Abwasserreinigung in Vietnam
Landwirtschaft
Abwasseraufbereitung in Handwerksdörfern in Vietnam
In Vietnam haben Handwerksdörfer eine lange Tradition, die darauf zurückgeht, dass in den Zeiten zwischen den Reisernten in den Dörfern handwerkliche Tätigkeiten ausgeübt wurden, um diese dann auf regionalen Märkten zum Kauf anzubieten. Zu den Produkten zählten Nahrungsmittel wie Nudeln oder Tofu, aber auch Kunsthandwerk, wie Seide oder Töpfereiprodukte.
Wachstum schadet der Umwelt
Seit Einführung der Erneuerungspolitik „Doi Moi“ im Jahre
1986 kann in Vietnam ein stabiles Wirtschaftswachstum und damit eine zunehmende
Industrialisierung verzeichnet werden. Viele der ehemals traditionell arbeitenden
Handwerksdörfer passten ihre Produktion den neuen Bedürfnissen an und wandelten
sich zu regelrechten kleinen Industriezonen in denen jedoch jede Art von
Umwelt- und Arbeitsschutz eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Die Gründe
hierfür sind zum Teil in der mangelhaften Ausbildung der
Betriebsverantwortlichen und Mitarbeiter zu suchen, aber auch in den
unzureichenden verwendeten Technologien, als auch in den fehlenden rechtlichen
Vorgaben.
Die Probleme, die mit der Produktion in den Handwerksdörfern
einhergehen, sind seit geraumer Zeit in das Visier der vietnamesischen Öffentlichkeit
und Regierung geraten und es wird zunehmend nach angepassten Lösungen gesucht.
Das Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten der TU Dresden arbeitet seit
2003 eng mit vietnamesischen Forschungseinrichtungen und Umweltbehörden
zusammen. Diese bildet die Grundlage für das binationale vom BMBF geförderte
Verbundvorhaben mit dem Titel: INHAND –
Integriertes Wasserwirtschaftskonzept für Handwerksdörfer am Beispiel eines
Dorfes in Vietnam, das im Januar 2011 angelaufen ist. Bei dem Dorf handelt es
sich um ein reis- und maniokverarbeitendes Dorf, dessen Abwässer unbehandelt in
die umliegenden Reisfelder fließen. Das in der Gegend natürlich vorkommende und
im Sediment gebundene Arsen (V) wird dadurch gelöst und als Arsen (III)
freigesetzt, welches für Mensch und Tier giftig ist – das oberflächennahe
Grundwasser wird so stark verunreinigt. Die anfallenden organischen Abfälle
bilden ein weiteres Problem, für das nach Lösungen gesucht wird.
Pilotanlage
Die Basis des Vorhabens bildet die Entwicklung einer
dreistufigen Pilotanlage. Zur Abwasserbehandlung ist eine aerobe
Durchflussanlage vorgesehen, die organischen Abfälle werden einer Biogasanlage
zugeführt und so energetisch genutzt. Die Gärreste sollen in einer Niederenergiegärresteaufbereitungsanlage
behandelt werden. Großen Wert wird zudem auf die Aus- und Weiterbildung von
Technikern und Betriebsverantwortlichen gelegt. Hierzu werden während der
gesamten Projektlaufzeit von dreieinhalb Jahren Trainingsmodule durchgeführt.
Die TU ist Koordinator des Verbundvorhabens, übernimmt aber Forschungsaufgaben
im Bereich der Wasser- und Landnutzung und der Überwachung des Grundwassers.
Das Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Leibniz-Universität Hannover
erarbeitet das Stoff- und Energiestrom-Management, die Berliner Firmen Herbst
Umwelttechnik GmbH und VIS International GmbH entwickeln die Anlage.
Kim-Astrid Magister, TU Dresden