Afrika: Lange Arbeitsliste
Landwirtschaft
Afrika: Lange Aufgabenliste
Zum Abschluss der Afrikakonferenz umriss Handelsministerin Salimata Somé Traore aus Burkina Faso mit einem Blick auf den heimischen Bioanbau die Chancen und Herausforderungen für Afrikas Biomarkt. 23.600 ha sind in ihrem Land mittlerweile zertifiziert und je nach Produktgruppe liegt das jährliche Wachstum zwischen 50 und 234 Prozent. Beispiel ökologisch produzierte Baumwolle:
Anbaujahr |
Zahl der Betriebe |
Fläche in ha |
Produktion in t |
2004/05 |
72 |
30 |
12 |
2005/06 |
663 |
322 |
150 |
2006/07 |
1.151 |
684 |
347 |
2007/08 |
2.886 |
1.309 |
990 |
Q: Burkina Faso |
Die Ministerin klagt aber auch über die hohe Abhängigkeit, in die EU zu exportieren. Sie hofft demnächst einen Zugang zum amerikanischen Markt zu erhalten. Vorteile des Ökoanbaus sind profitable Preise und der Nutzen für die Umwelt. Allerdings sind der Marktzugang nach Europa zu schwer und die Kosten für die Zertifizierung zu hoch.
Märkte erschließen
Bo van Elzakker von Agro Eco in den Niederlanden differenziert die Marktchancen. Das fünfzigste Produkt mit Shea-Butter wird auf einen harten Wettbewerb treffen, während die Globalisierung auch spezifische Genüsse aus Afrika in den Vordergrund spielen wird. In den nächsten fünf Jahren könne sich der afrikanische Biomarkt verfünffachen. Bis dahin ist aber noch eine lange Arbeitsliste abzuarbeiten.Zunächst sieht er den Fokus auf Kleinbauern durchaus kritisch. Wenn ein Subsistenzbauer von einem Acre Land für 100 Euro Kakaobohnen verkaufen kann, er durch eine Umstellung auf den ökologischen Landbau danach 130 Euro verdienen würde, ist ihm nicht wesentlich geholfen, seine Armut zu verlassen. Er müsse auch die Chance haben, zu wachsen.
Die afrikanischen Exportagenturen haben überhaupt kein Geld, ihre Produkte in Europa einmal vorzustellen, um neue Märkte zu erschließen. Für Investoren in Afrika bietet die Politik keine sicheren Rahmenbedingungen. Zu oft werden nur Projekte durchgeführt und es fehlt an dauerhaftem Engagement der Industrieländer. Und: Nur Namibia exportiert Fleisch in die EU. Bei allen anderen Ländern liegt der Fokus auf der Pflanzenproduktion. Das müsse schon deshalb geändert werden, damit über die Tierproduktion Nährstoffe mit dem Dünger wieder auf die Felder gelangen können.
Paradigmenwechsel
Eustace Kiarii vom Kenya Organic zunächst einen Bewusstseinswandel in den Vordergrund. Die Bauern müssen zunächst lernen, ihren Betrieb aus der Subsistenz und der Tageswirtschaft in ein Geschäft zu überführen.
Ein wesentliches Manko liegt in der fehlenden afrikanischen Agrarforschung im Ökolandbau. Das meiste wird in Europa erforscht. Für die Wissenschaft in Afrika fehlt das Geld und sie ist zu wenig auf politische Konzepte für die Umsetzung ausgerichtet.
Im Gegensatz zum gesättigten Markt in Europa kämpft Afrika gegen Armut und Unterernährung. Der Ökolandbau ist nur eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Die konventionellen Konzerne wollen mit einer erneuten „grünen Revolution“ das gleiche, unterstellt van Elzakker. Das seien „keine Teufel“. Wenn sie den Bauern die siebenfache Ernte versprechen, dann sollen sie das erst einmal fünf Jahre beweisen. Elzakker ist sich sicher, dass sich am Ende der Ökoanbau durchsetzen wird.
roRo; Fotos: roRo
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