Agrochemie im Aufschwung

Landwirtschaft

PSM und Dünger stärker nachgefragt

Die Jahrespressekonferenz des Industrieverband Agrar (IVA) hat am Dienstag erfreuliche Zahlen für die Branche hervorgebracht. Im vergangenen Jahr haben sich die deutschen Märkte für Pflanzenschutzmittel (PSM) und Dünger stabilisiert. Für PSM wurden insgesamt 1,255 Milliarden Euro ausgegeben, nur sieben Millionen weniger als im Vorjahr. Im Düngerbereich stieg der Absatz an Stickstoff um 1,2 Prozent auf 1,57 Millionen Tonnen an. Der Absatz an Phosphat stieg um 34,9 Prozent auf 235.000 Tonnen an. Kali hatte in den Jahren davor deutliche Einbußen hinnehmen müssen, konnte daher im letzten Jahr um 102,5 Prozent auf 363.000 Tonnen steigen.

Pflanzenschutzmarkt

Obwohl die Witterung im letzten Jahr schwierig und die Vegetationsperiode kurz war, schrumpfte der Markt für PSM nur um 0,6 Prozent, so der IVA. Die IVA-Mitgliedsunternehmen konnten rund vier Milliarden Euro umsetzen, rund 200 Millionen Euro weniger als im Vorjahr.
Ein Plus gab es bei Herbiziden mit 540 Millionen Euro. Fungizide nahmen um 0,4 Prozent auf 506 Millionen Euro ab. Andere Insektizide verloren 0,7 Prozent und erzielten 138 Millionen Euro Umsatz.
Die anziehenden Agrarpreise geben der Branche Anlass zum Optimismus, auch wenn die Saison noch früh ist, so Jachmann.
Wermutstropfen für die Branche ist die Novelle des deutschen Pflanzenschutzgesetzes, dass das EU-Pflanzenschutzpaket umsetzen soll. Obwohl die EU-Verordnung 1107/2009 ab dem 14. Juni in ganz Europa geltendes Recht ist, bleibt die Organisation der Zulassung immer noch nationales Recht. Es sei immer noch nicht geregelt, wer dafür in Deutschland zuständig sein soll. „Es ist allein an der Politik zu entscheiden, wer an welcher Stelle und mit welcher Kompetenz am Zulassungsverfahren mitwirken soll“, so Jachmann

Düngemittelmarkt

Weltweit nimmt der Absatz an Düngemittel wieder zu, erklärte Hermann Kuhlmann, Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenernährung im IVA. Auch in Deutschland. Bis einschließlich März wurde sieben Prozent mehr Dünger verkauft als der Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Nach Kuhlmann werde die Nachfrage bis Saisonende im Juni anhalten. Ursache seien die gestiegenen Erzeugerpreise. Denn auch wenn die Düngerkosten angezogen haben, konnten die Bauern immer noch höhere erlöse mit ihren ernten erzielen. Im Vergleich zu den landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen seien die Düngerpreise nach wie vor günstig, so Kuhlmann.

Politik verhindert mehr

Nach IVA-Präsident Theo Jachmann stehe das Agribusiness in Europa vor einer paradoxen Situation: „Auf der einen Seite zeigen die Preissprünge für Agrarrohstoffe in den zurückliegenden Monaten, dass die Produktion von Nahrungsmitteln mit dem wieder stark steigenden Bedarf kaum noch Schritt hält. Das Resultat sind höhere Preise, die vor allem die ärmsten Regionen der Welt treffen. Auf der anderen Seite scheint dies Europa wenig zu kümmern.“ Nach Jachmann behinderten die jüngsten Vorschläge zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik eine Mehr an Produktion. Europa ist zum Nettoimporteur geworden und mindere mit seiner Agrarpolitik die landwirtschaftliche Produktion.

Intensiv das Klima schützen

Kuhlmann nahm auf der Pressekonferenz auch die aktuelle Diskussion um die Ausrichtung der Produktion auf. Es sei ein Irrglaube, dass eine Extensivierung die Emission der Treibhausgase aus der Landwirtschaft reduziere. Er bezog sich auf eine britische Studie, die belege, dass ohne Intensivierung die Landwirtschaft seit 1961 etwa 500 Milliarden Tonnen Treibhausgase mehr freigesetzt hätte.
Wenige Stickstoffdüngung führe zu geringeren Erträgen. Um dann das gleiche Ernteniveau zu erreichen, müsste mehr Fläche in Kultur genommen werden. Ohne Intensivierung seit 1961 hätten 1,76 Milliarden Hektar Land mehr bearbeitet werden müssen.

roRo

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