Agrarhandel mindert die Klimabelastung

Landwirtschaft

Freihandel für den Klimaschutz

Hermann Lotze-Campen vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) verweist auf der Grünen Woche beim Grain Club auf die Folgen des Klimawandels mit extremen Wetterlagen und mit mehr Dürren und mehr Überflutungen. Damit würden auch die Missernten zunehmen. „Die Preise von Weizen, Mais und Reis werden steigen, vor allem in Entwicklungsländern wird auf eine ausreichende Versorgung mit Grundnahrungsmitteln kein Verlass sein“, erklärt er. Aus seiner Sicht könne der Freihandel hier helfen. Die Forschung zeigt laut Lotze-Campen, dass gerade offene Agrarmärkte dazu führen, dass die Veränderungen der Produktionsbedingungen durch den Klimawandel besser aufgefangen werden können.

Agrarhandel als ein Instrument der Klimapolitik

Der Handel mit Getreide oder Fleisch könne ein Element von mehreren Instrumenten der Klimapolitik sein. Ein offenes Handelssystem könne besser einen Mangel oder einen Überschuss an Grundnahrungsmitteln zwischen unterschiedlichen Regionen ausgleichen, so der Forscher. Er berichtet weiter von Berechnungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, die zeigten, dass bei einer restriktiven Handelspolitik die Verluste durch den Klimawandel in der Landwirtschaft weltweit auf etwa 2,5 Billionen Dollar im Jahr steigen könnten. Würde der Handel hingegen weiter liberalisiert, ließen sich diese Verluste wenigstens halbieren, schreibt er. Offene Handelswege könnten danach zu niedrigeren Nahrungsmittelpreisen führen. „Das kommt am Ende vor allem ärmeren Bevölkerungsgruppen in den Entwicklungsländern zugute, die einen hohen Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen“, so Lotze-Campen.

Politik soll Marktöffnung begleiten

Aus Sicht von Lotze-Campen muss eine weitere Öffnung der Märkte von der Politik begleitet werden. In trockenen Weltregionen zum Beispiel sollte die Wasserentnahme durch die Landwirtschaft reguliert werden; am besten durch ein lokal angepasstes Preissystem, das auch die Grundbedürfnisse armer Bevölkerungsschichten berücksichtigt. Ansonsten könne sich die Wasserknappheit in einer Region durch den Export von Agrargütern sogar verschlimmern. Es dürfe auch nicht so sein, dass Entwicklungsländer ihre Märkte öffnen - gerade Regionen wie Europa müssen ihre Agrarmärkte weiter liberalisieren und preisverzerrende Subventionen weiter abbauen, argumentiert er weiter. Bei der Öffnung der Agrarmärkte ginge es am Ende um das „wie nicht nur um das ob“, so der Wissenschaftler. Der Handel ist aber nur ein Baustein der Lösung. Zudem setzt er funktionierende Märkte voraus.

Grain Club

Die Mitglieder repräsenteiren die verschiedenen Stun der Getreide-, Futtermittel- und Ölsaatenwirtschaft. www.grain-club.de

Lesestoff:

Miodrag Stevanovic, Hermann Lotze-Campen et al.: The Impact of high-end climate change on agricultural welfare; Scienes Advances, 24. August 2016; Vol. 2, no, 8 DOI: 10.1126/sciadv.1501452 http://advances.sciencemag.org/content/2/8/e1501452

Roland Krieg

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