Agrarstrukturbericht Thüringen
Landwirtschaft
Thüringen will Agrarstruktur stabilisieren
Erstmals seit 1990 hat der Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft in Thüringen, Benjamin-Immanuel Hoff einen Agrarstrukturbericht vorgestellt. „Es besteht ein öffentliches Interesse an Transparenz zu Strukturen der Betriebe, der Bodennutzung und des Bodenmarktes. Unser Agrarstrukturbericht ist eine Bestandsaufnahme, mit der wir Daten und Fakten erhoben und bewertet haben“, so Minister Hoff. Für die Weiterentwicklung ist eine umfassende Datenanalyse notwendig. Grundsätzlich hat sich nach der Wende eine Agrarstruktur entwickelt, die sich nach Hoff bis heute von der Agrarstruktur in den alten Bundesländern unterscheide.
Die neue Generation
Die wichtigste Herausforderung ist derzeit der Generationenwechsel. Doch die Nachfolger brauchen wirtschaftliche Bedingungen für die Weiterführung der Betriebe. Sie konkurrieren seit rund zehn Jahren mit nichtlandwirtschaftlichen Investoren um Ackerfläche, die als lukrative Kapitalanlage entdeckt wurde. Der Preis für einen Hektar Ackerland ist von 2005 bis 2020 von 5.435 auf 11.722 Euro angestiegen.
Neue Förderpolitik
Für die Weiterentwicklung setzt Hoff auf eine neue Förderpolitik: „Unsere Förderpolitik werden wir so gestalten, dass sie die Agrarbetriebe bei den notwendigen Investitionen in Tierwohl- und Umweltleistungen bestmöglich unterstützt. Das Boden- und Pachtrecht wollen wir ergänzen, damit der Grundstücksverkehr am landwirtschaftlichen Bodenmarkt transparent wird, insbesondere bei Anteilskäufen, den sogenannte share deals. Nur so können wir Konzentrationsprozesse und extreme Preissteigerungen am Bodenmarkt eindämmen.“ Im September finden Landtagswahlen in Thüringen statt.
Umbrüche
Die politischen, sozialen und technischen Umbrüche der vergangenen 100 Jahre haben die Thüringer Agrarstruktur stark geprägt. Gab es in Thüringen vor dem 2. Weltkrieg rund 150.000 Agrarbetriebe mit durchschnittlich 8 Hektar bewirtschafteter Fläche, waren es nach der Bodenreform und Zwangskollektivierung in der DDR bis 1989 nur noch 202 Betriebe mit im Schnitt 4.200 Hektar Fläche. Nach der Friedlichen Revolution und Wiedervereinigung vollzog sich seit 1990 eine massive Transformation der zuvor überwiegend genossenschaftlich geprägten Betriebe. Von den neugegründeten 2.100 Betrieben in 1991 entwickelte sich bis 2019 die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe auf fast 4.600 in verschiedenen Rechtsformen und mit im Durchschnitt etwa 220 Hektar Betriebsgröße.
Ökolandbau
Mit sieben Prozent liegt Thüringen unter dem Anteil der ökologischen Fläche an der landwirtschaftlichen Fläche von zehn Prozent im Bundesdurchschnitt. 1995 wurden aber die ersten 13.122 Hektar (1,6 Prozent gezählt. 2020 sind es voraussichtlich 54.001 ha. Seit 2015 gibt es einen Öko-Aktionsplan und das Thüringer Öko-Herz bildet ein Netzwerk, das besonders im Bereich der „Sozialen Landwirtschaft“ eine zentrale beratende und koordinierende Funktion einnimmt.
Lesestoff:
https://infrastruktur-landwirtschaft.thueringen.de/
roRo
© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html