Afrika nachhaltig gestalten

Landwirtschaft

Afrikas Entwicklungschance

Es dominieren nicht die guten Nachrichten über den afrikanischen Kontinent: Nichts neues in Ostafrika, der Sahel hungert weiter und Mali besetzt derzeit das Bild des zerbrochenen Staates.
Hinter den Schlagzeilen verbirgt sich aber auch ein anderes Afrika, das ja nicht als Kontinent, sondern mit der Vielfalt seiner 53 Staaten wahrgenommen werden sollte. Seit 2000 wachsen die afrikanischen Staaten mit beschleunigter Geschwindigkeit. Handel, Mobilität und Infrastruktur haben sich in vielen Regionen deutlich verbessert. Doch ist das Wachstum in Afrika weder umfassend noch nachhaltig, heißt es in dem neuen UNCTAD-Bericht „Ökonomische Entwicklung in Afrika 2012“.

Abhängig von fossiler Ressourcen

Das Wachstum in Afrika ist vor allem durch die Abhängigkeit von fossiler Energie, Mineralien und Metallen bestimmt .Damit ist es auch den Preisvolatilitäten dieser Rohstoffe ausgesetzt.
Zweitens ist die landwirtschaftliche Produktivität pro Kopf gegenüber dem Weltdurchschnitt niedrig und mündet in Ernährungsunsicherheit. Die Afrikanische Entwicklungsbank schätzt die Produktivität auf nur 56 Prozent des globalen Durchschnitts ein und 30 Prozent der Menschen in Afrika südlich der Sahara gelten als mangelernährt.
Drittens erlebt Afrika eine Dekade der Deindustrialisierung. Der Anteil der Verarbeitung am Bruttosozialprodukt der afrikanischen Länder sank von 1990 bis 2008 von 15 auf 10 Prozent. In Westafrika sank die Quote sogar auf fünf Prozent.
Afrika weist eine starke Verstädterung auf. Derzeit leben 40 Prozent der Afrikaner in Städten und im Jahr 2050 sollen es 60 Prozent sein. Doch während die Verstädterung in Europa mit einer Industrialisierung und neuen Arbeitsplätzen in der Stadt und Technisierung der Landwirtschaft einherging, fehlen diese beiden Treiber auf dem Kontinent. Jährlich steigt die Zahl der Erwerbsfähigen Menschen in den Städten um 15,3 Millionen.

Nachhaltig von Beginn an

Für Afrika bietet sich nach den Autoren des Reports die große Möglichkeit an, die Entwicklung gleich nachhaltig zu gestalten. Erst wachsen und dann aufräumen sei der falsche Weg. Die Wissenschaftler von den Universitäten Klagenfurt, Graz und Wien fordern daher eine nachhaltige strukturelle Transformation des afrikanischen Kontinents.
Ein schwieriges Kapitel in dieser Entwicklung bleibt die Energie. 90 Prozent der Menschen sind noch auf Biomasse wie Holz angewiesen und mehr als eine halbe Million Menschen versterben an den Emissionen im Haushalt. Gleichzeitig ist Energie auch für die Modernisierung des Landwirtschaftssektors vonnöten. Die Politik muss die ausreichende Energieversorgung für alle gewährleisten. Dazu fehlt weitestgehend ein funktionierendes Versorgungsnetz. Die verarbeitende Industrie wie beispielsweise das Bagasse-Werk auf Mauritius, kann die Nebenprodukte der Zuckerproduktion, für die Energiegewinnung nutzen. Die Zuckerwerke stellen bereits die Hälfte des Strombedarfs auf der Insel im Indischen Ozean.
Solche Beispiele werden vor allem in Ländern mit Erdöl- und Kohlevorkommen keine Exklusivität genießen. Der UNCTAD-Bericht spricht sich daher gleich für einen länderspezifische Energiemix aus, der das Wachstum voranbringen könne.
Notwendig sind Effizienzanstrengungen, die sich beispielsweise Südafrika seit 2008 verabreicht hat. Jährlich soll die Energieeffizienz bis zum Jahr 2015 um 12 Prozent steigen.
Erneuerbare Energien haben den Vorteil, dass sie dezentral in den entlegenen ländlichen Räumen die kosteneffektivste Versorgung anbieten. Der Nutzung stünden aber technologische und finanzielle Barrieren im Wege, die für viele Länder nicht leicht zu überwinden sein werden. Die Regierungen müssten daher ein ganzes Paket für den Ausbau der erneuerbaren Energien verabschieden. Schließlich, so der Bericht, werden sie weltweit immer günstiger und in der Finanzkrise wurden weltweit 210 Milliarden US-Dollar in die grünen Energien investiert.
Äthiopien beispielsweise will bis 2025 eine Null-CO2-Emissions-Wirtschaft aufgebaut haben. Im aktuellen Energieplan von 2011 bis 2015 werden 8.000 MW erneuerbare Energien erzeugt. Alleine das Potenzial der Wasserkraft wird auf 45.000 MW geschätzt, so dass Äthiopien Energie in die Nachbarländer verkaufen kann.

Lesestoff:

Als Download finden Sie den Bericht unter der folgenden Adresse: http://unctad.org/en/pages/PublicationWebflyer.aspx?publicationid=131

roRo

Zurück