Abstimmungen im Europaparlament

Landwirtschaft

Biokraftstoffe, Aale und Fracking

In der ersten Plenumswoche gab es gleich mehrere wichtige Abstimmungen im Bereich Landwirtschaft und Energie.

Biokraftstoffe

Nach einer umstrittenen Debatte über die künftige Politik zu Biotreibstoffen [1] folgte am Mittwoch eine knappe Entscheidung von 356 zu 327 Stimmen für eine schnellere Umstellung auf Rohstoffe der nächsten Generation wie Algen und biogene Reststoffe ab 2020. Auch die umstrittenen indirekten Landnutzungsänderungen wurden in erster Lesung bestätigt und greifen ab 2020. Der Anteil der Biotreibstoffe soll 2020 nur noch sechs statt der aktuellen Zielmarke von zehn Prozent am Kraftstoffmarkt ausmachen. 2,5 Prozent davon sollen aus den neuen regenerativen Quellen produziert werden.
Zwei Stimmen fehlten Berichterstatterin Corinne Lepage für Trilogverhandlungen. Der Rat wird nun über die Vorlage abstimmen. Kommt es zu Abweichungen, findet eine zweite Lesung statt.
Für den Europaabgeordneten Martin Häusling (Grüne) ist die Wende unvollkommen. Sechs Prozent seien „kein ausreichendes Signal für eine Änderung der Agrotreibstoffpolitik“. Treibstoffe aus erneuerbaren Quellen seien auch keine Lösung der Probleme m Verkehrssektor. Europa müsse seine Mobilitätspolitik ändern.
Der Deutsche Bauernverband ist überwiegend kritisch. Es sei zwar nicht zu einer Zerschlagung der heimischen Biokraftstoffpolitik gekommen, aber eine höhere Deckelung von 6,5 Prozent, wie der Industrieausschuss es vorgeschlagen hatte, wäre besser gewesen. ILUC-Faktoren lehnt der DBV weiterhin ab, da die deutschen Landwirte nicht für die Zerstörung des Regenwaldes verantwortlich gemacht werden kann.

Verschärftes Aalmanagement

Das Parlament hat aus der eigentlichen Vorlage der Aalverordnung an den Lissabon-Vertrag eine Verschärfung des Aalmanagements erzwungen [2].
Die Wiederbefüllungsmaßnahmen werden bis zum 31. Dezember von der Kommission auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Ergebnisse sollen in einem neuen Gesetz verwirklicht werden, den Aalbestand zu sichern und eine Befischung wieder möglich zu machen. Bis Ende März 2014 muss die Kommission einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen.
Das Parlament hat sich ebenfalls durchgesetzt, dass die Mitgliedsländer alle zwei Jahre einen Zustandsbericht vorlegen müssen. Wer das nicht schafft, der muss seine Aalbewirtschaftung um die Hälfte reduzieren.

Fracking

Die Abstimmung zum Fracking wurde verschoben. Die Abstimmung für diese Form der Energiegewinnung sollte nach einem Antrag des Liberalen Andrea Zanoni aus Italien um eine Umweltverträglichkeitsprüfung erweitert werden. Auch die Bürger sollten über diese Methode mitentscheiden können. Jetzt folgt erst eine geforderte Debatte im Plenum mit Rat und Kommission, bevor in der zweiten Oktoberwoche ein neuer Abstimmungsversuch unternommen wird.

Lesestoff:

[1] Debatte um Biokraftstoffe

[2] Rettet den Aal – später?

Roland Krieg

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