Aigner bei Brandenburger Bauern
Landwirtschaft
Aigner verteidigt EHEC-Politik auf der BraLa
Auf der 20. Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung
hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner die Politik anlässlich der
EHEC-Infektionen verteidigt.
Zunächst zeigte sie großes Verständnis über die
Situation der Gemüsebauern, die infolge hoher Kaufzurückhaltung keine Tomaten,
Salate und Gurken mehr verkaufen können. Zum anderen legte sie die Situation
dar, in der die Politik ist. Es habe vom Bundeslandwirtschaftsministerium
keinen Generalverdacht gegen Gemüsesorten gegeben, die einen derartigen Kaufrückgang
erklären. Die Erhebungen von Robert Koch-Institut und dem Bundesinstitut für Risikobewertung
ist von Anfang an ein riesiges Puzzle gewesen, so Aigner. Mit Hilfe von Fragebögen
wurde das Verzehr- und Konsumverhalten von Patienten evaluiert. Die größte
Schnittmenge aus den Antworten bezog sich auf Tomaten, Gurken und Salaten und auf
den geografischen Raum Norddeutschland. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Erreger
nicht nur von den zunächst identifizierten spanischen Gurken kommen müssen. Die
Eintragsquelle könne auch beim Handel bis hin zur Verpackungsindustrie liegen. Angesichts
von mittlerweile 470 schwer erkrankten Menschen und 18 Toten gehe
Gesundheitsschutz vor. Darüber seien sich die Institute und beteiligten
Ministerien einig gewesen. Deshalb wird auch die allgemeine Warnung beibehalten,
da die Eintragsquelle immer noch nicht identifiziert sei. Die Suche sei wie
eine nach der Stecknadel im Heuhaufen.
Derweil nutzt die Brandenburger Marketingorganisation pro agro
die BraLa, das Vertrauen der Konsumenten wieder zu gewinnen. Brandenburger
Gemüsebauern haben bis zu 90 Prozent ihrer Produktion verloren, obwohl die Eigenkontrollen
keine EHEC-Keime nachgewiesen haben. Zudem sind einige Produkte nur in Folien
verpackt im Handel zu erhalten. Brandenburgs Landwirtschaftsminister Jörg
Vogelsänger unterstützte die Aktion. Ob es europaweit Entschädigungen für die
Gemüsebauern gibt, ist derweil noch offen. Am Donnerstag telefonierte
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis
Zapatero. Sie warb um Verständnis die europäischen Bürger in allen Phasen über
die Analyseergebnisse informieren zu müssen. Zapatero und Merkel wollen sich
auf europäischer Ebene für Entschädigungen einsetzen.
GAP
Weitere Themen auf der Landesbauernversammlung ist die Gemeinsame
Agrarpolitik gewesen. Landesbauernpräsident Udo Folgart zeigte sich mit
Ministerin Aigner einig, dass das zwei-Säulen-Modell beibehalten werden soll, der
Agrarhaushalt vergleichbar stark bleiben soll und das es keine Kappung und Degression
bei den Direktzahlungen bei großen Betrieben nicht geben solle. Aigner verwies dabei
auf die Beschlüsse der Agrarministerkonferenz, dass sich die Bundesregierung in
Brüssel gegen die Kappung ausspreche. Aigner schlug vor, den Begriff des „aktiven
Landwirtes“, der Direktzahlungen erhalten soll, durch eine flächenorientierte
Definition zu ersetzen. Gelder sollen nur die erhalten, die eine
landwirtschaftlich ausgewiesene Fläche auch aktiv bearbeiten.
Landesbauernpräsident Udo Folgart sprach das Thema
Kulap an. Neue Anträge, die über die derzeitige Förderperiode hinaus gehen,
werden wegen fehlender Anschlussfinanzierung nicht mehr genehmigt, was kürzlich
die FÖL zu heftiger Kritik veranlasste. Nach sei generell zu überdenken, ob
eine fünfjährige Förderlaufzeit nicht zu lang sei.
Brandenburger Diskussion
Für Jörg Vogelsänger ist die Situation paradox. Während
es einen bundeseinheitlichen Beschluss dazu gebe, sei die Meinung in seinem
Land gespalten und die Kappung teilweise befürwortet. Das zeigte sich während
der anschließenden Diskussion.
Ralf Holzschuher (SPD) will keine großen Betrieb
zerschlagen, um kleine Höfe zu erhalten. Die Agrarstruktur solle beibehalten
werden. Was allerdings zu verhinder sei, ist das einkaufen großer Konzerne über
die Bodenveräußerungen der BVVG. Flächen sollen zunächst an die Bauern verkauft
werden. Zudem werde die Masse an landwirtschaftlichen Erzeugnissen von großen
Betrieben erzeugt. Die Struktur kleiner Betriebe sein nicht mehr zeitgemäß.
Demgegenüber sagte Dieter Dombrowski (CDU), dass die
Mehrheit der Betriebe weniger als 500 Hektar bewirtschafte und alle Betriebe
ihre Berechtigungen haben. Die Leitbilddiskussion solle nicht über die
Betriebsgröße geführt werden. Ähnlich sieht das Gregor Beyer (FDP). Die „Groß-Klein“-Debatte
werde dogmatisch geführt. Alle Bauern müssten ihr einkommen aus der Landwirtschaft
erzielen können. Die Probleme lägen mehr im Umweltministerium, das mit seinen
Auflagen die landwirtschaftliche Praxis nicht mehr erreiche.
Roland Krieg (Text und Foto)