporteuer gemacht und senke im Nebeneffekt den Preis für Steinkohle. Diese wird nun für einige Wachstumsländer wieder erschwinglich - mit entsprechenden Klimawirkungen.
Umso ernsthafter müsse Deutschland seine Energiewende vor den Augen der Welt voranbringen. Denn die Beobachter wüssten: Gelinge sie in Deutschland, habe das Land gegenüber den anderen Nationen einen großen ökonomischen Vorteil und technologischen Vorsprung.
Lesestoff:
[1] Begleitforschung zum Wettbewerb
Roland Krieg