Agrarausblick: Produktivität ist der Schlüssel

Landwirtschaft

OECD-FAO: Agrar-Ausblick 2022

Wachsende Bevölkerung mit steigendem Konsum an verarbeiteten Produkten ist die eine Seite der globalen Herausforderung. 30 Prozent Ernteverluste und 850 Millionen Hungernde ist die andere Seite. Der aktuelle Ausblick auf die Agrarmärkte 2013 bis 2022 der OECD und FAO zeigt vorsichtigen Optimismus, dass die Nahrung reicht – auch wenn sich der zusätzliche Ernteertrag pro Jahr auf 1,5 Prozent verlangsamt. Ein Ruhekissen ist das aber nicht.

Nachfragemarkt

Die Lebensmittelpreise werden sich auf ein höheres Durchschnittsniveau einpendeln. Höhere Nachfrage und knapper werdende Ressourcen sind neben steigenden Betriebskosten die Preistreiber. Im Gegensatz zu den Vorjahrzehnten wechselt der Agrarbereich in einen Nachfragemarkt, wo die Politik die Bedingungen immer weniger bestimmt. Dabei ist der Klimawandel noch nicht einberechnet. Dürren wie die aus dem Jahr 2012 werden ihre deutlichen Auswirkungen auf die Preisvolatilitäten haben, so der Report.

Bei der Präsentation des Berichtes in Peking, sagte OECD-General-Sekretär Angel Gurria: „Der Ausblick auf den Agrarsektor ist relativ gut, mit einer starken Nachfrage, die Handel und Preise antreibt. Das Bild braucht aber eine kontinuierliche Erholung des Welthandels. Wenn das nicht gelingt, leiden Investitionen und Wachstum in der Landwirtschaft und gefährden die Ernährungssicherheit.“
Für Jose Graziano de Silva, Generalsekretär der FAO, sind hohe Lebensmittelpreise ein Anreiz für die Erhöhung der Produktivität in der Landwirtschaft.

Rolle der Industrieländer

Der Ausblick weist den Industrieländern eine zurückgehende Rolle zu. Der Verbrauch wird in absteigender Reihenfolge in Osteuropa, Zentralasien, Lateinamerika und Asien weiter steigen. Die Schwellen- und Industrieländer werden rund 80 Prozent der zusätzlichen Nachfrage erzeugen und die Produktivitätslücke selbst schließen. Das meiste Plus in der Nahrungsmittelproduktion soll aus Produktivitätssteigerungen resultieren. Vor allem im Fleischsektor. In den nächsten zehn Jahren werden sie auch eine größere Rolle im Agrarhandel übernehmen. Dazu müssen Investitionsprogramme in den ländlichen Räumen gefahren werden.

Länderschwerpunkt China

China wird im nächsten Jahrzehnt eine besondere Rolle im Agrarhandel erhalten und bekam von OECD und FAO einen Sonderbericht. China hat bis jetzt trotz geringer landwirtschaftlicher Nutzfläche und knapper Wasserressourcen ein hohes Maß an Selbstversorgung erreicht. Zwischen 1978 und 2011 stiege die landwirtschaftliche Produktion um das 4,5-fache. Seit 1990 ist die Bevölkerung um 200 Millionen angewachsen. Dennoch sank die Zahl der Hungernden um 100 Millionen. Wie aber die noch weiteren 158 Millionen Unterernährte zu versorgen sind, bleibt eine große Herausforderung.

Zwischen 2001 und 2012 stiegen Importe und Exporte im Agrarhandel von 27,9 auf 155,7 Milliarden US-Dollar an. Der Import hat sich dabei auf 12,9 Prozent etwas mehr als verdoppelt. Im letzten Jahr wies die Handelsbilanz ein Minus von 31 Milliarden US-Dollar. Der Bericht geht von einer schleichenden jährlichen Rate von 0,3 Prozent aus, mit der die Nachfrage die heimische Produktion übersteigt. Das entspricht in etwas dem Wert der letzten Dekade. Unklar ist, wie China dem begegnen will. China will den Exodus von Land aus dem Agrarbereich verhindern und hat in seinem 12. Fünf-Jahresplan produktspezifische Selbstversorgungsziele festgelegt. Aber selbst wenn die Ziele erreicht werden können, wie der Bericht mutmaßt, wird China den Weltagrarhandel beeinflussen. Bis 2022 wird ein Anstieg der Ölsaaten-Importe um 40 Prozent prognostiziert, was etwa 59 Prozent des Welthandels ausmacht. Die Konkurrenz in Indien wird den Baumwollsektor um 21 Prozent schrumpfen lassen. Die Lohnkosten in China sind zu hoch und kehren den Trend der letzten Dekade um.

Bis 2022 sollen die Chinesen mehr Schweinefleisch pro Kopf verzehren als die Europäer. Das wird einen riesigen Sog an Futtermittel in das Reich der Mitte entfachen. Auch Milch ist ein Wachstumsmarkt in China und der Konsum wird bis 2022 um 38 Prozent steigen. Den größten Teil nimmt Frischmilch ein, wobei Importe von Milchpulver, ob mager oder voll, um 20 Prozent ansteigen werden. Pulver wird 82 Prozent der Molkereiimporte ausmachen.
Ganz anders sieht es im Fischereibereich aus. Die Chinesen haben in den letzten Jahren eine führende Rolle in der Aquakultur eingenommen und werden diesen Sektor zwar langsamer, aber ausbauen. 2022 wird das Land etwa 63 Prozent der Fische in Aquakulturanlagen weltweit produzieren und bleibt damit einer der größten Fischexporteure der Welt.

Lesestoff:

www.agri-outlook.org

roRo; Grafiken: OECD-FAO Agricultural Outlook 2013 – 2022

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