Agrarrat in Brüssel
Landwirtschaft
Minister für Tierrechte leitet den Agrarrat
Am Montag fand der erste Agrarrat unter maltesischer Ratspräsidentschaft statt. Die Leitung hatte Roderick Galdes, der nicht nur Minister für Landwirtschaft und Fischerei, sondern auch für Tierrechte ist. Die spannendsten Aufgaben liegen in der Fortführung oder Beendigung der EU-Ökoverordnung und das Einbringen einer gemeinsamen Ratsmeinung zur nachhaltigen Forstwirtschaft auf der 12. Waldsitzung der Vereinten Nationen im kommenden Mai. Als neues Betätigungsfeld hat sich Malta Innovationen im Bereich der Bewässerung auf die Agenda geschrieben.
Handelsabkommen
Zur Studie über Effekte internatioanler Handelsabkommen auf den Agrarbereich wurden Defizite bemängelt, dass verarbeitete Produkte nicht berücksichtigt und nicht alle Sektoren begutachtet wurden [1]. Im Wesentlichen geht es um die Auswirkungen auf die in der EU vorhandenen höheren Umwelt- und Tierschutzstandards. Da auch nur 12 Abkommen untersucht wurden, forderten 12 Mitgliedsländer eine Ausweitung der Begutachtung und Berücksichtigung besonders sensibler Sektoren.
Märkte, Milch, Lammfleisch und Teran
Da seit mehr als zwei Jahren die Preisvolatilität in den europäischen Agrarmärkten hoch ist, sollen Marktberichtstellen und Interventionsmöglichkeiten fortgeführt werden. Bezogen auf das Hilfspaket bei Milch zeigten sich die Agrarminister zufrieden und würden es über 2020 hinaus fortführen wollen. Erzeuger- und Branchenorganisationen sollen weiterhin gestärkt werden.
Rund 900.000 Schafhalter gibt es in der EU. Die meisten in Großbritannien, Frankreich, Rumänien und Italien. Seit den 1980er Jahren hat sich der Schafbestand um 25 Millionen auf 86,5 Millionen verringert. Der Markt für Schaf- und Ziegenfleisch umfasst 5,5 Milliarden Euro im Jahr 2015. Die EU kann sich nur zu 87 Prozent selbst mit Schaffleisch versorgen. Doch eine Ausweitung der Schaffleischerzeugung stößt auf Probleme, weil die Erlöse für die Schäfer zu niedrig sind und im Wettbewerb mit preiswerten Importen kaum bestehen können. Bis auf regionale Spezialitäten ist die Produktivität auf diesem Sektor gering, das Alter der Schäfer überdurchschnittlich hoch. Der Agrarrat unterstützt das Votum des EU Sheep Meat Forum der vier genannten Länder für mehr Unterstützung in der Gemeinsamen Agararpolitik (GAP) sowohl in der ersten als als prioritär in der zweiten Säule. Für dieUmweltleistungen der Schäfer sollte ein neues Förderprogramm aufgelegt werden. Außerdem soll es ein spezielles Marketingprogramm für europäisches Schaffleisch geben. Bevorzugter Marktzugang für Lammfleischexporteure in die EU soll nicht weiter ausgedehnt und Schaffleisch soll als sensibles Gut in der EU besonders geschützt werden dürfen.
Teran ist der „Wein der Starken“ und wird seit dem Ende des 14. Jahrhunderts so genannt. Die Wein in Keramikflaschen erhielt bald große Berühmtheit. Gekeltert wurde die Rotweinsorte von istrischen Tagelöhnern und zeichnet sich durch seine Herbheit aus, die aber auch bei Adeligen Gefallen fand. Die Slowenen sagen, der Wein habe beim Schwenken des Glases die Farbe von Hasenblut und ein Himbeeraroma. Die Kommission will allerdings den Anbau und den Vertrieb von Teran in einer delegeierten Rechtsakte auch in anderen Mitgliedsländern erlauben. Die slowenische Delegation trug ihre Sorge vor, dass dadurch die Regeln der geschützten Ursprungsbezeichnung gebrochen werden. Der Vertreter der Kommission verwies allerdings auf die Ausnahmenregelung in der Gemeinsamen Marktordnung.
Neuseeland
Polen hat einen Antrag eingebracht, bei den künftigen Verhandlungen mit Neuseeland Milch aus dem Freihandelsabkommen herauszunehmen [2].
Westlicher Dorsch in der Ostsee
Der Rat hat den Fangquoten in der Ostsee zugestimmt. Dazu gehört ein Fangverbot für die Zeit zwischen dem 01. Februar und dem 31. März, das erst im Dezember durch das Technische Komitee festgelegt wurde. Der Ministerrat hat jetzt für Fangboote unterhalb einer Gesamtlänge von 15 Meter und für Seegebiete mit weniger als 20 Meter Wassertiefe Ausnahmen zugelassen.
Lesestoff:
[1] Direktlink zum Bericht: http://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/bitstream/JRC103602/lb-na-28206-en-n_full_report_final.pdf
[2] Merkel setzte sich in der letzten Woche für ein Abkommen ein: https://herd-und-hof.de/handel-/handelsabkommen-mit-neuseeland.html
Roland Krieg; Foto: EU-Video von der Ministerankunft