Afrika braucht mehr N- und P-Dünger

Landwirtschaft

Stickstoff und Phosphor begrenzen Ertragsfortschritt in Afrika

Nach einer aktuellen Studie des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) droht ein Mangel an Stickstoff und Phosphor den Ertrag des Ackerbaus in Afrika im Jahr 2050 um ein Drittel zu verringern [1].

Basis der Aussage ist die Feststellung, dass bereits heute die zu geringe Nutzung von Stickstoff und Phosphor in der Landwirtschaft nicht die Ernteerträge hervorbringt, wie sie möglich sein könnten. Das IIASA schätzt die Lücke in der Unterversorgung auf zehn Prozent und wird ohne Gegensteuerung bis 2050 auf 27 Prozent ansteigen.

Hauptautor Marijn van der Velde: „Die Forschung über die Unterdeckung der Nutzpflanzen mit Stickstoff und Phosphor zeigt die Grenzen der künftigen Nahrungsproduktion bei wachsender Bevölkerung auf.“

Mineralische Düngung

Stickstoff kann für Düngezwecke aus der Atmosphäre gewonnen werden, während Phosphor aus Bodenschätzen gewonnen werden muss, was vor allem diese Dünger in Zukunft erheblich verteuern dürfte. Wenn steigende Preise für Düngemittel Bauern von deren Verwendung abhalten, wird die Unterdeckung dieser Pflanzenstoffe noch größer.

Die Verwendung von Stickstoff ist in Afrika in den letzten zehn Jahren angestiegen, während Phosphatdünger auf niedrigem Niveau stagnieren. Die Studie hat die Verwendung der beiden Nährstoffe erstmals auf kontinentale Basis gestellt und kommt zu dem Ergebnis, dass in Afrika mehr gedüngt werden muss. Der Gebrauch von Phosphaten muss sich verdoppeln, um die Ertragskraft in Afrika bei heuitger N-Gabe voll auszunutzen.

Van der Velde sieht vor allem in der Phosphorversorgung eine große Herausforderung, weil die Verfügbarkeiten begrenzt sind. In Marokko liegen die die bedeutendsten Lagerstätten des Kontinents.

Organische Dünger

In einem Gutachten zur Internationalen Woche des Bodens 2013 hat Dr. Johannes Kotschi in einem Gutachten „A Soiled Reputation“ die Verwendung von mineralischen Düngemitteln kritisiert. Steigender Düngeraufwand resultiere nicht immer mit steigendem Ertrag, weil oft sauer wirkender Harnstoff als N eingesetzt werde, der über sinkenden Boden-pH auch die Pflanzenverfügbarkeit von Phosphor einschränke. Staaten wie Ghana nutzen rund 40 Prozent ihres Agrarbudgets für Düngersubventionen. Dr. Kotschi setzt hingegen auf Humuswirtschaft, bei denen Kompost und der Anbau von Leguminosen die Böden mit Stickstoff versorgt und Phosphor über tierischen Dung auf die Felder kommt [2].

Mehr Forschung notwendig

Dung, Leguminosen und Bioabfall können nach Marijn van der Velde wirklich interessante Quellen für Stickstoff und Phosphor sein, waren aber nicht Gegenstand der IIASA-Studie, teilt er Herd-und-Hof.de mit. Diese Quellen sind aber auch schwer zu quantifizieren. Im Afrika südlich der Sahara wird der Dung der Tiere nicht gesammelt und Bioabfall nicht erfasst. Sie könnten aber helfen, einen Teil der Versorgungslücke zu schließen. Mitautor Christian Folberth ist bei einer noch laufenden Studie dabei, den Beitrag von Leguminosen für die Stickstoffversorgung afrikanischer Böden zu untersuchen. Als Zweitfrucht gegen Bodenerosion außerhalb der Hauptsaison angebaut, können sie den N-Bedarf von Mais als anschließende Hauptfrucht in manchen Regionen nahezu komplett decken. Auf eine zusätzliche Phosphordüngung können die Bauern aber nicht verzichten.

Hier gibt es noch weiteren Forschungsbedarf.

Lesestoff:

[1] Van der Velde M, Folberth C, et. al. (2013). African crop yield reductions due to increasingly unbalanced Nitrogen and Phosphorus consumption. Global Change Biology doi: 10.1111/gcb.12481

[2] Johannes Kotschi (AGRECOL): A Soiled Reputation. Adverse impacts of mineral fertilizers in tropical agriculture. Hrsg.: Heinrich-Böll-Stiftung 2013

Roland Krieg

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