Agrarmärkte 2017 und 2018 uneinheitlich
Landwirtschaft
EU prognostiziert Milchpreis im Aufwärtstrend
Der am Mittwoch vorgestellte EU-Marktaublick für den Agrarsektor prognostiziert eine Verstetigung der Milchpreiserholung, während volle Getreideläger weltweit die Preise niedrig halten.
Makroökonomischer Rahmen
Das Preistief für Dünger und fossile Energien zu Jahresbeginn 2016 scheint beendet. Die Deckelung der Ölförderung durch die OPEC, geringere Gasförderung in Asien und eine starke Nachfrage, werden die Preislatte über das Niveau von 2016 legen. Für Lebensmittel wird nur ein geringerer Preisanstieg erwartet. Das globale Wirtschaftswachstum soll in den beiden kommenden Jahren wieder steigen und das der EU sich erholen. Das Wachstum in den USA werde sich von oben der 2-Prozent-Marke nähern und das von Großbritannien wegen des Brexits auf ein Prozent halbieren. Für die Exporteure sieht der Bericht gute Möglichkeiten in den nächsten Monaten, weil der US-Dollar gegenüber dem Euro anziehen werde.
Getreide
Die weltweit gute Versorgung mit Getreide wird der steigenden Nachfrage standhalten und der Preis weiter auf dem Niveau von 35 Prozent unter dem Fünf-Jahres-Schnitt liegen. Die Europäer werden sich weniger an der weltweiten Nachfrage beteiligen können. Die um fünf Prozent geringere Getreideernte aus dem letzten Jahr resultiert in einem geringeren Lagerungsbestand und Rückgang der Exporte. Die Wintersaaten haben sich aktuell für die kommende Ernte gut entwickelt. Ein Band an Regendefizit zieht sich von Bayern über Polen bis in das Baltikum. Südosteuropa leidet derzeit an kalten Temperaturen, was aber derzeit keine ernsten Sorgen hervorruft. Innerhalb der EU, in der Ukraine und Russland sind bis Ende Februar nur kleine Regionen von geringen Auswinterungen betroffen.
Ölsaaten
Sonnenblumen und Soja sind weltweit in ausreichendem Maße für kleineres Geld vorhanden, während die Versorgungslage bei Raps enger wird und die Priese in die Höhe zwingt. Der Blick auf die Aussaatflächen für Winterraps und prognostizierten Sommerrapsflächen lässt aber eine Normalisierung der Versorgungslage erwarten. Mit 6,6 Millionen Hektar wird die Anbaufläche in der EU um zwei Prozent über dem Vorjahresniveau liegen.
Zuckerrüben
Keine Überraschungen gibt es bei den Zuckerpreisen. Das Ende der Zuckerquote gleicht den EU-Preis mit dem Weltmarktpreis an. Wegen eines prognostizierten Zuckerdefizits von 6,2 Millionen Tonnen soll der Preis auf über 500 Euro pro Tonne Zucker klettern.
Milch
Bis Dezember 2016 hat der Milchpreis um sieben Euro je 100 kg auf 33,05 zugelegt, liegt acht Prozent über dem Vorjahresniveau und nahe dem Durchschnittspreis der Periode 2011 bis 2015. Die EU führt den Anstieg auf die saisonal geringere Milchmenge, des freiwilligen Produktionsverzichtes in der EU, geringerer Produktion in Südamerika, Neuseeland und Australien und einem stärkeren Anstieg der Käsenachfrage zurück. Die Milchkrise hat auf EU-Durchschnitt im Dezember 2016 nur einen Rückgang von 0,4 Prozent der Milchkühe und eine Steigerung der Anlieferung von 0,4 Prozent zu verzeichnen. In den einzelnen Mitgliedsländern variieren die Zahlen jedoch erheblich. In den drei letzten Quartalen 2017 soll die Milchanlieferung über den Jahren 2015 und 2016 liegen. Für 2018 erwartet die EU eine höhere Milchnachfrage weltweit.
Getragen wird der Milchpreis durch die Verkaufsrekorde bei Käse. Die EU hat im letzten Jahr 800.000 Tonnen exportiert und erreicht mit 2.740 Euro je Tonne Cheddar den Rekordbereich der Jahre 2011 bis 2015. Falls der Importbann Russlands im Jahr 2018 fällt, könnten weitere 78.000 Tonnen Käse exportiert werden. Wachstum bietet auch der Binnenmarkt. Im dritten Jahr hintereinander stieg der Pro-Kopf-Konsum auf 17,7 kg pro Jahr.
Rindfleisch
Ende 2016 wurden zwar 80.000 mehr Saugkälber gezählt, aber die EU-Herde nimmt bei 12,4 Millionen nur langsam zu. Mastrinder werden in der nächsten Zeit vermehrt durch Färsen und ausscheidende Milchkühe ersetzt. Eine leichte Steigerung beim Rindfleischkonsum in diesem Jahr könnte die Preise stabilisieren.
Der Export von Lebendrindern ist gegenüber 2015 um 23 Prozent angestiegen. Die Exporte in die Türkei erleben einen steigenden Wettbewerb durch Rinder aus Brasilien und Uruguay. Europa könnte hingegen mehr Rinder nach Algerien und Ägypten absetzen.
Schweine
Ganz anders sieht es bei den Schweinen aus. Die Verringerung der Sauenbestände resultiert in fehlende Ferkel und sinkende Mastbestände, was 2017 anhalten werde. Nur Spanien und Polen haben ihre Bestände ausgebaut. 2017 wird die EU 23 Millionen Tonnen weniger Schweinefleisch produzieren und sich auch 2018 auf diesem Niveau stabilisieren. Das wird den Mästern stabilere Margen bringen. Freuen hingegen dürfen sich die Exporteure, die im letzten Jahr 2,8 Millionen Tonnen und 28 Prozent mehr Schweinefleisch hauptsächlich nach China verkauft haben. Nachsehen hatten nur die polnischen Schweinehalter, weil sie wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest mit einem Exportbann belegt wurden. Wegen Russlands Importbann hängt der Export an China. Die Prognose geht von einem leichten Minus für 2017 aus.
Lesestoff:
Outlook und Marktdaten der einzelnen Länder: http://ec.europa.eu/agriculture/markets-and-prices/short-term-outlook_en
roRo